Flexibilisierung à la française: Kein Sprungbrett mehr

Das französische Statistikamt fasst die Entwicklung des Arbeitsmarkts seit dreißig Jahren zusammen: Kürzere Laufzeiten der Arbeitsverträge und immer weniger Chancen auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag

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Die vereinbarte Laufzeit von regulären Arbeitsverträgen wie auch von Zeitarbeitsverträgen wird immer kürzer; die Aussichten, einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen, verschlechterten sich in den letzten Jahren in Frankreich erheblich, wie aktuelle Zahlen des französischen Statistikamtes INSEE zur Rotation der Arbeitskräfte in den letzten 30 Jahren eindrucksvoll darlegen.

Waren 1982 noch die Hälfte aller Neueinstellungen mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag verbunden, so war dies 2011 nur mehr bei 5 Prozent der Fall. Das ist eine von zwei Chiffren, die in Medienberichten über das INSEE-Dossier von linker wie auch von konservativer Seite hervorgehoben werden, um auf die Flexibilisierung à la française seit 1982 aufmerksam zu machen.

Die andere Zahl, die als Signal herausgestellt wird, ist der Indikator, der jedes Jahr für die Neueinstellungen und Abgänge in den Unternehmen ermittelt wird. Für 1982 werden 32 Prozent als "Rotationsquote" - Neueinstellungen und Abgänge auf 100 Angestellte zu einem bestimmten Zeitpunkt gerechnet - angegeben; für 1999 schon 125 Prozent und für 2011 177 Prozent.

Als Erklärung für das Phänomen wird angeführt, dass die Laufzeit der Arbeitsverträge sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer weiter verkürzt wurde. Dies wird als "Falle" für die prekären Arbeitnehmer geschildert, weil parallel dazu der Anteil derjenigen, die nach einem befristeten Vertragsverhältnis oder einem Zeitarbeitsvertrag einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekamen, kontinuierlich sank.

Der "Trampolineffekt" sei längst vorbei, wird INSEE zitiert. Die Prekären bleiben unter sich, wie auch die Bessergestellten, es habe sich ein dualer Arbeitsmarkt entwickelt.