Warum setzte Hillary Clinton Boko Haram nicht auf die Terrorliste?

US-Aufklärungsflugzeuge sollen entführte Schulmädchen suchen

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Die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram terrorisiert Nigeria bereits seit fünf Jahren. Seitdem verursacht sie durch Sprengstoffanschläge auf Schulen, Kirchen, Märkte oder Verwaltungseinrichtungen und durch Massenerschießungen in überfallenen Dörfern jedes Jahr eine drei- bis vierstellige Zahl von Opfern. Im Januar 2012 setzte sie allen aus dem Süden Nigerias zugewanderten Christen ein Ultimatum, den Norden des Landes zu verlassen. Durch den Terror sollen mittlerweile mehr als eine Viertelmillion Nigerianer auf der Flucht sein.

Trotzdem landeten die Salafisten erst im November 2013 auf der internationalen Terrorliste der USA. Bislang fiel das kaum jemandem auf. Aber nachdem die Mitte April von Boko Haram entführten Schulmädchen in den USA ein großes Thema wurden, dem die Präsidentengattin Michelle Obama ihre letzte öffentliche Ansprache widmete, fragen sich dort immer mehr Medien, warum die Sekte, deren Anhänger unter anderem glauben, dass Regen nicht aus Verdunstung entsteht, 2011 sogar einen Anschlag auf ein UN-Gebäude in der nigerianischen Hauptstadt Abuja verüben konnte, ohne dass dies in Washington Konsequenzen hatte.

Hillary Clinton. Foto: United States Department of State.

Nach derzeitigem Kenntnisstand verhinderte die ehemalige amerikanische Außenministerin Hillary Clinton bis zu ihrem Abgang, dass Boko Haram schon sehr viel früher auf der internationalen Terrorliste landete, was das US-Justizministerium, das FBI, die CIA und zahlreiche Senatoren und Abgeordnete bereits seit 2011 forderten.

Als Begründung dafür führte sie angeblich an, dass man die Gruppe damit unnötig aufwerten würde. Dies wäre angesichts der zahlreichen Toten und Vertriebenen ein etwas merkwürdiges Argument, das die als eine der möglichen demokratischen Bewerber auf die nächste Präsidentschaft gehandelte Frau möglicherweise noch näher erläutern muss. Dabei könnten auch andere Gruppen zur Sprache kommen, gegen die sich die US-Sicherheits- und Außenpolitik bislang bemerkenswert nachsichtig zeigte - vor allem in Libyen, in Syrien und im Kosovo.

In Nigeria sind mittlerweile neben amerikanischen und britischen Polizei- und Militärberatern auch Aufklärungsflugzeuge eingetroffen, durch die man hofft, bessere Informationen über den möglichen Verbleib der Mädchen zu bekommen als über die bislang ausgewerteten Satellitenfotos. Außerdem werten Experten das gestern bekannt gewordene neue Video des Boko-Haram-Führers Abubaker Shekau auf Informationen hin aus, die Aufschluss über die Orte geben könnten, an denen sich er und die entführten Schulmädchen aufhalten.

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