Selbstmordattentäter tötet Führer der "Islamischen Front"

Zunehmende Konkurrenz zwischen Salafistengruppen

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Bei einem Selbstmordanschlag in der syrischen Stadt Ram Hamdan kam gestern Hassan Abboud, der Führer der salafistischen Rebellengruppe Ahrar al-Sham und des Bündnisses Islamische Front (IF), ums Leben. Mit ihm starben einige weitere Führungskräfte dieses Bündnisses. Insgesamt soll es mehr als 40 Tote gegeben haben. Wer den Anschlag verübte, ist noch nicht bekannt. Die Handschrift und die Interessenlage deutet jedoch auf die Konkurrenz vom "Islamischen Staat" (IS) als Täter hin.

Bereits im Februar, als der Ahrar-al-Sham-Kommandeur Abu Khaled al-Suri bei einem Selbstmordanschlag in Aleppo zerrissen wurde, hatten die IF-Salafisten der Konkurrenz um Abu Bakr al-Bagdadi die Schuld dafür zugewiesen. Vier Monate später griff Abboud ISIL in einem Interview mit der BBC scharf an und kritisierte, dass in ihr Syrern Fremden Gefolgschaft schwören.

Seine Organisation, so Abboud damals, würde ausschließlich die syrische Regierung bekämpfen. Allerdings wollte auch der IF-Führer ein Kalifat errichten und den Libanon schlucken. Außerdem behauptete er, auf den Einsatz von Selbstmordattentäter zu verzichten und bei anderen Anschlägen darauf zu achten, dass keine Moslems getötet werden. Salafistische Gruppen rechtfertigen solche Anschläge gemeinhin mit der Takfir-Doktrin, der zufolge alle Moslems außer den eigenen Gesinnungsgenossen vom wahren Glauben abgefallen sind und deshalb getötet werden dürfen.

Hassan Abboud

Auch die Mutterorganisation des "Islamischen Staats", al-Qaida, steht mittlerweile in Konkurrenz zu ihrer Tochter: Das zeigt sich nicht nur im arabischen Raum, sondern auch in Süd- und Zentralasien, wo das Kalifat zahlreiche neue Kämpfer rekrutieren konnte: Besonders erfolgreich waren die Kopfabschneider in Pakistan und Afghanistan, wo viele paschtunische Islamisten herrenlos waren, nachdem amerikanische Drohnen ihre Führer ausgeschaltet hatten.

Hier werben die Extremisten unter anderem mit Graffiti, Aufklebern und Broschüren in Paschtu, auf denen ihre schwarze Flagge mit dem "Siegel des Propheten" prangt. Sie locken mit den schnellen militärischen Erfolgen des "Islamischen Staats" und versprechen, dem Leser zu offenbaren, was "Sieg" bedeutet. Angeblich fiel diese Botschaft bereits bei 20.000 "kampfbereiten" Männern auf fruchtbarem Boden.

Al-Qaida, die Herkunftsorganisation von Abu Bakr al-Bagdadis Terrorkalifat, versucht währenddessen, neue Territorien zu erschließen, in denen der erfolgreichere Ableger noch nicht so präsent ist: Letzte Woche präsentierte der al-Qaida-Anführer Aiman al-Sawahiri in einem Propagandavideo eine Terrorgruppe namens "Kaidat al-Dschihad", die in Indien, Bangladesch und Birma unter Führung des Pakistanis Asim Umar Andersgläubige abschlachten und ein eigenes Kalifat errichten soll.

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