Die Timeline soll sauber bleiben

Neben der Spur

Es muss ja nicht immer wahr sein, was da als Top News in der Timeline steht. Sollte es aber, wenn es nach Facebook geht

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Wenn Newsseiten Verweildauern und die regelmäßigen Besuche hätten, wie sie Facebook aufweisen kann, dann würden sie Tränen des Glücks weinen. Manchmal sieht es fast so aus, als würden User mehr Zeit auf Facebook als im Bett verbringen. Gut, das Bild ist ein wenig schief. Zum einen können Websites inzwischen viel, aber sie weinen nicht. Sie nässen nicht einmal, nicht einmal, wenn man seinen 3D-Drucker für sie anschließt. Und zum anderen spielt Facebook ja auch im Bett eine Rolle. Vielleicht nicht so wie hier, aber jeder von uns hat schon einmal heimlich oder ganz offen seine Follower vor dem Einschlummern gecheckt.

Geben wir es doch zu.

Warum das so wichtig ist? Weil Facebook ja nicht nur Artikel in die Timeline setzt, die auf Wahrheit beruhen. Nun kann man sagen, das ist nicht das Bier von Facebook, ob ein Artikel korrekt oder von Fox News ist. Fox News kümmert sich schließlich auch nicht so wirklich drum, lässt das auch ganz offen die Arbeit von anderen sein. Aber so einfach ist es ja dann auch nicht.

Vor allem seit bekannt ist, dass Facebook Redakteure mehr und mehr durch Maschinen ersetzt und Trending nur noch durch Algorithmen berechnet wird, also keine Redakteurshand mehr sieht. Dann kann Facebook schnell zur Lügenpresse mutieren, wenn wie vergangene Woche eine Geschichte die Runde macht, die offensichtlich falsch ist.

Dass ausgerechnet eine Ente über eine doofe Gans bei Fox TV die Runde macht, die angeblich wegen ihres Support von Hillary gekündigt wurde, dass ausgerechnet diese Geschichte erfunden ist, das kann man natürlich als peinlich sehen. Und dass es dann doch die noch vorhandenen Redakteure bei Facebook entdeckt und weiter unterbunden haben, das ist großartig. Vielleicht entscheidet man sich ja doch bei Zuckerbergs, den einen oder anderen Menschen ab und zu mal die Timeline anschauen zu lassen. Sonst sieht es dort bald aus wie bei Hempels im Völkischen Anzeiger.

Oder aber wir wissen nicht, dass da längst Factcheck-Algorithmen am Kochen sind, die Lügen so gut wie unmöglich machen. Wollen wir hoffen, dass Facebook die in der Entwicklung hat. Sonst schwant uns alles nichts Gutes.

Donald Trumps Rekord steht bei 71 nachgewiesenen Lügen in einer einstündigen Rede. Wollen wir hoffen, dass dann auch ein Algorithmus seinen Stolz hat und den jungen Mann mit dem Orang-Utan-Toupet freundlich nach draußen begleitet.

Man wird ja mal hoffen dürfen.