Weltweit werden NSA-Überwachung und Drohnenangriffe abgelehnt

Nach einer weltweiten Umfrage ist das Ansehen der USA und von US-Präsident Obama aber trotz des Snowden-Effekts nur in wenigen Ländern gesunken, allen voran in Deutschland

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Die globale Überwachung der US-Geheimdienste kommt nach einer weltweiten Umfrage nicht gut an. Pew Research hat in einer weltweiten repräsentativen Umfrage, für die jeweils 1000 Erwachsene (Indien: 2600, China: 3000) in 44 Ländern mit einer statistischen Fehlerquote von mehr als 3 Prozent befragt wurden, ermittelt, wie der Einsatz von Drohnen und die Überwachung seitens der USA beurteilt wird.

Die Menschen lehnen dies weltweit ab, eine Folge ist, dass weniger Menschen der Ansicht sind, dass das Land, dessen Vertreter es gerne als die Speersitze der Menschenrechte und der Demokratie darstellen, die Bürgerrechtet achtet. Der Snowden-Effekt führte in vielen Ländern wie auch in Deutschland zu einem drastischen Rückgang. 2013 sagten noch 81 Prozent der Deutschen, dass die USA die Bürgerrechte respektieren, jetzt sind nur noch 58 Prozent dieser Meinung. Ähnlich war die Reaktion in Brasilien, wo auch bekannt wurde, wie umfassend die NSA die Menschen und die Regierung ausspäht. In Frankreich, England oder Italien war der Einbruch mit -10 Prozent weniger stark. Bei den US-Bürgern herrschte bereits 2013 höhere Skepsis gegenüber der eigenen Regierung, dafür war der Rückgang um 6 Prozent auf jetzt 63 Prozent auch weniger stark.

81 Prozent der Menschen in den befragten Ländern finden es nicht akzeptabel, von den USA überwacht zu werden. Bei den eigenen Politikern ist die Ablehnung nicht mehr so hoch, 73 Prozent lehnen dies ab, ein Fünftel hat offenbar nichts dagegen. Dass Terrorverdächtige überwacht werden, finden hingegen 64 Prozent in Ordnung. Die Amerikaner haben freilich nichts dagegen, zumindest so lange sie nicht selbst Opfer werden. 65 Prozent stehen hinter dem globalen Lauschangriff, 25 Prozent lehnen ihn ab. Das macht auch deutlich, warum die US-Regierung auf die Kritik aus dem Ausland praktisch nicht reagiert.

Die tödliche Jagd mit Drohnen auf Extremisten in Ländern wie Pakistan, Jemen und Somalia wird in 39 der 44 Länder von einer Mehrheit abgelehnt, wobei überall die Ablehnung bei den Frauen stärker als bei den Männern ist. Nur in Israel sind 65 Prozent dafür, in Kenia 53 Prozent, in den USA 52 Prozent und in Nigeria 42 Prozent (hier liegt die Ablehnung bei 39 Prozent). In vielen Ländern wie in Venezuela, Jordanien, Griechenland, Palästina, Japan oder Mexiko lehnen 80 Prozent und mehr den Einsatz von Killerdrohnen ab, in Frankreich, Italien und Deutschland sind es Zweidrittel, allerdings befürworten ihn 30 Prozent der Deutschen, das wird in der EU nur von Großbritannien (33%) und Polen (32%) übertroffen. Die Ablehnung ist in Deutschland - wie in vielen anderen Ländern - in den letzten Jahren allerdings angestiegen. 2012 waren 38 Prozent für Killerdrohnen zur Jagd auf Extremisten, 2013 stieg der Anteil der Befürworter sogar auf 45 Prozent, wohl als die erste Debatte über eine mögliche Anschaffung von bewaffneten Drohnen einsetzte, um dann 2014 auf 30 Prozent zu sinken. Selbst in den USA sinkt die Zustimmung zum Drohnenkrieg kontinuierlich von 62 Prozent im Jahr 2012 auf jetzt 52 Prozent. Interessant ist die Meinung in Pakistan, wo die USA den Drohnenkrieg am intensivsten geführt haben. Dort sank die Zustimmung von 5 Prozent im Jahr 2013 auf 3 Prozent, aber auch die Ablehnung von 68 auf 66 Prozent. Und es gibt viele Menschen, die offenbar unentschlossen sind und von einem Anteil von 27 Prozent auf einen von 30 Prozent angestiegen sind.

Paradox scheint es, wenn die USA wegen der Überwachung, des Drohnenkriegs und der Missachtung von Bürgerrechten abgelehnt werden, aber weiterhin 65 Prozent der Befragten in den 44 Ländern eine positive Meinung von den USA haben. Dass die Amerikaner ihr Land gut finden, ist nicht verwunderlich. 44 Prozent haben eine sehr gute und 38 Prozent eine eher gute Meinung, auch wenn die Zustimmung über die Jahre etwas geringer geworden ist. In Frankreich - wie in Spanien oder Italien - ist das Ansehen der USA seit dem Amtsantritt von Obama gestiegen, noch einmal deutlich von 2013 auf 2014, nachdem es stark mit dem Beginn des Irak-Kriegs eingebrochen war. Vor allem in Deutschland war mit dem Irak-Krieg die Zustimmung auf gerade noch 25 Prozent gefallen, erst mit Obama wurden 2009 wieder 64 Prozent erreicht, seitdem geht das Ansehen wieder zurück und liegt nun bei 51 Prozent, davon sagen gerade einmal 4 Prozent, dass sie eine sehr gute Meinung von den USA haben. Während etwa die Zahl der Griechen sinkt, die eine gute Meinung von den USA haben, ist sie in Polen nach leichten Rückgängen fast wieder auf den Stand von 2002 angewachsen. Auch im USA-treuen Großbritannien war die Zustimmung mit dem Irak-Krieg eingebrochen, um dann mit Schwankungen wieder anzusteigen, heute sagen 13 Prozent, dass sie eine sehr gute Meinung von den USA haben, und 53 Prozent, dass sie eine gute haben. In der Türkei ist das Ansehen der USA traditionell nicht groß. Gerade einmal 19 Prozent finden die USA gut.

Dass in Russland das Ansehen 2014 auf einen Tiefpunkt angelangt ist, verwundert wohl kaum. Einen Obama-Effekt hat es hier nicht gegeben, aber auch in Russland, das neben Frankreich und Deutschland den Irak-Krieg abgelehnt hatte, sackte mit dem Beginn des Kriegs das Ansehen ab und stürzte am stärksten von 51 Prozent im Jahr 2013 auf 23 Prozent 2014 ab. In der Ukraine hatten 2002 noch 80 Prozent eine sehr gute und eher gute Meinung von den USA, seltsamerweise 2014 nur noch 57 Prozent.

Der Nahe Osten weist hohe Unterschiede aus. Ausgesprochen ablehnend sind die Ägypter (10 Prozent) und Jordanier (12 Prozent), bei den Palästinensern ist das Ansehen mit 30 Prozent höher, noch beliebter, aber sinkend ist es bei den Menschen im Libanon (41 %), während die Menschen in Tunesien mit 42 Prozent eine relativ hohe und gleichbleibend gute Meinung haben. Und am beliebtesten sind die USA wenig überraschend in Israel mit jetzt 84 Prozent, die eine gute Meinung zu dem Land haben. Die stärkste Zustimmung finden die USA übrigens mit mehr als zwei Dritteln in allen afrikanischen Ländern.

China im Aufwind, Supermacht USA im Niedergang

Im Vergleich zu China schätzen die Europäer, Asiaten, Afrikaner und Lateinamerikaner die USA eher als China, auch wenn in Afrika und Asien China fast an die USA heranreicht. Nur im Nahen Osten ist China mit 49 Prozent beliebter als die USA mit 30 Prozent. Überhaupt wird China als Wirtschaftsmacht positiv gesehen, wenn auch mehrheitlich nicht in den USA, Polen, Deutschland und Italien, aber in Griechenland und Großbritannien, noch stärker in Russland und in der Ukraine, in ganz Lateinamerika und Afrika. Besonders hohe Ablehnung gibt es in Japan, Vietnam, den Philippinen, in der Türkei, Jordanien und Ägypten. Minuspunkte gibt es für China wenig überraschend bei der Beachtung der Bürgerrechte, wobei man das in Russland und der Ukraine, im Nahen Osten (außer Israel) und in Afrika etwas anders oder milder sieht.

Insgesamt werden die USA weiter als Supermacht und Verbündeter von vielen Ländern betrachtet. Die US-Bürger sehen in Großbritannien den wichtigsten Verbündeten und in Russland die größte Bedrohung, während China in Russland als wichtigster Verbündeter und die USA als größte Bedrohung betrachtet werden. Malaysia und Pakistan neigen zu China, während Vietnam, Japan und die Philippinen in China die größte Bedrohung sehen.

Noch gelten die USA weltweit als Supermacht und führendes Wirtschaftsland, aber 50 Prozent sagen, dass China die USA als Supermacht ablösen. In Europa (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, Spanien) haben noch 2008 44 Prozent die USA und 29 Prozent China als führende Wirtschaftsmacht betrachtet, 2012 sahen die USA nur noch 28 Prozent als führend an, dagegen hat China die USA mit 57 Prozent bereits deutlich abgelöst. Aber 2014 haben die USA wieder mit 34 Prozent leicht aufgeholt, während China auf 49 Prozent gesunken ist. Aber 60 Prozent der Europäer sagen auch, dass China die USA als Supermacht ablösen wird. Das ist auch die Meinung von 49 Prozent der Amerikaner. Vor allem in Japan, Vietnam und den Philippinen will man daran allerdings nicht glauben.