Krankheitsbedingte Fehltage sind 2013 weiter gestiegen

Frauen sind öfter krank geschrieben als Männer, in den reichen südlichen Bundesländer ist der Krankheitsstand niedriger als in den ostdeutschen Ländern und Lehrende sowie in Medien Tätige sind am wenigsten krank

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Die Wirtschaft boomt in Deutschland, auch die Löhne sind teils ein wenig mitgewachsen. Aber die Menschen leiden entweder unter zunehmenden Stress oder sie haben weniger Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Nach dem Gesundheitsreport 2014 der Techniker Krankenkasse (TK) sind im letzten Jahr die Krankenstände und die Fehltage weiter angestiegen.

Der Krankenstand bei den bei der TK Versicherten lag 2013 bei 4,02 Prozent, 2012 waren es noch 3,88 Prozent. Durchschnittlich waren danach Erwerbspersonen (Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I) 2013 14,7 Tage krankgeschrieben - einen halben Tag mehr als 2012. Frauen sind mehr krankgeschrieben als Männer – 16,3 Tage versus 13,2 Tage. Seit 2006, wo es einen Tiefstand gegeben hat, sind die erkrankungsbedingten Fehlzeiten um 28,1 Prozent gestiegen – trotz durchlaufener Krise. Seit 2000, als die Daten von der TK erstmals erhoben wurden, war der Krankenstand noch nie so hoch gewesen. 2013 gab es zwar 8 Prozent mehr krankheitsbedingte Ausfälle als 2012, allerdings waren sie durchschnittlich um 4,3 Prozent kürzer. Zweidrittel der Krankmeldungen waren zwischen einem und sieben Tagen. Allerdings lassen sich Krankenmeldungen bis zu drei Tagen von den Krankenkassen nur lückenhaft wegen der unterschiedlichen Meldeverpflichtung erfassen. Die Daten der TK sind aber aufgrund regionaler und demografischer Abweichungen der Versicherten nicht repräsentativ.

Nach den Daten der TK gibt es offenbar unterschiedliche regionale Krankheitskulturen oder unterschiedliche Belastungen. In Bayern und Baden-Württemberg waren die Menschen durchschnittlich 12,5 oder 12,1 Tage krankgeschrieben, in Bremen 14,4 oder in Hessen 14,5 Tage, in den ostdeutschen Ländern waren es mit Ausnahme von Sachsen aber deutlich mehr: in Sachsen-Anhalt 17,3 Tage, in Brandenburg 18,1 Tage und in Mecklenburg-Vorpommern sogar 18,4 Tage.

Junge Menschen bis 24 Jahre lassen sich häufiger als die älteren Erwerbspersonen krankschreiben, allerdings sind sie kürzer krank. Mit zunehmend Alter steigt vor allem die Dauer der Erkrankungen. Nach der TK ist daher mit der Zunahme älterer Arbeitnehmer in der nächsten Zeit mit einer Zunahme der krankheitsbedingten Fehlzeiten am Arbeitsplatz zu rechnen.

Angestiegen sind vor allem die Erkältungskrankheiten (Erkrankungen des Atmungssystems) in der ersten Hälfte von 2013 gegenüber 2012, wovon wieder mehr Frauen als Männer betroffen sind. Da es dieses Jahr bislang keine Welle von Erkältungen gegeben hat, könnte 2014 der Krankenstand wieder sinken. 2013 kam es erstmals auch zu keinem weiteren Anstieg der psychischen Erkrankungen, von einer Trendwende zu sprechen, sei es aber noch zu früh. Psychische Erkrankungen führen aber zu den längsten Fehlzeiten, durchschnittlich 45 Tage, während es bei Erkältungskrankheiten nur 6,3 Tage sind. Absolut fielen die meisten Fehltage auf "Erkrankungen des Bewegungsapparats".

Große Unterschiede gibt es zwischen den Berufen. Manche sind riskanter, manche Krankheiten führen bei bestimmten Berufen zu längeren Fehltagen wie bei anderen. Dann spielt natürlich auch stark das Arbeitsklima, das persönliche Engagement oder das Verantwortungsgefühl eine wichtige Rolle. Jedenfalls spielt die Art der Tätigkeit bei der körperlichen Belastung eine große Rolle:

Während unter Männern im Berufsfeld "Verwaltungs-, wirtschafts-/sozialwissenschaftliche Berufe" innerhalb des Jahres 2013 durchschnittlich 9,1 Arbeitsunfähigkeitstage gemeldet wurden, waren Erwerbstätige in "Metallberufen: Metallerzeugung, -bearbeitung" im Mittel 21,8 Tage krankgemeldet.

Oft krank sind auch Chemiearbeiter und Kunststoffverarbeiter, Bauberufe sowie Verkehrs-und Lagerberufe auf, die Menschen in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen sowie bei Medien-, geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Berufen arbeiten offenbar gesünder oder sind weniger gefährdet. Allerdings sind die Fehlzeiten bei den Arbeitslosen doppelt so hoch wie im Durchschnitt. Medien-, geisteswissenschaftliche und künstlerische Berufe haben mit den Sozial- und Erziehungsberufen und Seelsorger mit 10,5 bzw. 11,3 Tagen die geringsten Krankenstände. Weiter ausdifferenziert sind die Krankentage bei den Lehrenden und ausbildenden Berufen am geringsten.

Insgesamt spielen akademische Ausbildung und eine überwiegend sitzende Bürotätigkeit eine Rolle. Menschen mit langer Ausbildung und sitzender Tätigkeit sind weniger oft krank. Oder anstrengende und langweilige Berufe machen eher krank, ließe sich auch sagen. Menschen ohne Schulabschluss sind 23 Tage krankgeschrieben, Menschen mit Abitur 12,6 Tage.