Ukraine stellt die Angriffe an der Absturzstelle von MH17 ein

Aus dem Video des ukraininischen Geheimdienstes

Kiew reagiert damit auf eine Forderung der Vereinten Nationen, Russland legt "Beweise" zum Absturz von MH17 der OSZE und der UN vor, Kiew bezeichnet sie als Fälschung

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Die ukrainischen Streitkräfte haben ihre Kämpfe gegen die Separatisten am Absturzort der MH17 eingestellt, um dem internationalen Untersuchungsteams endlich einen Zugang zu ermöglichen. Kiew hatte erst auf die dringliche Forderung des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon und des UN-Sicherheitsrats reagiert, sofort die Kampfhandlungen einzustellen und einen ungehinderten Zugang zu ermöglichen.

In einer Mitteilung des Sprechers des UN-Generalsekretärs teilte dieser mit, er sei "zutiefst besorgt", erfahren zu müssen, dass die forensischen Teams und internationalen Experten weiterhin keinen Zugang zu der Stelle hätten, weil in der Umgebung gekämpft werde. Es müssten immer noch Leichen gefunden werden, Beweisstücke befänden sich noch an der Absturzstelle.

Während Russland Kiew schon vor Tagen zur Beendigung der Kämpfe aufgefordert hatte und Poroschenko zunächst auch einen Waffenstillstand im Umkreis von 40 km versprochen, aber sofort gebrochen hatte, übten die westlichen Länder bislang keinen offenen Druck auf Kiew aus und beschuldigten vornehmlich die Separatisten, den Zugang zu verwehren. Der ukrainische Vizeregierungschef Hroisman erklärte heute Morgen, dass man "keine militärischen Mittel einsetzen wird, um die Kontrolle über das Gebiet herzustellen", womit er deutlich machte, dass Kiew zunächst anstrebte, die Separatisten zu vertreiben, was die Untersuchungsarbeiten verhindert hatte. Hroisman schlug vor, Drohnen zur Beobachtung des Gebietes einzusetzen: "Sie werden verifizieren, dass die ukrainische Armee hier nicht tätig ist."

Der ukrainische Geheimdienst SBU wirft dem russischen Verteidigungsministerium vor, die am 21. Juli zum Absturz von MH17 vorgelegten Satellitenbilder gefälscht zu haben. Eine Analyse habe ergeben, dass die Satellitenbilder auf digitalen Satellitendaten beruhen: "Wir können feststellen", so sagte der SBU-Sprecher Naida gestern auf einer Pressekonferenz, "dass die so genannten 'russischen Beweise' zahlreiche und offene Zeichen der Fälschung und der Überarbeitung zeigen oder dass die Bilder zu anderer Zeit von den russischen Spionagesatelliten aufgenommen wurden, lange vor dem Angriff auf den Flug MH17." Die Bilder würden nicht mit der Realität übereinstimmen und sollen dazu dienen, die falsche Version aufrechtzuerhalten, dass russische Streitkräfte nicht bei dem Terrorangriff auf die Passagiermaschine durch ein Buk-M1-SAM-System beteiligt waren.

Russland hat, so berichten russische Medien, den Vereinten Nationen und der OSZE "objektive Daten zum Absturz des malaysischen Boeing-Passagierflugzeuges MH 17 im Osten der Ukraine zur Verfügung gestellt. Das sagte der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin im UN-Sicherheitsrat: "Wir haben die Angaben über die Boeing- Katastrophe an internationale Organisationen, darunter die Uno und die OSZE, übergeben. Wir rechnen damit, dass auch die anderen genauso konkret und konstruktiv handeln werden, statt die durch nichts bestätigten Anschuldigungen und Erfindungen zu verbreiten." Würden auch die Ukraine und die USA ihre Daten übergeben, ließe sich von unabhängigen Experten überprüfen, welche Daten gefälscht und welche richtig sind. Man darf gespannt sein.

Kiew und Moskau werfen sich weiterhin gegenseitig vor, jeweils die andere Seite mit Artillerie zu beschießen. Offenbar versuchen die Separatisten, erneut in Gebiete vorzustoßen, die sie in den letzten Tagen verloren hatten. Es wird an zahlreichen Orten gekämpft. Bei Dubrovka sollen Separatisten nach ukrainischen Angaben eine Stellung mit sieben Panzern angegriffen haben, die letzte Nacht von Russland gekommen seien. Einen Beweis dafür gibt es nicht, der Bericht geht auf Dmytro Tymchuk zurück, dem Direktor des so genannten Center for Military and Political Studies, dessen Meldungen von Regierung und Medien übernommen werden.