Maneesh Sethi sammelt Crowdfundig-Geld für Selbstbestrafungsarmband

"Pavlok" soll seinem Träger Elektroschocks verabreichen, wenn er nicht rechtzeitig aus dem Bett kommt oder zu wenig Sport treibt

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Hals- und Armbänder, die Elektroschocks verabreichen, wenn ihr Träger etwas Unerwünschtes tut oder denkt, sind eine Standardzutat von Science-Fiction-Filmen und -Serien. Der Motivationsprediger Maneesh Sethi hat nun angekündigt, eine einfache Version solch eines Geräts zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das Geld dafür will er über eine Crowdfunding-Kampagne einsammeln, die im Herbst beginnen soll. 2015 soll das Gerät dann marktreif sein und für 250 Dollar pro Stück verkauft werden.

Sethi erlangte vor einigen Jahren eine gewisse Bekanntheit, als er öffentlich behauptete, er habe seine Produktivität vervierfacht, nachdem er ein Mädchen dafür bezahlte, ihn jedes Mal zu ohrfeigen, wenn er Facebook benutzt. Das von ihm erdachte Pavlok-Armband soll ähnlichen Zwecken dienen und den Träger für Gewohnheiten oder Trägheiten bestrafen, die ihm selbst unangenehm sind. Auf diese Weise verbindet ein Körper unbewusst die unerwünschte Verhaltensweise

Pavlok-PR-Grafik

"Pavlok" setzt sich aus dem englischen Wort für "Schloss" oder "Sperre" und dem Namen des berühmten russischen Protobehavioristen Iwan Petrowitsch Pawlow zusammen, der mit seinen Hundeexperimenten die Grundlagen der klassischen und der operanten Konditionierung erarbeitete. Mit Letzterer soll auch das "Pavlok" arbeiten, dass über Sensoren und eine Bluetooth-Schnittstelle Aktivitäten erkennen und unerwünschtes Verhalten mit Schmerz verknüpft. Als Einsatzbeispiele nennt Sethi ein spätes Aufstehen und ein frühes Aufgeben bei sportlichen Aktivitäten. Die Weckzeiten und sportlichen Ansprüche kann der Nutzer dabei frei festlegen.

Für den Einsatz an fremden Körpern ist Pavlok seinem Entwickler zufolge nicht gedacht. Dass er sich vermeiden lässt, erscheint allerdings unrealistisch: Wird das Gerät wirklich auf den Markt gebracht und nicht verboten, dann dürften in vielen Fällen Eltern, Sportlehrer oder Ehepartner die treibenden Kräfte hinter einem "freiwilligen" Einsatz sein. Dass auch Straftäter das Pavlok in relevantem Ausmaß nutzen werden, ist jedoch fraglich, weil traditionelle und direktere Formen der Schmerzzufügung weit weniger kompliziert sind. Eher denkbar ist ein Eingang in S/M-Rituale. Ob das Pavlok dafür genug Fetischpozenzial hat, wird die Zukunft zeigen - oder auch nicht:

Da sich Sethi in der Vergangenheit gerne als Aufmerksamkeitskünstler präsentierte, der "Systeme hackt", besteht nämlich ein gewisses Risiko, dass der Buchautor und Blogger gar nicht vorhat, das Armband zu entwickeln, und dass es ihm lediglich um die Berichterstattung dazu, um Crowdfunding-Geld und um kostenlose Flüge und Übernachtungen geht.

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