Und auch bei der Krim geht es ums Öl

Vor der Küste der Krim liegen große Gas- und Ölvorkommen, die nun an Russland übergehen

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Vor der Küste der Krim liegen große Gas- und Ölvorkommen. Erst vor kurzem waren die beiden Felder Skifska und Foroska entdeckt wurden. Für die Ukraine - und auch für den damaligen Präsidenten Janukowitsch - war dies eine verlockende Perspektive, nach dem "Gaskrieg" 2006 die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu verringern. Die Ukraine ist bislang abhängig vom russischen Gas.

Die Ukraine stand kurz vor dem Abschluss eines Vertrages mit einem Ölkonsortium unter der Führung von ExxonMobil, dabei waren auch Shell, OMV Petrom aus Rumänien und der ukrainischen Nadra Ukrainy. Ende Februar sollte der Vertrag engültig besiegelt werden. Eigentlich war dies schon 2012 geplant gewesen, aber von der ukrainischen Regierung immer wieder aufgeschoben worden. Gegenstand der Begierde war das Skifska-Feld im Schwarzen Meer mit geschätzten 200 bis 250 Milliarden Kubikmeter Erdgas, für Foroska schien sich niemand interessiert zu haben. Exxon hoffte auf 5 Milliarden Kubikmeter Gasförderung pro Jahr. Exxon hatte im Bieterverfahren den russischen Konzern Lukoil ausgestochen, wie Oilprice.com berichtet. Die Ukraine sollte für die Lizenz für 50 Jahre 325 Millionen US-Dollar erhalten und an den Gewinnen beteiligt werden. Die Kosten für die Erschließung wurden auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Die Pläne befanden sich noch in einem frühen Stadium, das politische Ende von Viktor Janukowitsch brachte sie zu einem abrupten Abbruch, Exxon legte sie Anfang März erstmal auf Eis, den anderen Konzernen blieb auch nichts anderes übrig. Mit der Aufnahme der Krim in die Russische Föderation und dem mit den Sanktionen beginnenden Wirtschaftskonflikt könnten Exxon und andere westliche Konzerne erst einmal ganz aus dem Spiel sein.

Die Regierung der Krim hat die Nationalisierung der ukrainischen Unternehmen und damit auch des Gas-Konzerns Chornomorneftegaz angekündigt. Der Konzern könnte dann durch einen Verkauf an Gazprom "privatisiert" werden. Der Sprecher des Krimparlamentes sagte am 13. März, dass die Ölfelder unter die Obhut von Moskau sollten: "Russland und Gazprom sollte sich um die Öl-und Gas-Produktion kümmern", sagte Vladimir Konstantinov.

Damit dürfte die Hoffnung auf das Gas (und auf weitere vermutete Ölvorkommen vor der Krim) für die Ukraine, aber auch für Exxon geplatzt sein. Was vor kurzem noch vor der eigenen Küste lag, befindet sich jetzt in russischen Händen. Exxon selbst wird wohl gute Miene zum ärgerlichen Spiel machen, vermutet Nicholas Cunningham auf Oilprice.com, da es Milliarden in ein Co-Venture mit Rosneft in der Arktik investiert hat und diese nicht durch einen lauten Krach mit Russland gefährden wird. Mit einer Minderheitsbeteiligung am Skifska-Feld müsste der US-Konzern sich wohl zufrieden geben, gibt es doch noch nicht einmal gültige Verträge mit Kiew.

Aber den Streit zwischen Russland und der USA dürften weitere Verstaatlichungen durch die Krimregierung mit anschließender "Privatisierung" an russische Staatskonzerne kräftig anheizen. Die USA haben bereits härtere Sanktionen auch gegen Vertreter der Wirtschaft verhängt. Russlands Annexion der ukrainischen Energieressourcen wird weiteres Öl ins Feuer gießen.