Lex Hoeneß: Bewährung plus Summe x in Vorbereitung

Bereits die Ankündigung der 5. Strafkammer des Oberlandesgerichts München, im März 2014 werde ein Prozess mit der voraussichtlichen Dauer von vier Tagen gegen Uli Hoeneß stattfinden, lässt Rückschlüsse auf das Ergebnis zu

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Damit ist nun bis zum Prozessbeginn fast ein Jahr vergangen. "Uli Hoeneß-Cup statt Gefängnis" wurde am 11.05.2013 auf Telepolis getitelt. "Klassenrecht?" fragte ich im April 2013 anhand der Verurteilung einer 33-jährigen Mutter in Landsberg zu 18 Monaten Gefängnis ohne Bewährung. Von einem "hohen Schaden" war in der Urteilsbegründung die Rede. 3.300 Euro hatte die Dame aus dem Verkauf nicht existierender Kaffeemaschinen erlöst. Auf die Frage von Telepolis, ob er verstehen könne, dass man in Bayern Klassenjustiz am Werke sähe, wollte Gerichtssprecher Alexander Kessler damals nicht antworten.

Hoeneß, dem die Bayern-Sponsoren T-Com, Adidas und Audi bereits 30 Minuten nach der Bekanntgabe der Anklage demonstrativ den Rücken stärkten, hat nach bisherigem Stand mehrere Millionen Euro Steuern hinterzogen. Aber er hat auch viele Steuern bezahlt. Er ist nicht vorbestraft. Er hat eine Selbstanzeige auf den Weg gebracht. Und er wird es nicht wieder tun.

Uli Hoeneß kann sich auf seine Freunde in Politik und Wirtschaft verlassen. Prognose eines Nicht-Juristen: Zwei Jahre auf Bewährung und eine siebenstellige Geldstrafe.

Solange sich die Bundesrepublik Deutschland eine Bundessteuerberaterkammer mit 91.000 Mitgliedern leistet, deren einzige Funktion darin besteht, der Allgemeinheit möglichst viele Steuern vorzuenthalten, wird Steuerhinterziehung zumindest in den Top-Kreisen von Politik und Wirtschaft weiter ein Kavaliersdelikt bleiben.

Mit einem jährlichen Schaden von etwa 100 Milliarden Euro an der Allgemeinheit erscheinen dann alle anderen Vermögensdelikte wie Fälschungen, Bankraub, Einbrüche und Diebstähle als hilflose Versuche unterer Schichten, an den Segnungen des leistungslosen Einkommens teilzuhaben.

In der Regel wandern sie dabei ins Gefängnis, in Insolvenz und Hartz IV, nicht in den Aufsichtsrat des berühmtesten deutschen Fußballclubs.