Rauchen: Ausweitung der Verbotszonen als oberste Priorität

Die britische Ärztevereinigung will eine rauchfreie Gesellschaft bis 2035, weswegen man auch bei den e-Zigaretten an der Verbotspolitik festhalten will

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Standpunkt, den die britischen Ärztevereinigung BMA mehrheitlich in der Debatte darüber vertritt, wie e-Zigaretten zu bewerten sind, orientiert sich am ganz großen Ziel. Die Frage, wie gesundheitsschädigend das Dampfen ist, ist erstmal zweitrangig, es geht vorrangig darum, bis 2035 eine rauchfreie Gesellschaft zu schaffen. Von dieser Warte aus werden e-Zigaretten als kontraproduktiv gesehen, da sie dem widersprechen, was als notwenige Vorraussetzung für eine rauchfreie Gesellschaft angesehen wird, nämlich die Abschaffung der positiven Verknüpfungen mit allen Gesten und Bildern, die irgendwie mit Rauchen zu tun haben.

Im Zweifel für ein Verbot heißt die große Linie der BMA. Der Chirurg Ram Moorthy, stellvertrender Vorsitzender des wisenschaftlichen Gremiums der Vereinigung, ist davon überzeugt, dass die gesellschaftliche Umwertung des Rauchens, die zu einer spürbar geringeren sozialen Akzeptanz geführt hat, in engster Verbindung mit dem Verbot des Rauchens an öffentlichen Plätzen zusammenhängt. Da viele e-Zigaretten den Tabakzigaretten in der Form ähneln, befürchtet er, dass dieser Fortschritt durch das Dampfen zunichte gemacht wird. Rauchen könnte wieder "normal" werden, so Moorthy.

Verbot des Verkaufs an Zigaretten für alle, die nach 2000 geboren wurden

Entsprechend steht für ihn außer Frage, dass Verbote, die für das Rauchen von Tabakzigaretten gelten, auch auf den Konsum von e-Zigaretten zu übertragen sind, selbstverständlich dann besonders, wenn es um Minderjährige geht. An ihnen setzt der jüngste Schritt der Anti-Raucher-Kampagne des BMA an. Mehrheitlich hat die Vereinigung beschlossen, sich für ein Gesetz stark zu machen, das künftig den Verkauf von Zigaretten an jeden in Großbritannien verbietet, der nach dem Jahre 2000 geboren ist. Das Gesetz soll permanent gelten, das heißt ab dieser Generation, deren Älteste gerade vierzehn geworden sind.

Man begreift dies als nächste Stufe im Kampf gegen das Rauchen, nachdem man zuvor schon gegen zunächst große Widerstände für das Rauchverbot in bestimmten öffentlichen Plätze und im Auto, wenn Kinder an Bord sind, eingetreten ist. Es sei nun mal so, dass die Entscheidung für das Rauchen keine wohl durchdachte, auf Informationen basierende sei, die im Erwachsenalter getroffen wird, sie falle vielmehr meist schon in der frühen Jugend, eine entscheidende Rolle spiele dabei der Druck der peer group.

Die Ausweitung der Verbotszone hat aber auch ihre Kritiker in der Ärztevereinigung, die sich auf Freiheitsrechte besinnen, denen das Verbot in seiner Rigidität zu weit geht, sie befürchten außerdem, dass damit ein schwarzer Markt entstehen könnte, der potentiell noch schlimmere Auswirkungen haben könnte als der kontrollierte legale Markt.

Taktik der kleineren Schritte

Ohnehin ist das Verbots-Prinzip der BMA unter anderen britischen Ärzten umstritten. So unterzeichneten zwar auch britische Ärzte das Schreiben von Medizinern aus aller Welt, die der WHO in einem Schreiben Mitte Juni schärfere Kontrollen und stärkere gesetzliche Regulierungen gegen e-Zigaretten ("das trojanische Pferd der Tabakindustrie") empfahlen. Aber es gibt auch Mediziner, die die Position vertreten, wonach E-Zigaretten sich als besseres Raucheraustiegsmittel erweisen als sämtliche bisherige Therapien.