Eine riskante Welt der Schulden und unsicherer Banken

Bild: M.S.

Der IWF warnt, ein Drittel der europäischen Banken sei gefährdet, und weist auf eine weiter steigende weltweite Verschuldung hin

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Die Verschuldung ist weltweit auf einen neuen Rekordwert von 152 Billionen US-Dollar (knapp 136 Billionen Euro) gestiegen, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) vor der jährlichen Herbsttagung dargelegt, die am Donnerstag begonnen hat. Das sind aber nur die Schulden von Staaten und des privaten Sektors, Banken und Versicherungen sind nicht eingerechnet. Eine "hohe und schnell wachsende private Verschuldung führt oft zu Finanzkrisen", warnt der IWF und schlägt nun vor, dass eben Staaten mehr Schulden zum Gegensteuern machen sollen, um Wachstum zu fördern. Er stellt auch dem europäischen Bankensystem eine schlechte Note aus, wo ein Drittel aller Banken vom Untergang bedroht sei, zu der auch die sich in Turbulenzen befindliche Deutsche Bank gehört Deutsche Bank stürzt ab).

Aus Washington hagelt es angesichts der Herbsttagung wieder neue Zahlen und Ratschläge vom IWF. Die Finanzorganisation hat Zahlen vorgelegt, wonach man es mit einer weltweit steigenden Verschuldung zu tun hat. Die Verschuldung der Staaten und des privaten Sektors sei auf 225% der jährlichen Wirtschaftsleistung gestiegen, stellte der IWF schon am Mittwoch fest. Damit haben sich die Schulden seit dem Jahr 2000 praktisch verdoppelt. Das ist ein neuer Rekord. Besonders streichen dessen Experten heraus, dass davon die private Verschuldung mit etwa 100 Billionen Dollar schon zwei Drittel ausmache. Das halten die IWF-Ökonomen für besonders problematisch, denn so könne das Wachstum weiter geschwächt werden, weil Konsum- und Investitionsbereitschaft eingeschränkt seien.

Besonders kritisch sei die Entwicklung auch in einigen großen, "systemisch wichtigen" Schwellenländern. So könne in China eine hohe Verschuldung der Unternehmen zu einem "unkontrollierten" Abbau der Schulden führen, wird verklausuliert von möglichen großen Pleiten gesprochen. Und dort, so weist der IWF auch hin, werde ein immer größerer Anteil der Kredite in "undurchsichtige Finanzprodukte" neu verpackt, die außerhalb des traditionellen Bankensektors zirkulierten. Damit werden Parallelen zur Subprime-Krise in den USA zu Beginn der Finanzkrise ab 2007 gezogen.

Dabei ist die Lage in China aber noch vergleichsweise gut, denn dort wächst die Wirtschaft noch, auch wenn das Wachstum schon seit längerem deutlich schwächelt. Dafür stecken andere wichtige Schwellenländer wie Russland und Brasilien in der Rezession.

Mit Blick auf die derzeitige Entwicklung gibt der IWF zu bedenken, dass eine "hohe und schnell steigende private Verschuldung oft zu Finanzkrisen führt". So wird die nächste Parallele zu den Vorgängen 2007 gezogen. Wenn Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen und Familien ihre Hypotheken und Konsumkredite nicht mehr abzahlen, dann kommen Banken sehr schnell in Schieflage. Die Effekte sind bekannt. Insofern der IWF ausmacht, dass in einigen Staaten leichte Erfolge und ein sogenannter "Deleveraging-Prozess" zu verzeichnen seien, also Haushalte und Unternehmen Schulden abgebaut hätten, sollte man aufhorchen, wenn man die erwähnten Länder ansieht.

Genannt werden Großbritannien, Spanien, Slowenien, Irland, USA, Dänemark, auch Deutschland und Japan. Sind das nicht Länder, in denen massiv Banken gerettet wurden und über Bad Banks die Schulden von faulen Krediten auf den Staat abgewälzt wurden? Haben in Spanien nicht zum Beispiel fast eine halbe Million Menschen ihre Wohnungen verloren und damit zumindest einen Teil ihrer Schulden? Das ist ein Abbau privater Schulden mit ganz enormen sozialen - auch tödlichen - Folgen. In den USA ist das ganz ähnlich, allerdings ist der Schuldenabbau dort etwas nachhaltiger, da die Familien auf keinen Restschulden mehr sitzenbleiben, wenn sie die Hausschlüssel der Bank übergeben.

Die IWF-Experten erheben warnend den Finger und weisen darauf hin, dass eine Rezession, die aus einer Finanzkrise rühre, zudem "tiefer gehe und länger dauere als normale Rezessionen". Das schreibt der IWF auch im Hinblick auf die Wirtschaftskrise, die der Finanzkrise nach der geplatzten Immobilienblase ab 2007 folgte. Wenn die Ausgangslage zudem noch schwach ist - wie derzeit -, würden folgende Rezessionen noch schwerer ausfallen, warnen die IWF-Experten. Sie zeichnen damit ein reichlich trübes Bild angesichts eines insgesamt schwachen Wachstums der Weltwirtschaft. Deshalb hatte die Finanzorganisation angesichts der Brexit-Entscheidung sogar schon wüste Horrorszenarien entwickelt. Absurd wurde, wie schon damals vorhersehbar war, vor "substanziellen wirtschaftlichen und finanziellen" Folgen gewarnt, die tatsächlich nicht eingetreten sind, denn dafür ist der Vorgang weltweit nicht bedeutsam genug.