Ölpalmen oder Regenwald?

Palmölplantage In Malaysien. Bild: Craig/gemeinfrei

Palmölplantagen zerstören die grüne Lunge der Erde

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Ein Leben ohne Palmöl in westlichen Industriestaaten ist undenkbar. Es ist in Süßigkeiten, Waschmittel, Margarine, Fertiggerichten und vielen anderen Produkten enthalten. Welche negativen Konsequenzen Ölpalmen für die Urwälder und deren Bewohner haben, diskutiert der WWF in einer aktuellen Studie.

Ölpalmplantagen nehmen eine Fläche von weltweit 17 Millionen Hektar ein. Darauf werden rund 60 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl produziert. Die Nachfrage steigt, auch durch zunehmenden Gebrauch von Palmöl als Energieträger. Palmöl ist preisgünstig und lässt sich gut verarbeiten.

Die größten Palmöl-Importeure sind Indien und China. An dritter Stelle importiert die EU 5,5 Millionen Tonnen im Jahr. Davon kommen rund 1,8 Millionen Tonnen - inklusive weiterverarbeiteter palmölhaltiger Produkte - nach Deutschland. Glaubt man der Studie des WWF, fließen 42 Prozent in Bioenergie, 33 Prozent in Nahrungsmittel, 8 Prozent in Futtermittel und 17 Prozent in industrielle Verarbeitung (Kosmetik, Reinigungsmittel und pharmazeutische Produkte).

Mehr als drei Viertel des global produzierten Palmöls stammen aus Indonesien und Malaysia. Hinter Indonesien (33 Millionen Tonnen), Malaysia (20,5 Millionen Tonnen) und Thailand (2,2 Millionen Tonnen ) ist Kolumbinen mit rund einer Millionen Tonne Palmöl (2015) inzwischen der viertgrößte Palmöl-Produzent der Welt.

Am besten wachsen Ölpalmen in den Tropen. Schon drei Jahre nach der Pflanzung kann man die ersten Früchte ernten. Eine Pflanze produziert 300 kg Früchte im Jahr. Mit 3,3 Tonnen Öl pro Hektar werfen Ölpalmen gegenüber anderen Pflanzen die höchsten Erträge ab. So liegt der Ertrag von Kokosnuss und Sonnenblumenkernen noch unter 0,7 Tonnen Öl je Hektar, bei Soja sind es nur 0,4 Tonnen Öl. Um den Bedarf in Deutschland durch Ersatzöle zu decken, würden zusätzlich 1,4 Millionen Hektar Fläche gebraucht - für den gleichen Ertrag benötigen Ölpalmen nur 400.000 Hektar.

Zerstörung von Regenwald in Indonesien und Uganda

Die Plantagen werden quadratisch angelegt mit parallel verlaufenden Straßen. Sie bringen den Menschen Arbeit und Infrastruktur, werben Vertreter der Konzerne. Doch der Anbau von Ölpalmen zerstört langfristig gesunde Öko-Systeme und Lebensräume, nicht nur für Menschen, sondern auch für Orang-Utans. In einer Auffangstation in Indonesien werden entkommene, verletzte Tiere gepflegt und im Nationalpark Bukit Raya auf Borneo, in noch intakten Regenwald entlassen. Auch hier ist ungewiss, wie lange die Orang-Utans ungestört leben können.

Auf Borneo kämpft der Volksstamm der Penan seit Jahren um Landrechte und gegen die Zerstörung des Regenwaldes, ihres Lebensraumes. Der Schweizer Umweltschützer und Menschenrechtler Bruno Manser unterstützte den indigenen Stamm in seinem Kampf gegen Holzkonzerne. Nachdem er im Jahr 2000 spurlos im Urwald verschwand, setzt ein nach ihm benannter Fonds seinen Kampf fort. Der besteht wohl im Wesentlichen darin, das Ausmaß der Zerstörung zu dokumentieren und öffentlich zu machen.

Als im Herbst 2015 auf Kalimantan und auf der Insel Sumatra hektarweise Regenwald brannten, um Flächen für Ölpalmen zu gewinnen, gerieten die Feuer außer Kontrolle. Viele Wildtiere ließen ihr Leben, nur wenige überlebten. Kaum waren die Brände gelöscht, steckte man die ersten Setzlinge: junge Ölpalmen, die drei Jahre später erste Erträge bringen. Große Laster transportieren die Früchte durch den Urwald zu den Ölmühlen. In Indonesien gibt die Regierung zwar vor, sich um die Umwelt zu kümmern, doch existieren bereits Entwicklungspläne, wonach in Sarawak die Flächen für Palmölplantagen verdoppelt werden sollen.

Die Gier nach Palmöl macht auch vor Afrika nicht halt: So wollen Investoren auf der Insel Buvuma im Victoriasee auf 10.000 Hektar Palmöl-Plantagen anlegen. Auf der Insel Bugala wurden bereits 8.500 Hektar Wald zerstört und die Einwohner vertrieben.

Zertifizierung löst keine Probleme

Der WWF fordert von der Politik, das Palmöl für Deutschland nur noch nach ökologischen und sozialen Kriterien produziert wird und die Produkte mit entsprechender Kennzeichnung in die Supermarktregale gelangen.Nun wurde zwecks Zertifizierung bereits 2004 der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil - RSPO) eingerichtet. Allerdings dominieren hier die Interessen der Palmölproduzenten. Es gibt keine unabhängigen Kontrollen, erlaubt sind Pestizide, und der Kahlschlag geht weiter.

Die Umweltorganisation "Rettet den Regenwald" glaubt nicht, dass eine Zertifizierung das Grundproblem lösen kann. Viele Siegel und Richtlinien würden keine Kriterien enthalten, welche die Rodungen von Urwäldern ausschließen oder die Größe der zertifizierten Plantagen begrenzen. Auch gibt es keine Regelungen, was die Verdrängung von Kleinbauern angeht. Schließlich: Gigantische Monokulturen im industriellen Anbau haben mit Öko-Landbau nichts zu tun.

Die Pressemitteilung des WWF erwecke den Eindruck, als sei Palmöl nur durch andere tropische Pflanzenöle wie Soja und Kokos zu ersetzen, beklagt "Regenwald". Auf der anderen Seite würden die Vorteile von einheimischen Raps und Sonnenblumen herausgestellt: Beide haben das Potential, einseitige Fruchtfolgen aufzulockern, ohne die biologische Vielfalt sehr zu beeinträchtigen oder soziale Konflikte zu schüren.

Außerdem sind in dem hohen Hektarertrag von Ölpalmen die materiellen, biologischen und sozialen Verluste nicht mit eingerechnet. Erträge von einjährigen Pflanzen wie Raps und Sonnenblumen, die im Fruchtwechsel angebaut werden können, sind mit denen von Ölpalmen, die stets in Monokultur wachsen, nicht zu vergleichen.

Nach 25 bis 30 Jahren Ölpalmanbau sind die Böden schließlich ausgelaugt und mit Chemikalien vergiftet, denn die Pflanzen müssen aufwendig chemisch behandelt werden. Und auf den extrem degradierten Urwaldböden wachsen irgendwann auch keine Ölpalmen mehr.