Ebola: Liberia stellt Vorstadt mit 75.000 Einwohnern unter Quarantäne

Die WHO arbeitet an einem Strategieplan für Westafrika; in der liberianischen Hauptstadt Monrovia kam es infolge der Abriegelung einer Vorstadt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit zwischen Bewohnern und Polizei

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In den westafrikanischen Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia werden die meisten Fälle der Erkrankungen infolge des Ebola-Virus gezählt. Bislang sind in diesem Jahr schon mehr als 1.300 Personen an der Krankheit, deren ohnehin nicht großen Heilungschancen von einer guten medizinischen Versorgung abhängen, gestorben. Die Situation in diesen Ländern stellt sich als teilweise katastrophal dar.

Die WHO arbeitet derzeit an einem Strategieplan; in der Weltgesundheitsorganisation geht man davon, aus dass es schwierige werden könnte, die jüngste Ausbruchswelle bis Ende des Jahres in den Griff zu bekommen. Kritik am bisher "gefährlich ungenügenden Vorgehen" kommt vor allem von der NGO Ärzte ohne Grenzen, die mehr medizinische Experten, Spezialisten für Katastrophenhilfe und Laborunterstützung, Ambulanzen und Helikopter für die betroffenen Länder fordern.

Insbesondere die Lage in Liberia wird von den Ärzten ohne Grenzen als "katastrophal" bezeichnet, das Land befinde sich im "freien Fall", werden Vertreter der NGO in einem Überblicksartikel über die gegenwärtigen Entwicklungen zitiert. Zur Wochenmitte zählte man dort über 570 Tote infolge des Ebola-Virus, in Guinea waren es bis dato knapp 400 und in Sierra Leone etwas weniger (370).

Ebola-Virus: Bild: CDC.gov

In Liberia reagierten die Behörden ab diesem Zeitpunkt mit drastischen und umstrittenen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Viris in Schach zu halten. Sie erklärten zwei Wohngebiete der Hauptstadt Monrovia zu Quarantänezonen, die mit Stacheldraht abgeriegelt wurden und mit einem Kordon von Sicherheitskräften.

In der Vorstadt West Point, laut Le Monde ein "Ghetto" mit 75.000 Bewohnern, die auf engstem Raum, in großer Armut und unter miserablen hygienischen Bedingungen leben, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern des Slums und Polizeikräften, die auf Auflösung und Niederschlagung von Menschenansammlungen trainiert sind. Laut Reuters hat die Polizei scharfe Munition und Tränengas eingesetzt.

Laut Angaben von Bewohnern darf niemand das abgeriegelte Gelände verlassen, außer Regierungsangestellten, Armeemitgliedern und Mitgliedern von internationalen Hilfsorganisationen. Damit ist der Gelderwerb für viele Bewohner unmöglich, zugleich steigen die Preise für Nahrungsmittel und anderes, das Trinkwasser wird knapp und es gebe auch keine Zentrum mehr, wo Patienten versorgt werden.

Dabei ist aber unklar, wieviele Menschen in West Point tatsächlich am Ebola-Fieber erkrankt sind. In West-Point sei noch keiner am Virus gestorben, werden Anwohner zitiert, die die Behauptung der Regierungstellen anzweifeln, die Vorstadt werde wegen einer Vielzahl von Erkrankungen abgeriegelt.

Das Viertel war am vergangenen Sonntag in die Schlagzeilen gekommen, weil 17 Personen, die zum Teil mit dem Virus infiziert waren oder teilweise unter Verdacht standen, damit infiziert zu sein, aus einer Quarantänestation geflüchtet waren (siehe Entzivilisierung in Zeiten von Ebola).

Die Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, stellte die Furcht als großes Hindernis für die Bekämpfung der Krankheit heraus; viele würden aus Angst die Behandlungszentren scheuen oder daraus fliehen, um von "Hexerei und Wunderheilerei" bessere Hilfe zu erwarten.