Südsudan: Kiir und Machar einigen sich auf Friedensabkommen und Wahlen

Ob der Vertrag den Volkskrieg zwischen Dinka und Nuer beenden kann, ist fraglich

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Heute unterzeichneten der südsudanesische Staatspräsident Salva Kiir, ein Dinka, und sein ehemaliger Vize Riek Machar, ein Nuer, in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein Abkommen, dass den Krieg zwischen den beiden Volksgruppen beenden soll. Der Vertrag sieht neben der Beendigung der Kampfhandlungen innerhalb von 24 Stunden vor, dass Neuwahlen stattfinden und dass das Land eine neue Verfassung bekommt. Weitere Details sollen in den nächsten 30 Tagen ausgehandelt werden.

On das Friedensabkommen von den Dinka- und Nuer-Kriegern anerkannt wird, ist nicht nur wegen dieser Details fraglich: Der Konflikt zwischen den beiden Völkern reicht bis vor die Kolonialzeit zurück und hat sogar in die Mythologie Eingang gefunden. Auch während des von beiden Völkern gemeinsam geführten Unabhängigkeitskrieges gegen die nordsudanesischen Araber kam es immer wieder zu Gewaltausbrüchen. Immer neu geschlossene Friedensabkommen konnten diese stets nur eine Zeit lang eindämmen.

Siedlungsgebiete der Dinka und der Nuer im Südsudan. Karte: Telepolis

Im Vergleich zu seinen historischen Vorgängern ist der Konflikt heute aber deutlich blutiger, weil Zahlungen der als Bürgerkriegsflüchtlinge in westliche Länder übergesiedelten Dinka und Nuer zum Kauf von Waffen und Munition verwendet wurden. Sharon Hutchinson, die in den 1990ern eine Aktualisierung der ethnologischen Kenntnisse über die Nuer durchführte, stellte fest, dass dort Waffen vielfach symbolische und rituelle Rollen zukamen, die früher von Rindern eingenommen wurden.

Eine wichtige Rolle bei der Erbfeindschaft zwischen Dinka und Nuer spielt die Rache für Überfälle und Viehdiebstähle in der Vergangenheit. Die von beiden Völkern verübten zahlreichen Kriegsgreuel in den letzten Monaten dürften weitere Anlässe für Racheakte geben, die sich möglicherweise nicht einfach durch die Unterschriften zweier Politiker aus der Welt schaffen lassen:

Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatten für einen letzte Woche veröffentlichten Bericht mit Opfern und Augenzeugen solcher Kriegsverbrechen in Bor, Bentiu und Malakal gesprochen.

Unter den von ihnen dokumentierten Taten finden sich unter anderem die Vergewaltigung von Kindern, die massenhafte Ermordung von Verletzten in Krankenhäusern und die Pfählung von Frauen durch einen Holzpflock in die Vagina. Außerdem stießen sie auf Massengräber und viele nicht beerdigte Leichen, an denen sich wilde Hunde labten. Mittlerweile kommt zu den direkten Kriegsgreueln noch eine Hungersnot hinzu, weil viel Land brach liegt und mindestens eine Million Bauern in Flüchtlingslagern darbt.

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