Franco-Opfer fordern Entschuldigung von Merkel

Das von der Legion Condor zerstörte Gernika. Bild: Deutsches Bundesarchiv (183-H25224). Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Beim Spanien-Besuch wird die Kanzlerin an die Bomben der Legion Condor erinnert, sie soll auch die von der Wehrmacht angerichteten Schäden anerkennen

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Wenn sich Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag und Montag in Spanien aufhält, wird sie von Opfern der Franco-Diktatur an die "historische Schuld" für die Unterstützung der Putschisten ab 1936 erinnert. Wenn sie mit dem spanischen Ministerpräsident Mariano Rajoy am Sonntag auf dem Jakobsweg in die Pilgerstadt Santiago de Compostela zieht, wird sie mit der Forderung konfrontiert, sich öffentlich bei den Opfer für die Unterstützung der Putschisten durch Nazi-Deutschland entschuldigen. Sie soll zudem den von der Wehrmacht "angerichteten Schaden" anerkennen.

Das geht aus einem Brief hervor, den der Präsident Vereinigung zur Wiedererlangung der historischen Erinnerung (ARMH) der Kanzlerin für die Opfer der Diktatur geschrieben hat. Spanien werde immer an seine Schulden und ihre Rückzahlung an Deutschland erinnert, "doch es existiert auch eine enorme Schuld des Landes, dem Sie vorstehen, gegenüber den Opfern der Franco-Diktatur", schreibt Emilio Silva der Kanzlerin.

Die ARMH erinnert auch an die "Bomben der Legion Condor, die auf die Zivilbevölkerung spanischer Städte herabregneten und den Beginn eines totalen Kriegs markierten". Die Unterstützung derer, die unter Francisco Franco die Republik stürzten, sei entscheidend für den Sieg der Putschisten gewesen und habe Spanien über Jahrzehnte eine blutige Diktatur gestürzt. Die Deutschen kämpften in Spanien ohne Hoheitsabzeichen, standen jedoch unter deutschem Oberbefehl. Erinnert wird an Zehntausende, die aus ihren Häusern gezerrt und erschossen wurden und noch immer in Massengräbern verscharrt liegen, an 30.000 geraubten Kinder, an Folter, Vergewaltigungen und die Internierung in Konzentrationslagern.

Besonders bekannt ist, dass die Legion Condor das baskische Gernika an einem Marktmontag am 26. April 1937 in Schutt und Asche legte. Spanien sei in ein "Versuchsfeld" verwandelt worden. Es wurden Flächenbombardements geprobt, die das Herzstück einer neuen Kriegsführung wurden. Mit Terror sollte die Widerstandskraft der Zivilbevölkerung gebrochen werden. Allein im Wahrzeichen der baskischen Eigenständigkeit gab es hunderte Tote. Dass die Stadt praktisch ausgelöscht wurde, bezeichnete die Luftwaffe als "vollen Erfolg".

Bundespräsident Roman Herzog hatte sich am 60. Jahrestag bei den Überlebenden der Stadt entschuldigt und sich zur "schuldhaften Verstrickung" bekannt und wurde dafür vor zwei Jahren mit dem Friedenspreis der baskischen Stadt ausgezeichnet (Gernika kämpft gegen das Vergessen des Terrors). Eine Entschuldigung bei den Basken blieb bisher von Spanien genauso aus, wie es eine deutsche Entschuldigung bei allen Opfern des Putschs und der Diktatur in Spanien fehlt. Die wird nun erneut gefordert und auch daran erinnert, dass sich Bundeskanzler Schröder 2004 bei Polen entschuldigte. "Wir verbeugen uns heute in Scham angesichts der Verbrechen der Nazi-Truppen". Es sei klar, "wer den Krieg angefangen hat und wer seine ersten Opfer waren", sagte er in Polen. Die ersten Opfer finden sich aber im Baskenland, noch bevor offiziell ein 2. Weltkrieg ausgebrochen war.

Der ARMH-Präsident Emilio Silva glaubt nicht, dass Merkel zu einer solchen Geste bereit ist. Das würde Rajoy "bloßstellen", erklärte der ARMH-Präsident. Spanien tue nichts zur Wiederherstellung der historischen Erinnerung und Ermittlungsversuche werden sogar verhindert. Rajoys Volkspartei (PP) hat sich bisher nicht einmal von Putsch und Diktatur distanziert und wurde von Mitgliedern der Franco-Regierung gegründet.

Und mit Verweis auf Amnestiegesetze werden Ermittlungen in Spanien verhindert, das sich auch weigert, Folterer der Diktatur an Argentinien auszuliefern, wo ein Verfahren angestrengt wurde (Späte Hoffnung für spanische Diktatur-Opfer). Silva berichtet, die deutsche Botschaft verweise bei Anfragen stets darauf, man wolle sich nicht in innere Angelegenheiten einmischen. Dabei würden Spanien auch von außen Kürzungs- und Sparprogramme aufgezwungen und wurde sogar auf Seiten der Putschisten in einen Krieg eingegriffen.