Ölpreis auf Erholungskurs?

Das Barrel kostet nun wieder 50 Dollar, aber es bleibt abzuwarten, was passiert, wenn Kanada normal fördert

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die letzten Wochen gab es einen starken Aufwärtstrend beim Ölpreis. Mit knapp 50 US-Dollar ist er nun wieder deutlich entfernt von den Tiefständen zum Jahresanfang, wo das Barrel mit 159 Liter sogar weniger als 30 Dollar gekostet hat. Die steigenden Preise in den letzten Wochen wurden vor allem damit begründet, dass die riesigen Waldbrände in der kanadischen Provinz Alberta um die Stadt Fort McMurray die Produktion von Öl aus Ölsand praktisch zum Erliegen brachte.

Die Mehrzahl der Beschäftigten in den Anlagen musste abgezogen werden. Es blieben nur noch kleine Belegschaften, um in Notfällen eingreifen zu können, Öl fördern konnten sie aber nicht. Doch nun wurde die Anordnung zur Evakuierung aufgehoben, die Förderung von Öl beginnt wieder. Die ausgefallene Fördermenge von geschätzten eine Million Barrel täglich dürfte bald wieder auf den Markt geschwemmt werden und den Ölpreis wieder unter Druck bringen.

Ein weiterer Grund für den steigenden Ölpreis ist, dass der Fracking-Industrie in Nordamerika angesichts der für sie ruinösen Preise zunehmend die Luft ausgeht. Wie erwartet, ist die Produktion seit dem Rekord vor knapp einem Jahr mit 9,6 Millionen Barrel täglich in den USA um fast eine Million gesunken. Die derzeitigen 8,7 Millionen Barrel wurden zuletzt im August 2014 gefördert.

Ein weiterer Grund für einen derzeit steigenden Ölpreis ist darin zu sehen, dass sich die OPEC-Länder in einer Woche in Wien treffen werden. Insgesamt wird darauf spekuliert, wie schon vor dem letzten Treffen, dass sich die Organisation erdölexportierender Länder auf ein Einfrieren der Fördermengen einigen könnte. So wurde unter anderem auch berichtet, dass der große Glencore-Konzern eine riesige Wette auf Öl laufen hat. Die Schweizer hätten große Mengen Öl auch mit dem Ziel gekauft, um den Preis nach oben zu treiben.

Dass sich das Öl-Kartell nun auf eine Förderbegrenzung einigen kann, darf jedoch kaum erwartet werden. Das gelang schon in Doha im April nicht, als die Preise deutlich niedriger waren. Sie stiegen im Vorfeld der Sitzung zunächst an, gingen aber im Anschluss wieder deutlich in die Knie. Da die Preise nun aber höher sind, sind die Chancen auf Einigung noch geringer, denn mit einem Preis von 50 Dollar kommen die Fracker in den USA wieder an die Schwelle der Rentabilität, woran das in der OPEC bestimmende Saudi-Arabien keinerlei Interesse hat.

Die Saudis sehen auch den erneuten Aufstieg des schiitischen Iran mit Sorge. Deshalb wollten sie in Doha erreichen, dass der Rivale die Fördermenge ebenfalls begrenzt. Doch Teheran will davon nichts wissen, sondern will seine Marktanteile zurückgewinnen und die Förderung wieder auf das Niveau vor dem Beginn der Sanktionen bringen. Der Iran hat schon bisher die sinkende Fracking-Produktion in den USA mehr als ausgeglichen. An seiner Politik will der Iran festhalten, bestätigte das Land gerade. Die Hoffnungen auf eine Einigung in Wien sind deshalb wenig begründet. Eigentlich darf mit der Aufnahme der Förderung in Kanada damit gerechnet werden, dass der Ölpreis wieder fällt oder bestenfalls stagniert.