Somalia und Jemen statt Afghanistan und Irak

Obama kündigt Bombardements von IS-Stellungen in Syrien an

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US-Präsident Barack Obama hat in einer seit Tagen erwarteten Fernsehansprache seine Strategie zur Bekämpfung der salafistischen Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) offenbart: Statt mit Bodentruppen, wie sie in den Nuller Jahren im Irak und in Afghanistan zum Einsatz kamen, will er die Terrorgruppe mit stetigen und gezielten Luftschlägen in die Knie zwingen, wie sie seit längerem ohne größeres Aufsehen in Somalia und im Jemen stattfinden.

Bild: Weißes Haus

Diese Anti-IS-Luftschläge, die bislang nur im Nordirak angeordnet wurden, sollen zukünftig überall dort stattfinden, wo sich die Terroristen aufhalten. Das betrifft vor allem den Osten Syriens, den der "Islamische Staat" fast vollständig beherrscht. Hier kann die Terrorgruppe, die der US-Präsident mit einem "Krebsgeschwür" verglich, Öl und Gas fördern, Steuern erheben und nach Bedarf Truppen und Material hin- und herschieben.

Dabei will Obama allerdings nicht mit der syrischen Regierung, sondern mit "moderaten Rebellen" zusammenarbeiten und diese in Saudi-Arabien ausbilden lassen. Welche Gruppen er damit genau meint, ließ er offen. Militärisch halbwegs von Bedeutung sind in Syrien inzwischen fast ausschließlich salafistische Gruppen wie die al-Nusra-Terroristen oder die "Islamische Front" (IF). Sie unterscheiden sich jedoch sowohl ideologisch als auch in der Wahl ihrer Mittel nur bedingt vom "Islamischen Staat". Eine Ausnahme sind die PKK-nahen kurdischen "Volksschützer" im Norden Syriens, die von christlichen Kommandos unterstützt werden.

Obama stellt seine neue Anti-Terror-Strategie vor

Obwohl die Strategie offiziell ohne Bodentruppen auskommt, sollen die bislang gut 1.100 amerikanischen Ausbilder, Militärberater und Botschaftsschützer im Irak durch weitere 475 Mann verstärkt werden. Wie er einen schleichenden Übergang in einen Bodenkrieg verhindern will, wenn sich herausstellen sollte, dass mehr Bedarf besteht, sagte der US-Präsident nicht.

Weitere Bestandteile von Obamas Strategie sind eine Austrocknung der finanziellen Ressourcen der Terrorgruppe und ein Stopp des Zuflusses von Dschihadisten aus dem Ausland, die als besonders fanatisch und blutrünstig gelten. In der Vergangenheit machten sich hier vor allem Tschetschenen und Albaner einen Namen. Um ihre Einreise ins Terrorkalifat zu verhindern, müsste Obama die Türkei dazu bringen, ihre Grenzen deutlich wirksamer zu kontrollieren und ihren Südosten nicht mehr als Rückzugsraum für Terroristen zur Verfügung zu stellen.

Dazu soll das derzeit moderat islamistisch regierte Land in eine Zehnerallianz eingebunden werden, der auch Kanada, Australien, Großbritannien, Frankreich, Italien, Dänemark, Polen und Deutschland angehören. Australien, Großbritannien und Frankreich haben bereits durchblicken lassen, dass sie sich an Luftschlägen beteiligen könnten. Deutschland ist bislang lediglich durch Waffenlieferungen an die kurdische Peschmerga-Regionalarmee in Erscheinung getreten, die sich dem "Islamischen Staat" im Nordirak mit etwas mehr Durchhaltevermögen entgegenstellte als die irakische Armee.

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