Burkini-Randale auf Korsika

Sisco, Cap Corse. Bild: Pierre Bona/CC BY-SA 3.0

Weitere Kommune verbietet Ganzkörper-Badekleidung - Erster Burkini-Vorfall auch in Deutschland gemeldet

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Das Burkini-Verbot in Cannes hat größere Reaktionen ausgelöst, als von einem kommunalen Erlass normalerweise zu erwarten ist. Viele namhafte ausländische Publikationen würden sich sehr kritisch und oft ironisch dazu äußern, berichtet Le Monde heute. Notiert wird dazu, dass die "Burkini"-Polemik mittlerweile auch die Strände in Spanien erreicht habe und dass sich zwei weitere französische Orte dem Verbot angeschlossen hätten: Villeneuve-Loubet an der Französischen Riviera und Sisco.

Nun gibt es viele, die Sisco nicht unbedingt zuerst als französischen Ort kennzeichnen würden, obwohl die Bezeichnung korrekt ist. Sisco liegt auf französischem Staatsgebiet und gehört zu einem französischen Departement. Dessen Lage ist jedoch speziell - im Norden Korsikas. Franzosen und auch Touristen wissen um die Eigenständigkeit, auf welche die Inselbewohner besonderen Wert legen. Dies wird manchmal mit rabiaten Mitteln demonstriert, manches davon gehört zur Traditionspflege oder Folklore, manches Mal geht es ziemlich ernst zu. Personen oder Unternehmen, die etwa ein als unpassend empfundenes Bauprojekt versuchten, wissen das.

Am Samstag geschah nun in einer Bucht bei Sisco, was der Bürgermeister von Cannes in seiner Verordnung gegen eine nicht-korrekte Kleidung, sprich Burkinis, als Begründung angab. Es stellte sich genau die Art von Störung der öffentlichen Ordnung ein, die er befürchtete: ein Menschenauflauf, Bildern zufolge, war ein halbes Dorf unterwegs, und handfeste Streitigkeiten. Am Ende waren fünf Personen durch Steinwürfe oder Schläge mit Gegenständen verletzt.

Der genaue Auslöser des Streits ist allerdings noch unklar, wie verschiedene Medien berichten, darunter auch Corse Matin. Es gibt verschiedene Versionen darüber, wie es zum Streit gekommen ist. In allen Versionen taucht aber irgendwo ein Burkini auf.

Nach dem Bericht des Nouvel Obs entstand der Streit, weil Touristen ein Foto von einer Frau im Burkini machen wollten. Sie gehörte zu drei Familien "maghrebinischer Herkunft", die in der Bucht Platz genommen hatten.

Den Familienmitgliedern der Badenden gefiel nicht, dass Fotos gemacht wurden, ein Familienvater warf Steine in die Richtung der Touristen. Schon zuvor hätten sich Probleme angedeutet, weil sich weibliche Touristen barbusig gezeigt hätten. Das Geschehen eskalierte.

100 Polizisten im Einsatz

Da ein Junge aus dem nahegelegenen Ort das Geschehen gefilmt haben soll, wurden er und ein Freund in den Streit hineingezogen. Angeblich wurde der Junge von dem Familienvater ins Gesicht geschlagen, was wiederum zu einem Anruf mit dem Smartphone führte, infolgedessen dessen Familienmitglieder der beiden Jungen aus Sisco mit Verstärkung anrückten. Es kam zu einer größeren Prügelei, in deren Verlauf drei Autos umgeworfen und angezündet wurden. Etwa 100 Polizisten waren im Einsatz, um die gewaltsamen Auseinandersetzungen zu beenden.

Bislang stehen die Aussagen der Familien maghrebinischer Herkunft noch aus, weswegen die Darstellung des Streites noch nicht amtlich geklärt ist. Deutlich ist die Botschaft der Ortsbewohner, die auf einem Video zu hören ist: "Wir sind hier zuhause."

Unterdessen gab es auch im deutschen Bad Saarow einen Burkini-Vorfall. Offenbar kam es zwei Muslimas gegenüber zu Beschwerden und Beleidigungen von anderen Badegästen. Die Frauen haben nun Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt wegen Verdachts auf Beleidigung.