Unter Obama waren die USA am längsten im Krieg

Absehbar ist, dass er zwei Amtszeiten ununterbrochen oberster Kriegsherr war, dabei ist der Anteil der Privaten Dienstleister weiter gestiegen

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Die Zeit der Obama-Präsidentschaft geht zu Ende. Barack Obama, der angetreten war, die Kriege der Bush-Zeit zu beenden, den Gang in eine atomwaffenfreie Welt zu befördern und die USA, mitunter zu einem Schurkenstaat im Globalen Krieg gegen den Terror geworden, wieder in einen Rechtsstaat zurückzuführen, wird nun wohl des Öfteren kritisch bewertet werden. Einen Erfolg hat er schon vor Ende seiner Amtszeit eingefahren, wie die New York Times herausstrich: Er war länger als sein Vorgänger und als alle anderen Präsidenten der oberste Kriegsherr, unter ihm war die amerikanische Nation zwei Amtszeiten ununterbrochen im Krieg.

Auch wenn Obama den von Bush angekündigten "Long War" nicht fortsetzen wollte, hat er ihn mitsamt der ausgestellten Kriegsermächtigungen bis heute verlängert und hat zudem den von Bush begonnenen neuen Kalten Krieg gegen Russland und China mitsamt dem Wettrüsten verstärkt. Obama hat zwar die Zahl der Bodentruppen im Nahen Osten reduziert, aber dies kompensiert durch den Drohnenkrieg - Drohnenangriffe wurden mittlerweile in sieben Ländern praktiziert - und Einsätzen von Spezialeinheiten.

Unter Obama wurde wieder ein Luftkrieg im Irak und in Syrien begonnen, neue Einsätze von Bodentruppen gab es ebenfalls in beiden Ländern, in Afghanistan wurde der weitere Rückzug gestoppt und wieder auf Kriegsmodus umgeschaltet. Spezialeinheiten werden auch in anderen Ländern wie Libyen oder in Jemen eingesetzt, aber das soll verdeckt bleiben. Der Gegner von militärischen Interventionen hat lediglich von offener auf verdeckte Kriegsführung umgeschaltet.

Worauf Micah Zenko nun in Foreign Policy hinwies, setzte sich unter Obama auch das Outsourcing der Kriegseinsätze fort, das unter Bush immens angewachsen war ("Ein Haufen gesetz- und gottloser Rambos"). Seit dem Ende des Kalten Kriegs setzen das Weiße Haus und das Pentagon zunehmend bei Kriegseinsätzen auf private Dienstleister, um Aufgaben zu leisten, die bislang das Militär selbst geleistet hat (Wie Söldner zu Geschäftleuten wurden). Damit soll Geld gespart werden, was zweifelhaft ist, aber es sollen auch die Risiken für das Militär reduziert werden, was hilft, Kritik an Kriegseinsätzen zu vermeiden, da nicht Soldaten, sondern nur Söldner sterben, oft auch keine Amerikaner, z.B. Söldner aus Uganda.

Private Sicherheitsdienstleister in Afghanistan. Bild: USAF

Nach Angaben des Pentagon (USCENTCOM) Waren im ersten Vierteljahr 2016 fast 44.000 Dienstleister in Afghanistan, im Irak und anderen Einsatzorten wie Kuweit im Auftrag des US-Militärs (DoD Contractor Personnel) beschäftigt. In Afghanistan sind noch knapp 10.000 Soldaten stationiert, aber mehr als 30.000 private Dienstleister, darunter mehr als 10.000 US-Bürger, für alle möglichen Aufgaben, für Sicherheit werden 10 Prozent beschäftigt. Auf einen Soldaten kommen also 3 Dienstleister.

Im Irak direkt sind etwas mehr als 4000 Soldaten und mehr als 7800 Dienstleister für die US-Regierung insgesamt beschäftigt, etwas mehr als 2000 davon werden vom Pentagon bezahlt. Dazu zählen nicht, so Forein Policy, die Mitarbeiter der zahlreichen Geheimdienste. Nach Michael Rogers, dem Kommandeur des US-Cyberkommandos, ist schon ein Viertel der Mitarbeiter outgesourct. Die Tendenz zu Söldnerheeren nimmt also zu, womit sich auch die Risiken verschieben. So sind zwischen 2009 und Ende März 2016 1540 Pentagon-Dienstleister in Afghanistan und im Irak getötet worden, aber nur 1301 Soldaten. 2015 wurden 58 Dienstleister, aber nur 27 Soldaten getötet.

Symptomatisch ist, dass bislang zwar die im Dienst getöteten Soldaten offiziell gezählt und benannt werden, nicht aber die Dienstleister, obgleich dies für das Pentagon vorgeschrieben wäre. Da Dienstleister auch von Subunternehmen angestellt werden, wird die Lage zudem unübersichtlich, vielleicht nicht explizit gewollt, aber gerne akzeptiert. Wenn Soldaten zu Kampfeinsätzen verlegt werden, so Zenko, wird normalerweise über die Dienstleister geschwiegen, die mit von der Partie sind. Journalisten fragen nicht danach und erhalten, falls sie dies doch tun, keine wirkliche Antwort. So kann man auch Militäreinsätze herunterspielen und vorgeben, militärisch zurückhaltend zu handeln.