Beginn eines neuen Postkriegs?

Aus angeblich "philatelistischen" Gründen verworfen: Gemeinschaftsausgabe Weißrusslands, Russlands und der Ukraine. Bild: Belpochta

Russland veröffentlich Krim-Briefmarken als Teil der Serie "Russische Regionen" und die Ukraine stoppt Gemeinschaftsausgabe

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"Postkrieg" ruft Erinnerungen an den Kalten Krieg wach. Nach der Währungsreform im Sommer 1948 eskalierte die Lage im geteilten Deutschland. Neben der Abschottung Berlins und der Luftbrücke entspann sich auch ein lang anhaltender Streit um die Gültigkeit der Briefmarken des jeweils anderen Währungssektors. Und immer wieder sorgten Briefmarken-Motive für die Nicht-Beförderung der Post durch eine der beiden deutschen Postanstalten. Die aktuellen Briefmarkenausgaben Russlands und der Ukraine spiegeln die gespannte Lage am Schwarzen Meer wider.

Seit einigen Jahren porträtiert die Agentur für Briefmarken der russischen Postverwaltung "Marka" die Regionen des Landes auf Sondermarken. Omsk, Kaluga und andere Oblasts wurden so gewürdigt. Doch am 28. April 2014 überraschte eine Pressemitteilung mit zwei neuen Briefmarken der Serie "Russische Regionen": Zwei Briefmarken zu Sewastopol und der Halbinsel Krim kommen am 27. Mai an die Postschalter. Moskau schafft mit dieser eingeschobenen Ausgabe postalisch vollendete Tatsachen. Vorgesehen war die Marken nicht, wie das Ausgabeprogramm 2014 belegt.

Das Schwalbennest auf der Krim und das Denkmal von Sewastopol werden nun den "Russischen Regionen" zugeordnet. Bild: Marka Publishing

Über die Reaktionen in der Ukraine kann nur spekuliert werden. Eine Ahnung gab jedoch bereits der Rückzug der Ukrainischen Post aus der lang angekündigten Gemeinschaftsausgabe mit Russland und Weißrussland zum Gedenken an die Befreiung von der deutschen Besetzung, die am 18. April veröffentlicht wurde. Zeigte der ursprüngliche Entwurf des Markenblocks noch den Schriftzug "Gemeinschaftsausgabe Weißrusslands, Russlands und der Ukraine", erschien der Block nun als Gemeinschaftsausgabe mit Weißrussland ohne Schriftzug.

Der Philatelie-Fachdienst "Stampnews" zitierte bereits im April eine Aussage der russischen Postverwaltung, die Post der Ukraine "Ukrposhta" habe am 14. März die Zusammenarbeit schriftlich aufgekündigt. Dies sei aufgrund einer Eingabe ukrainischer Philatelisten geschehen. Dass Briefmarkensammler allein einen solchen Schritt bewirkt haben sollen, bleibt verständlicherweise skeptisch zu beurteilen. Musterexemplare der ursprünglichen Gemeinschaftsausgabe dürften indes zu begehrten Sammelobjekten werden.

Unterdessen geht die administrative Eingemeindung der abgespaltenen Regionen voran. Bereits am 21. März, also weit vor dem Referendum, meldete die russische Itar-Tass, dass der Paketdienst der russischen Postverwaltung mit der Auslieferung von Päckchen auf der Krim begonnen habe. Dies sei in Absprache mit dem Weltpostverband begonnen worden. Auch die Postleitzahlen werden bereits angepasst. Die Anschrift 95000 Simferopol lautet nun nach russischer Einteilung 295000 Simferopol.

Wie sich die Zusammenarbeit der Postverwaltungen Russlands und der Ukraine weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Fraglich ist, inwieweit die russische Post Sendungen mit ukrainischer Frankatur auf der Krim ausliefert und natürlich, ob die Ukrainische Post Briefe mit den neuen russischen Sondermarken befördert.

In einem wesentlich weniger dramatischen Zusammenhang "annektierte" vor zwei Jahren Österreich das benachbarte Fürstentum Liechtenstein, indem es auf einer Dauermarke die Landesgrenzen schlichtweg vergaß. Das sorgte für viel Wirbel unter den Sammlern, diplomatische Spannungen blieben indes aus.

Wo ist Liechtenstein? Bild: Österreichische Post AG