Seit Jahren steigt das Risiko für Schlaganfälle bei jungen Erwachsenen

Ein Schlaganfall ereignet sich, wenn die Blutzufuhr ins Gehirn blockiert wird oder wenn eine Ader platzt. Bild: CDC.gov

Studien aus den USA und aus Dänemark bestätigen den Trend, während das Risiko bei den älteren Menschen zurückgeht

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In den USA haben Forscher auf einen beunruhigenden Trend aufmerksam gemacht. So ist zwar die Zahl der Amerikaner, die wegen eines Schlaganfalls im Krankenhaus behandelt wurde, in den letzten Jahren weiter zurückgegangen, zwischen 1999 und 2009, so die CDC, um mehr als 20 Prozent für die Über-65-Jährigen. Dafür ist das Risiko unter jüngeren Menschen deutlich angestiegen.

Fast 800.000 Amerikaner erleiden jährlich einen Schlaganfall, 130.000 sterben jährlich daran. Es ist die fünfthäufigste Todesursache (in Deutschland die dritthäufigste). Risikofaktoren sind vor allem Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, mangelnde Bewegung und Rauchen.

Gehirn nach einem Schlaganfall. Bild: CDC.gov

In einer Studie, die im Journal of the American Heart Association, erschienen ist, fanden die Wissenschaftler heraus, dass zwischen 2000 und 2010 die Zahl der Menschen, die aufgrund eines ischämischen Schlaganfalls oder Hirninfarkts in einem Krankenhaus behandelt wurden, insgesamt um 18,4 Prozent von 250 auf 204 Personen pro 100.000 zurückging, bei Frauen war der Rückgang stärker als bei Männern. Bei den Älteren war der Rückgang deutlich. Bei den 65-84-Jährigen fiel die Zahl der wegen Hirninfarkt Behandelten von 846 auf 605 pro 100.000, bei den Über-85-Jährigen von 2077 auf 1618 pro 100.000. Bei den 25-44-Jährigen stieg der Anteil jedoch drastisch um 44 Prozent von 16 auf 23 pro 100.000 an, bei den 45-64-Jährigen war der Anstieg von 149 auf 156 weniger stark.

Der ischämische Schlaganfall ist mit 80 Prozent der häufigste Typ und kann neben Tod zu erheblichen Ausfällen je nach dem Hirnareal führen, das betroffen war. Unbehandelt sind die Folgen in der Regel stärker, weil mehr Gehirnzellen absterben. Die Wissenschaftler wollen nicht ausschließen, dass der Anstieg bei den Jungen aufgrund der weiterhin geringen relativen Häufigkeit zufällig oder bedingt durch neue bildgebende Mittel sein könnte. Aber ein ähnlicher Trend sei auch in anderen Studien bereits ermittelt worden. Mögliche Gründe für den beobachteten Anstieg gaben die Wissenschaftler nicht.

In derselben Ausgabe des Journal of the American Heart Association wurde auch eine Studie von dänischen Wissenschaftlern veröffentlicht, die den Trend auch in Dänemark bestätigt. Ausgewertet wurde das Nationale Patientenregister für alle Fälle eines erstmaligen ischämische Schlaganfalls und einer Transitorischen ischämischen Attacke (TIA) für Personen im Alter von 15 bis 30 Jahren, die zwischen 1994 und 2012 in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Es handelte sich um 4.156 Fälle.

Das Ergebnis war, dass während dieser Zeit die Rate der Krankenhauseinlieferungen für Schlaganfall in dieser Altersgruppe deutlich um 1,83 Prozent von 12 pro 100.000 Personenjahren auf 16,77 anstieg. Mit 1,93 Prozent stieg die Rate für TIA noch etwas stärker an, ab 2006 mit 16,6 Prozent besonders stark bei Männern. Bei den Schlaganfallformen der intrakraniellen Hämorrhagie (ICH) und der Subarachnoidalblutung (SAH) blieben die Zahlen konstant.

Die Wissenschaftler verweisen ebenfalls darauf, dass auf den Trend bereits von anderen Studien hingewiesen wurde. Ein Schlaganfall bei Jüngeren habe schwere, lebenslange Folgen, führe zu kognitiven Beeinträchtigungen, erhöhe das Risiko für Selbstmord, Depression und Angst sowie die Mortalität. Auch bei jungen Menschen seien die Risikofaktoren für einen Schlaganfall ähnlich wie bei den älteren: Diabetes, Bluthochdruck, Rauchen, geringe Bewegung und Fettleibigkeit. Dazu kämen genetische Veranlagung und Drogenkonsum. Da während des Beobachtungszeitraums die traditionellen Risikofaktoren zurückgegangen sind, aber in Dänemark die Rate der Fettleibigkeit unter den jungen Menschen stark angestiegen ist, könne dies, so die Wissenschaftler, eine Erklärung für die in der Studie ermittelte Zunahme sein. Wichtig sei auch, dass keine allgemeine Zunahme für Schlaganfälle in der Altersgruppe beobachtet wurde, sondern eben nur für den ischämischen Schlaganfall und TIA, was auf bestimmte Risikofaktoren hinweise.

In einem Editorial von französischen Wissenschaftlern wird der Stand der Erkenntnis so zusammengefasst: "Es gibt jetzt eine große Menge an Beweisen, dass unter jungen Menschen der Ischämische Schlaganfall ansteigt und dass die Gründe für diesen Trend vielfältig sind."