Neue Strategie: Pentagon auf der Suche nach billigen Kampfdrohnen

Bild: Kratos

Bislang setzte man auf große Kampfdrohnen, jetzt will man zum massenhaften Einsatz günstige, weitreichende und schnelle Drohnen, deren Verlust sich verschmerzen lässt

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Schon länger ist von Kamikaze-Drohnen die Rede (Minidrohnen: Ideale Waffen für Anschläge und Morde). Sie sollen klein und kostengünstig sein, in der Luft zur Zielerkundung schweben und schließlich in ein Ziel stürzen können, um Feinde zu töten oder etwas zu zerstören. Ferngesteuerte Kampfdrohnen haben das Zeitfenster zwischen Zielerkennung und -vernichtung geschlossen. Aber das Militär will auch Ziele möglichst dort umgehend und weltweit angreifen, wo sich keine Drohnen in der Nähe befinden.

Seit mehr als 10 Jahren verfolgt das Pentagon bereits das Konzept des "Prompt Global Strike" verfolgt. Ziel ist, mit Raketen oder Drohnen wie mit dem Flugsystem Boeing X-51, die in Überschallgeschwindigkeit fliegen, jedes Ziel auf der Erde spätestens in einer Stunde zerstören zu können (Globale Angriffs- und Zerstörungskapazität). Bislang kam man aber damit nicht sehr weit ("Prompt Global Strike"-Test mit einem Überschallgleiter gescheitert), dafür haben Staaten wie China (Wu-14)oder Russland (Yu-74) die Idee aufgegriffen und entwickeln im Rüstungswettlauf ihrerseits eigene Techniken.

Im Grunde sind solche Drohnen nichts anderes als Lenkwaffen, die von Raketen bis zu Patronen reichen können (Darpa will im Flug lenkbare Gewehrpatrone entwickelt haben). Das Forschungslabor der US-Luftwaffe (AFRL) hat letztes Jahr begonnen, Konzepte zur Entwicklung eines Low Cost Attritable Aircraft Technology (LCAAT) anzufordern. Das wären Flugsysteme, die sich von den herkömmlichen Kampfdrohnen deutlich unterscheiden. Das sind gemeinhin teure, große, relativ niedrig und langsam fliegende Drohnen. Eine MQ-1C Gray Eagle kostet beispielsweise um die 6,6 Millionen US-Dollar, eine MQ-9 Reaper fast 15 Millionen, die mehr als 24 Stunden ununterbrochen fliegen können.

Gesucht wird eine günstige Drohne auch für den einmaligen Gebrauch, die nicht mehr als 3 Millionen US-Dollar für die ersten 99 und weniger als 2 Millionen für die ersten 100 Stück kosten soll, um Ziele in Gebieten, in denen kein Stützpunkt in der Nähe oder die Entdeckungs- und Abschussgefahr hoch ist, finden, ausspähen, verfolgen und angreifen zu können. Das wäre, wie Experten sagen, eine völlig neue, bahnbrechende Entwicklung auf dem Kampfdrohnenmarkt, mit der militärische Konfrontationen und vor allem Interventionen sich grundlegend verändern würden.

In der Ausschreibung letztes Jahr hieß es, die Luftwaffe wolle Drohnen, die "dramatische Kosteneinsparungen bieten, um 'Masse' in den Kampf zu werfen und die Kosten künftiger Gegnern ansteigen zu lassen". Die Vorstellung geht also dahin, Kampfdrohnen massenhaften oder in Schwärmen angreifen zu lassen, ohne sie groß darum kümmern zu müssen, dass einige oder viele abgeschossen werden. Dafür will man mit Überschallgeschwindigkeit fliegende Kampfdrohnen mit großer Reichweite und eben geringen Kosten.

Vor wenigen Tagen erhielt die Rüstungsfirma Kratos den Zuschlag in Höhe von 40,8 Millionen US-Dollar, um einen Prototypen einer solchen schnellen Drohne namens Low-Cost Attritable Strike Unmanned Aerial System (UAS) Demonstration (LCASD) zu entwickeln und zu testen. Kratos erhält vom Pentagon 7,3 Millionen und glaubt offenbar selbst an die militärische Zukunft eines solches Systems, daher legt die Firma 33,5 Millionen selbst drauf. Das Pentagon will in die Entwicklungs solcher Drohnen bis zu 100 Millionen US-Dollar investieren. Der erste Flugtest soll in zwei Jahren stattfinden.

Kratos stellt bislang für die Luftwaffe und die Army kleinere Kampfdrohnen wie die BQM-167 her, die 6 Meter lang und 3 Meter breit ist und mit einem Raketentreibwerk eine maximale Geschwindigkeit von 0,93 Mach erreichen kann. Die neue Drohne müsste größer sein und würde andere Triebwerke benötigen, um mit mindestens 0,9 Mach zu fliegen. Sie soll 226 kg an Waffen mit sich führen können, darunter zwei GBU-39-Bomben an den Flügeln. Sie soll nicht auf Flugbahnen zum Start und zur Landung angewiesen sein und eine Reiche von 2800 km besitzen.