Wie sich die Ernährungssituation in der Welt verändert

Klimawandel, Wasser und Landwirtschaft

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In einer jüngeren Veröffentlichung lässt das IPCC keinen Zweifel: Starke Stürme, anhaltende Fröste, Hitzeperioden - die Wetterextreme häufen sich. Immer mehr Menschen kommen auf der Flucht vor Dürre und Überschwemmung in überfüllten Booten nach Europa. Doch wie überleben diejenigen, die zurückbleiben? In den am härtesten betroffenen Regionen helfen nur nachhaltige Anbaumethoden und sparsamer Umgang mit Wasser.

Es gibt Gegenden, die vom Klimawandel offenbar profitieren - zum Beispiel die Insel Gotland - das nördlichste Weinanbaugebiet Europas. Die mittleren Wassertemperaturen haben sich hier in den letzten Jahren um 2° C erhöht. Seit dem Jahr 2000 bauen schwedische Winzer frühreife Weinsorten an.

Oder Grönland: Hier wuchsen vor rund 800.000 Jahren Erlen, Fichten, Kiefern, Eiben und Nadelwälder, in denen Mammuts, Bisons und Elche lebten. Dann sanken die Temperaturen. Jahrtausendelang war die Insel von mächtigen Gletschern bedeckt. Mit einer Durchschnittstemperatur von 6° C im Juli war Ackerbau unmöglich. Nun wird die Vegetationszeit wieder länger. Das unaufhaltsame Schmelzen der Eisberge auf der Insel zieht viele Touristen an.

Angereichert allein mit grönländischem Schmelzwasser würde der Spiegel aller Weltmeere nach Schätzungen von Experten sechs bis sieben Meter ansteigen. Was die Welt beunruhigt, ist für das grönländische Landwirtschaftsministerium ein Grund zur Freude. Rund 50 Rinder beweiden inzwischen die Insel, Trend steigend. Mit ihrem Fleisch werden grönländische Gourmet-Restaurants beliefert.

Der Gemüseanbau weitet sich aus. Immer mehr Kartoffeln werden geerntet. Mit der eigenen Nahrungsproduktion erhoffen sich die Grönländer mehr Unabhängigkeit von Importen aus dem Ausland. Wer will es ihnen verdenken?

Orangen in der Wüste

Sherwood und Craig Idso glauben an die positive Kraft des Kohlendioxides. Sie behaupten, in großen Mengen bringe es die Erde zum Erblühen und verweisen auf die Grenzregion Mexiko/USA, die um 1890 noch wüst und staubig war und heute - dank CO2 - begrünt ist. Die Orangenbäume, die sie in der Wüste von Arizona pflanzten und mit Kohlendioxid anreicherten, tragen rund 70 Prozent mehr Biomasse und doppelt so viele Orangen mit mehr Vitamin C als ohne CO2-Behandlung.

Die Kohleindustrie mag sich über diese Werbung freuen. Der Basler Botaniker Christian Körner hat allerdings seine Zweifel: Was für Orangen in der Wüste gelte, ließe sich noch lange nicht auf die europäische Fauna übertragen. Versuche an Laubbäumen zeigten nämlich, dass zusätzliche CO2-Mengen die Bäume im ersten und zweiten Jahr zwar zum Wachstum anregen, danach schieden sie das CO2 an die Umwelt aus.

Tatsächlich kurbeln erhöhte Kohlendioxidgehalte in der Luft die Photosynthese vieler Pflanzen an, so dass sie zunächst höhere Erträge bringen. Doch sind Wälder und Ozeane übersättigt, können sie die Milliarden Tonnen Kohlendioxid, die jedes Jahr in die Atmosphäre frei gesetzt werden, nicht mehr absorbieren. Während im Norden edle Weine gedeihen, geben im Süden zwei Grad mehr den Ausschlag für eine lang andauernde Trockenheit.

Die Folge sind sinkende Ernteerträge, einhergehend mit verdurstenden Menschen und Tieren. Experten kalkulieren innerhalb der nächsten 50 Jahre mit dem Verlust von weiteren 135 Millionen Hektar Ackerland in den Weltregionen mit tropischem und ariden Klima. Und dabei wird es nicht bleiben. Hält der Temperaturanstieg an, wären nach 2050 auch die gemäßigten Klimazonen schwerer betroffen.

Täter werden zu Opfern

Die Industrieländer stoßen die meisten klimarelevanten Gase aus. Unter den Folgen wie Hitze und Trockenheit leiden vor allem die armen Länder des Südens. Aber auch in Europa ändert sich das Klima spürbar. In Spanien nimmt die Bodenerosion auf Grund intensiver Landwirtschaft mit steigendem Wasserverbrauch stetig zu. Im Landesinnern ist die Trockenheit so groß, dass die Obstbauern sich nun an den Küsten ansiedeln.

Das führt dazu, das die Böden im Land immer weiter erodieren. In Italien lagen im Sommer 2003 die Temperaturen bei über sechs Grad über dem Durchschnitt, so dass in der Po-Ebene die Ernteerträge um 36 Prozent geringer ausfielen.

Anfang Mai 2011 ließen die Spätfröste die Apfelernte in Mecklenburg-Vorpommern um 60 Prozent einbrechen, während sich in Schleswig-Holstein die Äcker als Staubwüsten präsentierten. In Wäldern und Heide herrschte erhöhte Brandgefahr. Ernteausfälle gab es vor allem bei Raps, Mais und Getreide. Wegen der schlechten Ernten waren die Getreidepreise in der EU so hoch wie schon lange nicht mehr.

Der abrupte Wechsel zwischen Regen und Trockenheit lässt auch den fränkischen Winzern immer weniger Handlungsspielraum. Dazu kommt eine neue Zikadenart, die ihre Weinstöcke befällt und die Pflanzen vergilben lässt.

Australien im Kampf gegen Dürre und Flut

Der fünfte Kontinent sondert gemeinsam mit den USA das meiste Kohlendioxid ab, leidet aber auch zunehmend unter den Folgen des Klimawandels (Australien: mehr Hitze, Dürren und Stürme). Experten sagen Australien eine Erwärmung um zwei Grad bis zum Jahr 2070 voraus. Schon heute verdorren ganze Landstriche. Eine Staubschicht legt sich über Pflanzen, Tiere und Menschen. 2009 tobten über Sydney, Brisbane und Canberra gewaltige rote Stürme, die 16 Millionen Tonnen Staub transportieren. Besonders in New South Wales herrschen seit Jahren immer heftigere Trockenperioden.

Was an Vegetation übrig ist, holen sich die Buschfeuer, die vergangenes Jahr bei Sydney früher als gewöhnlich ausbrachen. In New South Wales wurde der Wasserverbrauch von den Behörden drastisch eingeschränkt. Von dem mächtigen Stausee, der einst die regionale Wasserversorgung sicherte, ist noch eine kleine Pfütze übrig. Viele Farmer haben ihre Rinder abgeschafft, da auf den ausgetrockneten Weiden kein Gras mehr wächst. Die Schafe müssen mit Getreide zugefüttert werden, weil der karge Boden nicht genug hergibt.

Die Herden werden immer kleiner, die Preise für Merinoschafe sind im Keller. Für die Farmer ist es eine Katastrophe, wenn sie ihren Tieren beim Verhungern zusehen müssen. Viele werden depressiv und bringen sich sogar um. Andere Landesteile versinken immer wieder in den Fluten. So riss in Queensland im Januar 2013 das Wasser mit 75 Stundenkilometern alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest war.

Doch das Wirtschaftswachstum ist eine Heilige Kuh und die nationale Klimapolitik eine Berg-und-Tal-Fahrt. Deshalb muss die australische Industrie auch nicht fürchten, für ihren Kohlendioxid-Ausstoß zur Verantwortung gezogen zu werden. Zwar rang sich die Regierung zu einem Verbot der Glühbirne durch.

Doch im September 2013 hat der neue Premierminister die erst im Vorjahr eingeführte CO2-Steuer bereits wieder abgeschafft, obwohl sich erste Erfolge in einem geringeren Energieverbrauch zeigten. Statt dessen will der Staat mit umgerechnet 2,5 Milliarden € die Industrie dazu bewegen, ihre Abgase zu senken. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Unterdessen sucht die australische Organisation CSIRO nach Wegen der Anpassung an den Klimawandel.

Dürren in Afrika

Vom Atlantik bis zum Roten Meer zieht sich ein 6.000 Kilometer langer Wüstengürtel - der Sahel. Hier bleibt der Regen immer öfter aus. Auf der Suche nach Wasser verlassen immer mehr Menschen ihre Heimat. Ganze Dörfer versinken im Sand. Wo es noch Bäume gibt, bilden sie Schutzwälle um die Dörfer.

Menschen und Tiere trinken aus schlammigen Wasserlöchern, die bis etwa zwei Monate nach der Regenzeit mit Wasser gefüllt sind. In dieser Gegend sind Ackerbau und Viehzucht nahezu unmöglich geworden. In Burkina Faso zum Beispiel folgen zwei Monate nach der Regenzeit oft lang anhaltende Trockenzeiten. Dazu kommt, dass Abholzung, Überweidung und Übernutzung der Böden das Land über Jahrzehnte hinweg in eine Halbwüste verwandelt haben.

Immer öfter bleibt der Regen aus. Die alten erfahrenen Bauern sind ratlos, weil sie nicht mehr wissen, wann sie aussäen sollen. In der Not rücken die Menschen zusammen und greifen auf bewährte Techniken zurück. In einem kleinen Dorf im Norden finanzierte das katholische Hilfswerk Misereor ein Wasserrückhaltebecken - ein Bouli.

Hier wird das Regenwasser einige Monate gespeichert, so dass die Menschen auch in der Trockenzeit ihre Gärten bewässern können. Der Erfolg des Wasserspeichers findet Nachahmer in der Region - und führt zu mehr Selbstbestimmung. So bewirtschaften die Frauen eines anderen Dorfes ihre eigenen Gärten, ohne sich von den Männern hineinreden zu lassen. Immer mehr Dörfer haben inzwischen ein solches Becken.

Kommt endlich der ersehnte Regen, geht oft mehr Wasser zu Boden, als er aufnehmen kann. So ging die westafrikanische Stadt Gorom Gorom ging im August 2006 in den Wassermassen geradezu unter. 8.000 Familien verloren ihre Häuser und ihr Vieh.

Die Stadt wurde nahezu zerstört. Darauf waren die Menschen nicht vorbereitet. Auf der anderen Seite wächst das Gras immer spärlicher, die Ernten werden immer schlechter. Die Touristen, die früher in Stadt kamen, bleiben heute aus.

Die Einwohner Somalias fällen im Kampf ums Überleben die letzen Bäume, die noch die Erosion verhindern und beackern die ausgedörrten Böden - ein Teufelskreis für das lokale Klima. Der lebenswichtige Monsun kommt von Jahr zu Jahr unregelmäßiger. So erlebte das vom Krieg zerrissene Land 2011 die sechste große Trockenheit seit 2000.

Die Menschen sollen sich dem neuen Klima anpassen, raten die Industrieländer, am besten mit Hightech-Lösungen - oder auswandern. Aber wohin? Im Flüchtlingslager Dadaab im Nordosten Kenias leben zwei Jahre nach der großen Dürre 2011 immer noch eine halbe Millionen Menschen. Die Versorgung dieses Lagers hat die Vereinten Nationen damals rund 330 Millionen Euro gekostet.

Bäume halten Wüste auf

Namibia ist eines der trockensten Länder Afrikas. Hier wird das Wasser aus den Tümpeln abgekocht, oder es wird einem offenen Kanal entnommen, der Flusswasser ins Land leitet. Nun fand man in 350 Meter Tiefe ein über 10.000 Jahre altes unterirdisches Reservoir mit rund fünf Milliarden Kubikmetern Wasser aus den Bergen Angolas. Der Vorrat soll über 400 Jahre reichen.

Derzeit wird untersucht, welche Qualität das Wasser annimmt, wenn es mit Flusswasser vermischt wird. Sollte sich seine ausgezeichnete Trinkwasserqualität bestätigen, gehört Wasserknappheit für die Namibier bald der Vergangenheit an. Künftige Dürren werden ihnen nichts mehr anhaben können.

Nigeria ist das Land mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Afrika. Rund 134 Millionen Menschen und 66 Millionen Nutztiere beanspruchen Boden und Wasser. Es gibt kaum noch Gras, welches die fruchtbare Humusschicht hält. Der Wüstenbildung fallen jedes Jahr mehr als 3000 Quadratkilometer Acker- und Weideland zum Opfer.

Mit einer beispiellosen Pflanzaktion will man nun ein Zeichen gegen die fortschreitende Wüste setzen: Von Dakar im Westen bis Dschibuti im Osten entsteht eine mindestens fünf Kilometer breite Mauer von 7.000 Kilometer Länge. Senegalakazien, Wüstendatteln und Purgiernuss - Kulturen, die bei wenig Wasser auf sandigen Böden gedeihen und beerntet werden können - wachsen in einem Streifen quer durch Afrika. Experten befürchten allerdings, dass zu viele Setzlinge die Trockenzeiten nicht überleben.

Wasserknappheit in Asien

In China hat man mit Mauern Erfahrung. Im Jahr 1978 wurden hier Bäume zum Schutz gegen die Stürme der Wüste Gobi gepflanzt. 2003 durften die Bauern die Bäume, die sie damals selbst gepflanzt hatten, endlich selber bewirtschaften. Doch gingen zahlreiche Setzlinge ein, da die Böden für Baumbewuchs zum Teil ungeeignet waren. Eine Erkenntnis aus dem Projekt: Ein Jahr Brache bekommt den Böden besser als zehn Jahre Bäume pflanzen.

Das Land mit den 1,3 Milliarden Einwohnern erfreut sich ungebremsten wirtschaftlichen Wachstums. Doch der Boden wird knapp: Im Zeitraum von 1950 bis 1975 gingen im Schnitt 1,56 Quadratkilometer Nutzfläche durch Überweidung und Übernutzung der Ackerflächen verloren. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute wurden im Norden und Westen des Landes nahezu 24.000 Dörfer aufgegeben.

Bis in die 1980er Jahre hinein war Chinas Wasserqualität in Ordnung. Dann wurden die Abwässer in die Seen geleitet, diese kippten irgendwann um. So gibt es in den Mega-Städten in der Regel kein sauberes trinkbares Wasser aus der Leitung.

Auch viele andere Staaten Asiens befinden sich im wirtschaftlichen Aufbruch. Im Zuge dessen werden die natürlichen Ressourcen hemmungslos ausgebeutet, Wälder gerodet - und Klimagase verursacht. Innerhalb der letzten dreißig Jahren ging die Hälfte der asiatischen Wälder verloren. Die lang anhaltenden Dürren und Überschwemmungen im Süden von Chinas, Bangladesh und Nordindien sind Folge dieser Naturzerstörung.

In Zentralasien fielen im Jahr 2000 rund 3.600 Quadratkilometer landwirtschaftliche Nutzfläche der Desertifikation zum Opfer. Kasachstan verlor seit 1980 knapp die Hälfte seiner fruchtbaren Ackerlandes. Jedes Jahr degradieren in Usbekistan 15.000 bis 20.000 Hektar Boden. Ursache sind Erosion und Nährstoffverluste. Die Zuflüsse zum Aralsee - Amu-Darja und Syr-Darja - wurde jahrzehntelang Wasser für die Bewässerung endloser Baumwollfelder entnommen. Heute ist das Flussdelta nahezu versandet. Der einst 66900 km² große Binnensee ist auf etwa 30.000 km² zusammen geschrumpft - der Rest: giftige Salzwüste.

Die zehn größten Flüsse in Asien, darunter der Ganges, Indus, Brahmaputra und Yangtze, werden von abfließendem Wasser aus Gebirgsgletschern gespeist. Mehr als eine Milliarde Menschen leben an den Flüssen, denen sie das tägliche Wasser entnehmen. Doch auch in den Hochgebirgen wird es wärmer. Anstelle von Schnee fällt Regen, so weniger Schmelzwasser abfließt. Gleichzeitig sinkt der Grundwasserspiegel. Die Wasserversorgung der Flussbewohner in der Trockenzeit ist nicht mehr garantiert.

In den von Dürre am schwersten betroffenen Regionen versucht man, den Mangel an Trinkwasser zu beheben, die Anbaumethoden zu verbessern. Das Institut Civilizations Matter zum Beispiel entwickelt gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern ein System zur Trinkwasserherstellung mit Hilfe von Wind und Sonne. Hierzu wird mittels eines Kristallisator-Verfahrens trinkbares Wasser aus dem Grundwasser gewonnen.

Bodenschutz durch nachhaltige Landbewirtschaftung

Wo viel Wasser verdunstet, versalzen die Böden. Doch unter den Pflanzen gibt es einige anpassungsfähige, salztolerante Spezialisten. Diese so genannten Halophyten gedeihen auf salzhaltigen Böden. Geforscht wird derzeit vor allem an der landwirtschaftlichen Nutzung dieser salztoleranten Pflanzen. Gefragter denn je sind nachhaltige Landbaumethoden - mit weniger schwerer Technik, dafür unter Berücksichtigung natürlicher Kreisläufe. Ein Vorreiter des ökologischen Landbaus in Afrika ist die SEKEM-Initiative. Das Unternehmen begann 1977 mit 70 Hektar Ackerland in Ägypten. Heute werden auf rund 2.500 Hektar Futterpflanzen, Gemüse, Getreide, Obst, Gewürze, Öl- und Heilpflanzen, Baumwolle und viele andere Kulturen angebaut - ohne Pestizide, nach biodynamischen Richtlinien.

Auf 800 Betrieben in Ägypten und im Sudan leben und arbeiten rund 2000 Menschen. Die Produkte werden zu fast 70 Prozent im eigenen Land vermarktet, der Rest wird exportiert. Der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens spricht für sich. Mit Hilfe ökologischer Landbewirtschaftung haben sich die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort deutlich verbessert. Der Gründer Ibrahim Abouleish erhielt für sein Lebenswerk den alternativen Nobelpreis.

Subsistenzwirtschaft ist in vielen Ländern überlebenswichtig. Eine Ziegenherde oder ein eigener Garten entscheiden häufig darüber, ob eine Familie hungert oder satt wird. Die Gartenbaumethode Biointensive, entwickelt von John Jeavons, steigert die Gemüseerträge unter trockenen Bedingungen bei sparsamer Bewässerung und wenig Platz.

Sie basiert auf einem ausgeklügelten Pflanzen- und Kompostsystem und einer speziellen Umgrabetechnik beim Anlegen der Hochbeete. Zwar sind die Vorbereitungen sehr arbeitsintensiv. Der Boden muss tief umgegraben, Beete und Kompost angelegt, Saatgut beschafft werden. Das erste Gemüse wird in der Regel erst im Folgejahr geerntet. Doch die meisten Biointensive-Gärten zeigen durch relativ üppig wachsende Pflanzen, dass sich der Aufwand lohnt.

Rund um den Erdball gehen immer mehr fruchtbare Böden verloren, im Süden durch Erosion, im Norden darüber hinaus auch durch Versiegelung. In Deutschland werden täglich 80 Hektar Land verbaut, das entspricht 115 Fußballfeldern, zumeist fruchtbare Ackerböden.

In Mecklenburg-Vorpommern sind mehr als die Hälfte aller Böden durch Winderosion gefährdet. Enge Fruchtfolgen mit Monokulturen, Kunstdünger und Pestizide vernichten die Bodenlebewesen, und laugen die Böden aus. Der BUND schlägt wirksame Gegenmaßnahmen vor: kleine Parzellen anlegen, Zwischenfruchtanbau, Hecken anpflanzen, pfluglose Bodenbearbeitung, Drainagen zurückbauen, Grünland erhalten.

Die industrialisierte Landwirtschaft ohne Rücksicht auf ökologische Kreisläufe hat zur Folge, dass das Ökosystem früher oder später aus den Fugen gerät. Dann werden die Schäden auch mit Geld und Technik nicht mehr zu beheben sein. Unsere Böden können uns nur mit nachhaltigen, schonenden Anbaumethoden über einen langen Zeitraum ernähren. Denn sie bringen nicht nur unsere Nahrung hervor, sondern speichern auch das für uns lebensnotwendige Wasser.