Nach dem Anschlag in Istanbul: Erdoğan setzt auf Krieg

Die Türkei werde sich im "Kampf gegen das Böse des Terrorismus niemals beugen"

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Wie üblich gab es nach dem Anschlag recht bald die Meldung von Festnahmen: Vier Verdächtige seien verhaftet worden, meldete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Agency am Nachmittag. Der Anschlag auf einen Polizeibus ereignete sich um 8 Uhr 40 Ortszeit in der Innenstadt von Istanbul, im Bezirk Vezneciler. Die bisherige Bilanz 11 Tote und 36 Verletzte.

Ein Mietauto, beladen mit Sprengstoff, wurde zur Explosion gebracht, als der Polizeibus das geparkte Auto passierte, erklärte Istanbuls Gouverneur Vasip Şahin. Der Anschlag geschah während des morgendlichen Berufsverkehrs, unter den Todesopfern befinden sich sieben Polizisten und vier Passanten. In allernächster Nähe liegt das beliebte Celal Aga Konagi Hotel, Sehenswürdigkeiten, wie der Große Basar oder die Blaue Moschee sind nicht weit entfernt.

Präsident Erdoğan reagierte auf den dritten Anschlag in diesem Jahr in Istanbul mit der nächsten Kampfansage. Die Türkei werde sich im "Kampf gegen das Böse des Terrorismus niemals beugen", wird er von der Nachrichtenagentur zitiert. Andere, wie die FAZ oder die deutsch-türkischen Nachrichten überliefern die markige Ansage, wonach Erdogan den Kampf "bis zur Apokalypse" fortsetzen wolle.

Einig sind sich nicht nur die beiden Berichte darin, dass Erdoğan mit den Terroristen die PKK meinte. Über die Täter ist aber bislang nichts bekannt. In der Türkei gilt wie in solchen Fällen üblich eine Nachrichtensperre. Seit Juni 2015 kamen mehr als 200 Menschen bei Anschlägen in der Türkei ums Leben. Von einem "Jahr der Anschläge", berichtet die kurdische Seite ekurd.net. Dort wird die Zahl von 1.000 toten Kurden genannt, die seit Juli 2015 durch Militäroperationen der türkischen Armee im Südosten des Landes ums Leben kamen.

Vor genau einem Jahr erzielte die kurdische Partei HDP einen großen Wahlerfolg bei der Parlamentswahl (HDP gewinnt und kann doch nicht feiern). Wenige Zeit später war der Friedensprozess zwischen der Regierung und der PKK faktisch beendet (Türkei: Friedensprozess beendet). Nach Informationen der kurdischen Seite Rudaw.net bombardiert die türkische Luftwaffe Dörfer in den Bergen, im Kampf gegen die PKK. Laut Angaben lokaler Behörden sollen 440 Dörfer in der Region Amedi und Duhok nicht mehr dazu in der Lage sein, ihre Felder zu bewirtschaften und für ihr Überleben zu sorgen.

Von Bundeskanzlerin Merkel wird berichtet, dass sie sich entsetzt über den Anschlag zeigte, der durch nichts zu rechtfertigen und zu entschuldigen sei. Deutschland stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite der Türkei.