Multivitamintabletten: "Es reicht!"

In den angesehenen Annals of Internal Medicine wird aufgrund neuer Studie dazu aufgerufen, kein Geld mehr für Vitamin- und Mineralzusätze zu verschwenden

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Immer noch, vielmehr immer mehr werden Vitamine Lebensmitteln zugesetzt oder Multivitamin-Tabletten angeboten. Alles Mist, sagen nun drei Artikel und ein Editorial in den angesehenen Annals of Internal Medicine vom 17. Dezember. "Es reicht", heißt es im Editorial: "Hört auf, Geld für Vitamin- und Mineralzusätze zu verschwenden." Angeblich soll mehr als die Hälfte der Amerikaner solche Zusätze direkt oder indirekt zu sich nehmen. Es ist ein riesiger Markt, 2010 wurden 28 Milliarden US-Dollar damit umgesetzt, auch weil es so einfach scheint, mit ein bisschen Geld etwas für seine Gesundheit zu tun.

Gesünder wird man davon jedenfalls nicht: "Wir glauben, dass die Angelegenheit abgeschlossen ist. Die Nahrung von gut ernährten Erwachsenen mit (den meisten) Mineral- oder Vitaminzusätzen zu ergänzen, hat keinen klaren Vorteil und kann sogar gefährlich sein", so die Bewertung und der Rat: "Diese Vitamine sollten nicht dauerhaft zur Krankheitsvorbeugung eingenommen werden." Einer der Autoren sagt, es sei besser, Geld für Obst, Gemüse, Nüsse, Bohnen oder andere fettarme Lebensmittel auszugeben. Sport sei sowieso besser.

In den drei Studien, auf die sich das Editorial bezieht, wurde untersucht, ob die Einnahme von Multivitaminen vor Krebs oder Herzerkrankungen schützt oder sich auf kognitive Leistungen auswirkt. Nach einer Metastudie, die 22 Untersuchungen und zwei große Studien mit fast 350.000 Menschen betrachtet, gab es keine Erkenntnisse darüber, dass sich die Einnahme von Vitaminen auf die Mortalität, auf Krebs oder auf Herz-Kreislauferkrankungen auswirkt. Bei einer Studie wurde allerdings das Krebsrisiko für Männer ein weniger niedriger. Es wurden aber Hinweise dafür gefunden, dass die Einnahme von Beta-Carotin und Vitamin E die Gesundheit gefährden könnte. In der zweiten Studie nahmen fast 6000 Ärzte im Alter über 65 Jahre 12 Jahre lang Multivitamine oder ein Placebo ein, um die Folgen für die kognitive Entwicklung zu untersuchen. Unterschiede wurden keine gefunden. In der dritten Studie wurde untersucht, ob Mineral- und Vitaminzusätze bei mehr als 1.700 Patienten, die gerade einen Herzinfarkt überstanden hatten, einen weiteren verhindern können. Auch sie nahmen 5 Jahre lang Placebos oder Multivitamin- und Mineralzusätze ein. Auch hier wurde kein positiver Effekt gefunden.

In der Regel bedeutet dies allerdings auch, dass man keinen Schaden für sich anrichtet, wenn man solche Zusätze nimmt, aber man verschwendet halt Geld für einen scheinwissenschaftlichen Zauber, für eine Pillenmagie. Die Autoren des Editorials würden gerne Schluss mit dem profitablen Zauber machen und sagen, dass man endlich die wissenschaftlichen Ergebnisse, die keine oder negative Wirkungen belegen, in Taten umsetzen müsse: "Die Botschaft ist einfach: Die meisten Supplemente verhindern keine chronischen Krankheiten oder den Tod, ihre Verwendung ist nicht gerechtfertigt, sie sollten vermieden werden."