Aufmerksamkeit: Sex schlägt Leaks

Bild: Fox News

Clintons Strategie scheint aufzugehen - Biden droht Russland

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Der US-Fernsehsender NBC will heute ein Interview mit Joseph Biden ausstrahlen, in dem der amtierende US-Vizepräsident droht, man werde Wladimir Putin wegen angeblicher Eingriffe russischer Hacker in den US-Wahlkampf zu einem Zeitpunkt, von dem man sich die größten Auswirkungen erwartet, "eine Botschaft schicken", von der zwar der russische Staatspräsident, aber "hoffentlich nicht" die amerikanische Öffentlichkeit etwas mitbekommt.

Laut NBC könnte Biden dabei von einer amerikanischen "Cyberattacke" gesprochen haben, die "die Kreml-Führung beunruhigen und blamieren" werde. Der Sender beruft sich dabei auf Angaben früherer Geheimdienstmitarbeiter. Darüber, ob diese durchgeführt werden soll, gibt es einer Information aus CIA-Kreisen aber angeblich noch unterschiedliche Meinungen im Weißen Haus.

Hintergrund der Äußerung des Vizepräsidenten - die in ihrer Unschärfe viel, wenig oder nichts bedeuten kann - sind Beschuldigungen der von den Demokraten gestellten US-Regierung, Russland würde über Hacker-Aktivitäten und die Veröffentlichung von E-Mails via Wikileaks, DCLeaks und Guccifer zugunsten des republikanischen Kandidaten Donald Trump in den US-Wahlkampf eingreifen. Dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zufolge sind diese Anschuldigungen allerdings unzutreffend - und Beweise dafür, dass Russland hinter den Veröffentlichungen steckt, ist die US-Regierung bislang schuldig geblieben.

Clinton "träumt von einem Markt mit offenen Grenzen und freiem Handel, der die ganze Halbkugel umfasst"

Insofern scheint es durchaus möglich, dass es sich bei den Behauptungen in erster Linie um Parteipolitik und um Wahlkampf handelt. Auch Clintons Team selbst beschuldigt immer wieder den ehemaligen Superfeind der USA - und lenkt damit bislang recht erfolgreich vom Inhalt der bislang etwa 10.000 veröffentlichten von insgesamt 50.000 geleakten Mails ab.

In denen kann unter anderem nachgelesen werden, was Hillary Clinton zwischen 2013 und März 2015 in ihren mit insgesamt 21 Millionen Dollar vergüteten Reden vor Großbanken wie Goldman Sachs sagte: Zum Beispiel, dass man als Politiker eine private und eine öffentliche Meinung brauche, dass es eine "grobe Vereinfachung" sei, Banken die Verantwortung für die Finanzkrise 2008 zuzuweisen und dass sie offen für "Reformvorschläge" aus der Branche ist, mit der sie nach eigenen Angaben "eng zusammenarbeitet".

Der brasilianischen Itau-Bank offenbarte die ehemalige Außenministerin, sie "träume von einem Markt mit offenen Grenzen und freiem Handel, der die ganze Halbkugel umfasst". Ihre nach Vorwahlkampfniederlagen gegen Bernie Sanders behauptete Gegnerschaft zum Pazifik-Freihandelsabkommen TPP (das sie vorher in höchsten Tönen lobte) macht das ebenso wenig glaubwürdiger wie sie selbst.

Andere E-Mails zeigen, dass die etablierte Politik und die etablierten Medien in den USA so eng miteinander verknüpft sind, dass Donna Brazile, die heutige Chefin der demokratischen Partei, ihre "Expertentätigkeit" bei CNN dazu missbrauchte, um Clinton (aber nicht deren Rivalen Sanders) Fernsehauftrittsfragen vorab zukommen zu lassen. Und, dass man in Clintons Wahlkampfteam Witze über religiöse Amerikaner reißt und die Tochter der Kandidatin als "verzogenes Balg" ohne Lebensziel beschreibt.

All das bekam - wie Fox News errechnete - bei CBS nur ein Zwölftel und bei ABC nur ein Achtzehntel der Aufmerksamkeit, die man den neuen Sex-Vorwürfen gegen Donald Trump widmete - was freilich auch damit zusammenhängen kann, dass man sich von diesen bessere Einschaltquoten erhofft. Der Sender NBC, der heute Bidens Russland-Botschaft verbreitet, ignorierte die Podesta-E-Mails auf seinem News-Kanal ganz.

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