EU: Umverteilung der Flüchtlinge kommt nicht voran

Griechenland: Neues von den Flüchtlingen und Immigranten

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Flüchtlinge und Migranten kommen mittlerweile nicht nur an griechischen Grenzinseln an. Auch um die zentral gelegene Peloponnes herum, bei Kalamata, gab es die Ankunft eines Holzkahns mit 67 Flüchtlingen und Immigranten. Sogar auf der nur für begüterte Touristen erreichbaren Kykladeninsel Mykonos kam ein Dutzend von ihnen an.

Die gegenüber der Türkei liegenden Inseln haben derweil täglich die Ankunft von knapp 150 Personen zu vermelden. Das ist immer noch weniger als die Tausenden des Vorjahres, jedoch scheint sich im gesamten Land eine Hysterie rund um die Flüchtlingsfrage zu entwickeln.

Bischof angezeigt

Ein Novum im griechischen politischen Leben ist, dass der Bischof von Chios, Markos, sich wegen einer Anzeige des Verstoßes gegen den Antirassismusparagraphen verantworten muss. Der Bischof hatte von der Kanzel aus gegen Flüchtlinge, Immigranten aber auch gegen die standesamtliche Trauung gehetzt. "Unsere Politiker haben die Hosen herunter gelassen und machen Bücklinge", zeterte er, "es gibt keine Flüchtlinge, nur illegale Einwanderer", verkündete er von der Kanzel.

Piräus, 2015. Foto: Wassilis Aswestopoulos

Gleichzeitig meinte er, dass Standesämter, somit Behörden eines Staatsapparats, der auch andere Aufgaben erfüllt, keineswegs Ehen schließen könnten. "Sollen die, die unseren Müll einsammeln, Ehen schließen können?", fragte er in seiner Predigt. Das war dem Generalsekretär für Menschenrechte, Kosti Papaioannou, zu viel. Er zeigte den Kirchenfürsten bei der Staatsanwaltschaft wegen Verletzung der Bestimmungen des Antirassismusparagraphen an.

Vier Tage nach seiner Predigt vom Marienfeiertag des 15. August ruderte der Bischof zurück. Er habe lediglich auf philologische Art und Weise die Worte "Flüchtling" und "illegaler Einwanderer" analysiert und sich dabei an die internationalen Bestimmungen gehalten, meinte er. Die Anzeige läuft trotzdem weiter.

Malariagefahr

Wegen akuter Malariagefahr und registrierten Fällen gilt für 12 Stadtgemeinden, darunter Chalkida, Thiva und Marathon eine erste Quarantänestufe. Blutspenden von Bewohnern oder Angestellten dieser Regionen werden ebenso wenig genommen wie von Besuchern, die mindestens eine Übernachtung dort verbrachten. Die überwiegende Mehrzahl der an diesen Orten registrierten Malariafälle wurde bei Flüchtlingen und Immigranten registriert.

Acht der insgesamt 65 bis Anfang August registrierten Fälle wurden in Lagern diagnostiziert. Insgesamt 61 Fälle betreffen Immigranten aus dem asiatischen Raum. Die Athener Ärztekammer fordert wegen dieser Entwicklung Rücktritte seitens der Verantwortlichen im Gesundheitsministerium.

EU-Umverteilung der Flüchtlinge

Ein Blick in die offizielle, an die Presse weitergeleitete Statistik der EU zeigt, dass keiner der EU-Staaten oder der assoziierten Staaten seine Verpflichtung bei der Umverteilung der Flüchtlinge vollständig erfüllt hat. Von den versprochenen 98.256 Umverteilungen der Flüchtlinge aus Italien und Griechenland wurden lediglich 3.977 tatsächlich vorgenommen, laut EU stehen 95.472 noch aus.

Auch in Griechenland wehren sich zahlreiche Menschen gegen Flüchtlingslager. Auf Kreta stoßen die Pläne der Regierung, dort Lager zu errichten, auf den Widerstand der Hoteliers und der Lokalpolitiker.