Angst vor Unruhen im Sommer

Die britische Polizei will endlich auch Wasserwerfer einsetzen können, um gegen protestierende Mengen vorzugehen

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In Großbritannien führen zwar viele Polizisten keine Schusswaffen auf Patrouille mit sich, aber es gibt natürlich auch überall bewaffnete Einheiten, die seit 2009 etwa auch mit Taser-Elektroschockwaffen ausgerüstet sind. Erstaunlich ist aber, dass die britische Polizei bislang noch keine Wasserwerfer einsetzen darf, neben Tränengas und Gummigeschossen die Standardtechnik, um gegen Menschenmengen beispielsweise bei Protesten vorzugehen. In Großbritannien sind bislang nur 6 Wasserwerfer in Nordirland im Einsatz.

Wunschobjekt britischer Polizisten, der WaWe 9000 vo Ziegler. Bild: http://www.ziegler.de

Das soll sich aber nun ändern. Die Polizei scheint Sorge zu haben, dass im Sommer wieder einmal wie 2011 gewaltsame Proteste aufgrund der Sparmaßnahmen eintreten können. Und jetzt verlangen die Polizeichefs von der Innenministerin Theresa May erneut, dass sie von der Polizei im ganzen Land auch eingesetzt werden dürfen. Offenbar sieht die Association of Chief Police Officers (ACPO) es als dringlich an, möglichst noch vor dem Sommer Wasserwerfer zur Verfügung zu haben.

Schon Anfang des Jahres hatte der Londoner Bürgermeister Johnson die Einführung von Wasserwerfern gefordert. Die Angst scheint also doch relativ groß zu sein, dass erneut die Wut der Menschen aufplatzt. Wasserwerfer könnten verhindern, dass stärkere Gewalt eingesetzt werden müsse, so Johnson in einem Brief an die Innenministerin. Kritiker warnten vor einer weiteren Militarisierung der Polizei und vor der Gefahr, dass damit berechtigter Protest unterdrückt werden könne. Der Bürgermeister kündigte an, der Polizei ab Februar Gelder für den Kauf zur Verfügung zu stellen, und er versprach, dass sie nur "unter den extremsten Bedingungen" eingesetzt werden würden.

Die Debatte könnte eigentlich auch einmal ein Anlass sein, die schnelle Verwendung in Deutschland und anderswo einmal zu überprüfen. Aber wahrscheinlich werden sich auch die Briten der Normalität anschließen, das Innenministerium ist jedenfalls bereitwillig, will aber kein zusätzliches Geld locker machen, schließlich kosten die Wasserwerfer mehr als eine Million Euro. Die Met, die Polizei Londons, würde gerne drei Wasserwerfer kaufen, am liebsten den Ziegler Wasserwerfer 9000.

Einerseits gehen die Polizeichefs davon aus, dass schon allein die Präsenz der martialischen Wasserwerfer befriedend wirken könne, aber sie räumen auch ein, dass es den gegenteiligen Effekt haben könnte. Auf jeden Fall könnten sie Gefährdungen für Polizisten und Demonstranten reduzieren, die Verletzungsfahr sei bei Schilden und Schlagstöcken höher.