Clinton-Computer: Mit Hammer zerstört und in der Post verschwunden

Trump überholt die Ex-Präsidentengattin in IPSOS-Umfrage

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In einem Bericht zur Befragung von Hillary Clinton zu ihrer E-Mail-Affäre, den das FBI nach zahlreichen Anfragen nach dem Freedom of Information Act zugänglich machen musste, erfuhr die amerikanische Wählerschaft am Wochenende, dass ein Mitarbeiter der Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei angab, er habe Mobilfunkgeräte seiner Chefin zerbrochen und mit einem Hammer bearbeitet. Damit wollte er offenbar erklären, was mit einigen der 13 Mobiltelefone und fünf Tablet-Computer der Firma Apple geschah, die die ehemalige Außenministerin benutzte.

Wie viele davon das FBI noch sicherstellen konnte, lässt der Bericht offen. Ein Laptop, auf dem alle Clinton E-Mails gespeichert gewesen sein sollen, ging angeblich - ebenso wie ein Speichermedium mit all diesen Mails - bei der Post verloren. Dass so etwas vorkommen kann ist bekannt, wirft aber gleichzeitig die Frage auf, warum man Geräte mit wichtigen Daten dieser Gefahr aussetzt - wenn es denn tatsächlich so war.

All das soll geschehen sein, bevor Clinton etwa 30.000 der Mails löschen ließ. Dass es sich dabei nur um private Korrespondenz gehandelt habe, wie Clinton behauptet, ist zweifelhaft: Der Washington Post zufolge geht es in mindestens 30 der 14.900 wiederhergestellten nicht um Kinder, Familie oder Freunde, sondern um die Bengasi-Affäre (vgl. FBI stellt 30 Clinton-E-Mails zur Libyen-Affäre wieder her). Sind der Laptop und die Datenträger tatsächlich bei der Post verschwunden, dann besteht die Möglichkeit, dass noch mehr der gelöschten Mails auftauchen - je nachdem, in welche Hände die Gegenstände geraten beziehungsweise wer am meisten dafür bezahlt oder wagt.

Außerdem bestärkt der Bericht Zweifel an Clintons Kompetenz: Ein "C" für "Confidential" ("Vertraulich") auf einem von ihr via E-Mail versendeten Dokument interpretierte sie nach eigenen Angaben als alphabetische Reihenfolgekennzeichnung. An eine Einweisung zum Thema Sicherheit mit amtlichen Dokumenten kann sie sich nicht erinnern und bei entsprechenden Fragen verweist sie regelmäßig auf ihre Mitarbeiter, deren Sache das gewesen sei.

Trump wirbt in Detroiter Kirche um schwarze Wähler

Dazu, dass die Umfragewerte der Präsidentschaftsbewerberin steigen, wird der Bericht - ebenso wie die in den letzten Wochen erfolgten Enthüllungen über Clintons Familienstiftung und ihre enge Mitarbeiterin Huma Abedin - eher nicht beitragen. Das dürfte ihren Konkurrenten Donald Trump freuen, der die neue FBI-Veröffentlichung mit den Worten kommentierte, das Verhalten Clintons sei "unfassbar" und es sei ihm "ein Rätsel, wie sie der Strafverfolgung entgangen ist". Trump, der vor einigen Tagen eine Werbekampagne in Schlachtfeldstaaten startete (vgl. Trump startet Werbekampagne in Schlachtfeldstaaten), liegt in einer am Freitag veröffentlichten IPSOS-Umfrage mit 40 zu 39 Prozent aktuell wieder vor Clinton. Der Vorsprung des Milliardärs liegt jedoch innerhalb der Fehlertoleranz von bis zu fünf Prozent.

Der pfälzisch-schottische Immobilientycoon konzentriert sich auf die Themen illegale Einwanderung (vgl. Trump: "Mexiko wird für die Mauer zahlen") und unvorteilhafter Freihandel. Ein aktives Vorgehen diesen beiden (von den US-Präsidenten der letzten beiden Jahrzehnte geduldeten bis geförderten) Phänomene wird seinen Versprechen nach dafür sorgen, dass bestehende Arbeitsplätze in den USA sicherer werden und neue entstehen. Mit dieser Botschaft hofft er, vor allem Arbeiter im so genannten "Rust Belt" anzusprechen, dem ehemaligen industriellen Herz Amerikas.

In diesem Rostgürtel, in dem Autos, Stahl und andere Industriegüter gefertigt wurden, leben viele Schwarze, die in der Vergangenheit eher Demokraten als Republikaner wählten. Um sie warb Trump gestern vor überwiegend afroamerikanischen Zuhörern in der Great-Faith-Ministries-Kirche. Diese Kirche steht in der pleitegegangenen ehemaligen Automobilstadt Detroit - der in den 1950er Jahren reichsten Kommune der USA, aus der in den letzten Jahrzehnten zwei Drittel der Einwohner abwanderten (vgl. Das Leben nach dem Einschlag der fiskalischen Neutronenbombe).

In seiner Rede orientierte sich Trump weniger an den Reality-TV-Provokationen, für die er bekannt ist, sondern an christlichen Slogans: Er sprach von "Brüder und Schwestern", die "alle in einem Boot" sitzen, "einander lieben" und "miteinander, nicht gegeneinander reden" sollten. Deshalb wolle er in Detroit "zuhören und lernen", aber auch mitteilen, dass die Politik versagt habe und dass er das ändern werde, und zwar "so, dass es Euch hilft".

Le Pen orientiert sich an Trump

Die Botschaften, mit denen Trump Erfolg hat, werden inzwischen auch von Politikern in anderen Ländern übernommen: Die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen eröffnete ihren Wahlkampf nicht nur mit einer Warnung vor Kriegsgefahr durch Hillary Clintons Außenpolitik und einem explizitem Lob für den Schrecken des politischen Establishments in den USA, sondern kritisierte ihren republikanischen Konkurrenten Nicolas Sarkozy als "Freund der Saudis", während sie selbst sich als "frei vom Einfluss des Kapitals [und] der Banken" anpries, weshalb sie als einzige Bewerberin nur "das Interesse aller Franzosen" im Auge habe.

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