Olkiluoto 3: Ende des ambitionierten AKWs in Finnland?

Wegen der Aufspaltung des französischen Pleite-Kraftwerksbauers Areva wird befürchtet, dass der Bau aufgegeben wird

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Schon lange gibt es Streit zwischen dem französischen Unternehmen Areva, das in Finnland mit langen Verzögerungen und horrenden Mehrkosten an dem neuen Atomkraftwerk Olkiluoto 3 (OL3) baut, und dem finnischen Kraftwerksbetreiber TVO. Bekannt ist, dass die Pleite-Areva, die nun zerschlagen wird, seit 2005 in Finnland am Atomreaktor der dritten Generation herumwerkelt, der längst am Netz sein sollte.

Die Baukosten von geplanten 3,3 Milliarden Euro haben sich zwischenzeitlich auf etwa 10,5 Milliarden mehr als verdreifacht. Eigentlich sollte der Reaktor eigentlich schon seit Jahren am Netz sein. Ob er nun, wie geplant 2018 Strom produziert, wird immer fraglicher.

Der Streit dreht sich darum, dass Areva und der frühere deutsche Partner Siemens inzwischen 3,52 Milliarden Euro von den Finnen als Mehrkosten verlangen. Dagegen fordert die Betreiberfirma TVO 2,6 Milliarden Euro von Siemens und Areva an Konventionalstrafen für die massiven Verzögerungen, denn Areva liegt neun Jahre hinter den Planungen zurück. Plötzlich habe Areva die Finnen vor den Kopf gestoßen und die Verhandlungen darüber abgebrochen, heißt es von dieser Seite. So erklärte die TVO-Sprecherin Anna Lehtiranta kürzlich:

"Wir haben geglaubt, dass wir nahe an einer Lösung sind, doch dann haben die Franzosen überraschend die Verhandlungen abgebrochen."

Bei den Finnen läuten angesichts der Zerschlagung von Areva in drei Teile die Alarmglocken. Bei TVO befürchtet man nach Zeitungsberichten sogar, dass Areva das Projekt in Finnland ganz aufgeben könnte. Klar ist, dass das unsichere Projekt OL3 den sogenannten "Verkauf" der Reaktorsparte an den ebenfalls staatlich kontrollierten Stromversorger EDF behindert hatte. Berichtet wird, dass die hochverschuldete EDF sich mit dem finnischen Projekt keine neuen Verluste aufladen wollte. Deshalb sollte die Übernahme plangemäß frei von finanziellen Verpflichtungen für die EDF sein.

Während eine neue NewCo die Uran‑Gewinnung, die Erzeugung von Kernbrennstoff und das Recyclinggeschäft übernehmen soll und die EDF die Reaktorsparte von Areva übernimmt, wird der finnische Meiler ausgelagert. Das Projekt soll eigenständig unter dem Dach einer Areva SA abgewickelt werden, weil die EDF das Verlustprojekt nicht haben will.

Die Pleite in Finnland mit dem ersten neuen European Pressurized Reactor (EPR) soll in französischer Staatshand bleiben. Die staatliche Areva SA soll für die Fertigstellung in Finnland sorgen, wenn das jemals passiert. Zumindest die horrenden Mehrkosten soll derart der Steuerzahler tragen. Damit kommt den Franzosen der angeblich billige Atomstrom auch somit erneut teuer zu stehen. Ins Haus stehen ohnehin massive Strompreiserhöhungen.

Bei TVO ist man zwar froh über die staatliche Rettung von Areva, die man auch unterstützen will, doch als Kunde von Areva könne man nicht für die Verpflichtungen und die Risiken aufkommen, die aus dem Vertrag über den Kraftwerksbau rühren, erklärte der TVO-Chef Jarmo Tanhua. Er fordert darüber hinaus Finanzierungsgarantien für den Bau von OL3.