Verbreitung gefälschter Informationen

Der britische Geheimdienst GCHQ hat nach Snowden-Leaks Programme entwickelt, um Online-Umfragen oder Pageview-Statistiken zu manipulieren

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Der NSA-Untersuchungsausschuss will eventuell zu Schreibmaschinen übergehen, um nicht von der NSA abgehört werden zu können. Die Analogtechnik wird gegenüber der Digitaltechnik wieder interessant, eben weil sie Informationen produziert, die nicht ohne Weiteres kopiert, gespeichert und durchsucht werden können. Plötzlich wird angesichts der globalen Überwachung klar, dass der Fortschritt höchst ambivalent ist und alte Techniken ihre Vorteile besitzen.

Inzwischen werden neue Snowden-Leaks von Greenwald bekannt gemacht, die wirklich teuflisch sind, weil sie alles, was auf dem Internet auftaucht, in Misskredit bringen. Auf The Intercept berichtet Greenwald von Dokumenten aus dem Jahr 2012, die belegen, dass der britische Geheimdienst GCHQ Programme entwickelt hat, um auf dem Internet gefälschte Informationen zu verbreiten. Das geht so weit, dass auch die Ergebnisse von Online-Umfragen verändert, die Pageview-Quote von Websites aufgeblasen, Facebook-Einträge manipuliert und angeblich extremistische Videos zensiert werden können.

Bislang war bekannt, dass die Joint Threat Research Intelligence Group (JTRIG) falsche Blogeinträge von Opfern, False-Flag-Operationen, Psychomanipulationen von Online-Aktivisten oder die Überwachung von Skype-, YouTube- oder Facebook-Nutzern macht. Massen-Email-Kampagnen zur Unterstützung einer Sache gehört noch zu den einfachsten Manipulationen, aber interessanter könnte schon sein, den Traffic einer Website künstlich zu erhöhen oder dafür sorgen, dass ein Video besser verbreitet wird. Eine Scheinidentität für Emails einzurichten, ist wieder lapidar.

Greenwald hat die Dokumente zeitlich gezielt veröffentlicht. Heute soll das Parlament darüber entscheiden, ob ein Notstandsgesetz verabschiedet wird, dass entgegen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs die Vorratsdatenspeicherung weiter führen will. Nach den Dokumenten könnte der britische Geheimdienst in der Lage sein, die IPs einer ganzen Stadt zu erkennen und zu lokalisieren.