USA: Verschuldung der Studenten wächst

Schulden durch Studienkredite sind auf 1,2 Billionen angestiegen, das ist eine drückende Hypothek für die Zukunft

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Die Privatisierung der Bildung zeigt nun immer deutlicher ihre Schattenseiten. Immer noch wird der Universitätsbonus versprochen, also dass diejenigen, die einen akademischen Abschluss erreichen, später mehr verdienen (und bessere sowie sichere Jobs haben), als die Menschen mit niedrigeren Abschlüssen (Lohnt ein Studium?). In den USA sieht es mittlerweile nicht mehr so gut aus, die Verschuldung durch Studienkredite ist enorm angestiegen und dürfte langfristige Folgen haben.

Ein Grund für die wachsende Verschuldung ist, dass die privatisierte Ausbildung in Unternehmen stattfindet, die eine Schule oder eine Universität zumindest auch durch Schul- oder Studiengelder finanzieren und Profite machen wollen. Je besser eine private Ausbildungseinrichtung angesehen ist, desto mehr kann sie verlangen. Aber auch staatliche Universitäten verlangen Studiengebühren, dazu kommen noch die Lebenskosten. Für junge Menschen, die aus reichen Elternhäusern kommen, ist dies kein Problem, eher schon ein Versprechen weitgehend unter sich zu bleiben. Die anderen, die jungen Menschen oder deren Eltern, müssen sich verschulden, um die Chancen auf eine spätere Karriere zu erhöhen.

Da die Einkommen der unteren und mittleren Schichten in den USA wie etwa auch in Deutschland seit Jahrzehnten kaum gewachsen sind, während die reiche Schicht immer reicher wurde, wächst die Verschuldung mit den steigenden Kosten. So sind die Studienkredite, also die Verschuldung, in den USA auf 1,2 Billionen US-Dollar angestiegen und hat sich damit während der letzten 10 Jahre verdreifacht. Nach Immobilienkrediten sind die Studentenkredite der zweitgrößte Posten und weitaus mehr als die Autokredite oder Kreditkartenschulden. Es gibt zwar auch mehr Studenten, aber auch die durchschnittliche Verschuldung der Einzelnen ist angestiegen, sie hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt und liegt nun bei 30.227 US-Dollar. Studenten, die einen Bachelorabschluss 2012 machten und dafür Kredite aufnehmen mussten, hatten durchschnittlich eine Verschuldung von 29.400 US-Dollar. 71 Prozent mussten sich verschulden. 18,3 Prozent der Graduierten waren entweder arbeitslos, arbeiteten weniger, als sie wollten, oder hatten es aufgegeben, einen Job zu suchen.

Als Standardgröße wird von der Fed gerne der 25-jährige Student genommen. 2003 waren erst 25 Prozent der Studenten in diesem Alter verschuldet, 2012 waren es schon 43 Prozent. In dieser Zeit stieg die Verschuldung um 91 Prozent von 10.649 US-Dollar auf 20.326 US-Dollar und 20.926 US-Dollar im Jahr 2013.

Interessant ist freilich, dass in der Zeit vor der Finanzkrise, von der Fed "Große Rezession" genannt, die durchschnittliche Verschuldung des einzelnen Studenten bis 2008 auf eine Rekordhöhe von mehr als 35.000 US-Dollar kletterte, um dann ähnlich, wenn auch parallel auf höherem Niveau zur Durchschnittsverschuldung, zu sinken.

Nun könnte man der Meinung sein, dass das doch zeige, dass entweder das Studium billiger geworden sei, was definitiv nicht stimmt, oder dass sich die Studenten aus Gründen der Sparsamkeit nicht mehr so hoch verschulden und vielleicht mehr nebenbei arbeiten. Vermutlich ist es aber einfach so, dass den Studenten weniger Kredite gewährt werden, ihre Kreditwürdigkeit also gefallen ist, obwohl sie vermutlich die Aussicht haben, später einmal höhere Löhne zu erhalten. Es könnte aber auch mit dazu beitragen, dass ihre Zukunftsaussichten riskanter geworden sind.

Schon vor zwei Jahren wurde berichtet, dass immer mehr Schuldner in Verzug seien (27 Prozent der US-Studentenkredite in Verzug), aber auch, dass die Schulden für Manche immer erdrückender werden. 2012 hatten Amerikaner im Alter von über 60 Jahren noch Studienkredite in Höhe von 36 Milliarden US-Dollar. Es käme vor, dass auch Über-80-Jährige noch von Schuldeneintreibern belästigt werden, die ihre vor Jahrzehnten gemachten Studienschulden eintreiben wollen. Studienkredite können zu Schulden werden, die man nicht loswird, bis man stirbt, weil sie in den USA auch durch ein Insolvenzverfahren nicht aufgelöst werden können (Durchs Studium bis zum Grab verschuldet).

Sieht man weitere Korrelationen an, so wird deutlich, dass es den Studenten, die sich verschulden müssen, zunehmend schlechter geht.

Die Fed hat sich beispielsweise angeschaut, wie sich der Immobilienbesitz bei den 27-30-Jährigen entwickelte. Bis 2008 hatte ein höherer Anteil derjenigen, die einen Studienkredit aufgenommen hatten und in der Regel am Start ihrer Karriere standen, einen Immobilienbesitz (33 vs. 30 Prozent). Seitdem fiel für beide Parteien der Immobilienbesitz steil ab, seit 2011 sind diejenigen mit Studienkredit mit 22 Prozent knapp unter denen ohne Studienkredit. Das heißt aber auch, dass die jüngere Generation generell weniger die Ressourcen hat, sich Häuser oder Wohnungen zu kaufen, oder dies nicht mehr will.

Allgemein ist allerdings die Verschuldung mit Immobilienkrediten in den letzten Jahren wieder angewachsen, was heißt, dass sich der Immobilienmarkt vom Crash "erholt" hat. Eine ganz ähnliche Entwicklung lässt sich übrigens bei Krediten für den Autoverkauf der 22-25-Jährigen feststellen, allerdings war hier der Tiefpunkt 2012 erreicht.