Israelische Führung kündigt Ausweitung der Militäroffensive an

Gaza: Die IDF-Bodentruppen sollen weiter ins Innere vorrücken

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Die Waffenstillstandsbemühungen stocken und werden zur Seite geschoben, Fragen von Journalisten wollten Premierminister Netanjahu, Verteidigungsminister Yaalon und Generalstabschef bei ihrer gestrigen Pressekonferenz nicht zulassen. Ihre Botschaft hieß: Die militärischen Aktionen werden verlängert, bis die "Mission erfüllt ist". Dies angesichts größter Zerstörungen in Gaza, über 1.100 Toten und 6.000 Verletzten auf Seiten der Palästinenser und 48 Toter auf israelischer Seite.

Die Pressekonferenz "ohne Neuigkeiten" wird als frustrierend beschrieben, der innenpolitische Druck auf den Regierungschef wachse, heißt es (vgl. Wie kommt Netanyahu vom hohen Ast herab?). Klar ist, worin die Mission des Premiers und der Hardliner besteht: Dieses Mal will man weiterführen, wovon die Militärführung ihrer Ansicht nach von intervenierenden Waffenruhevereinbarungen immer abgehalten wurde, die militärischen Möglichkeiten der Hamas so weit wie möglich zu zerstören; anscheinend um jeden Preis, wie man an neuen Nachrichten über Opfer unter Familien und Kindern ablesen kann.

Die Bodentruppen würden weiter ins Innere des Gaza-Streifens vorrücken, berichtet Ha'aretz, dessen Berichterstatter davon ausgeht, dass genau die Botschaft der gestrigen Pressekonferenz war: die Ausweitung der Offensive.

Blick in einen der rustikaleren Tunnel; Auschnitt aus einem IDF-Video

Es seien wieder neue Tunnels, die in israelisches Territorium reichen, entdeckt worden. Dabei haben sich Sicherheitslücken beim überraschenden Auftauchen von bewaffneten Palästinensern auf israelischer Seite aufgetan, die IDF-Soldaten das Leben gekostet haben. Die zum Teil raffiniert und sehr aufwändig gebauten Tunnels lösen große Sicherheitsängste in Israel aus. Die Offensive der Bodentruppe, die bislang "nur wenige Kilometer vom Grenzzaun entfernt" operierte, wird weiter ins Innere verlagert, mit der Begründung, dass weitere Tunnels zerstört werden müssten.

Das bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit aber auch noch mehr Opfer unter der Bevölkerung, da die sogenannten "pinpoint"- Angriffe noch vielfach schwieriger durchzuführen sind. Begleitet werden solche Aktionen stets von verstärkten Angriffen aus der Luft und Artilleriebeschuss, so auch gestern Nacht.

Laut der gestrigen Pressekonferenz müssen sich die Menschen in Gaza auf schwere Bombardements einstellen, ohne aktuelle Hoffnung darauf haben zu können, dass dieser katastrophale Zustand bald beendet wird. Die Hamas pokert damit, dass sie möglichst viele israelische Soldaten töten kann. Es sind die Extremisten auf beiden Seiten, die derzeit das Sagen haben.

Woran erkennt man einen Extremisten? Eine Möglichkeit wäre: An der Unfähigkeit, die Präsenz und die Menschlichkeit der anderen Seite auszuhalten.

Bradley Burston: A special Place in Hell

Die israelische Armee hat Teile der Bevölkerung in Gaza vor einer nächsten größeren Angriffswelle gewarnt. Die Frage bleibt, wohin sollen sie flüchten?

Und falls sie zurückkommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihre Häuser nicht mehr stehen (siehe. Gazan tries to answer his son’s question: Who broke the house?) oder zur Buffer-Zone gehören.