Schottland bleibt britisch

Regionalregierungschef Alex Salmond räumt Niederlage bei Unabhängigkeitsreferendum ein

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Beim Referendum über eine Unabhängigkeit Schottlands hat sich einer aktuellen Hochrechnung nach mit 54 Prozent für den Verbleib bei Großbritannien entschieden. Der schottische Vize-Regionalregierungschefin Alex Salmond, dessen Scottish National Party (SNP) die treibende Kraft hinter dem Referendum war, räumte die Niederlage der Unabhängigkeitsbewegung bereits ein.

Das Ergebnis ist - gemessen an Umfragen, die auf eine knappere Entscheidung hingedeutet hatten - relativ deutlich. Selbst in Dundee, der Hochburg der Unabhängigkeitsbefürworter, stimmten nur 57,3 Prozent für eine Lösung von Großbritannien - vorher hielt man dort einen wesentlich höheren Yes-Anteil für möglich. Von den anderen drei schottischen Großstädten entschied sich lediglich Glasgow für eine Unabhängigkeit. In Edinburgh und Aberdeen votierten die Bürger dagegen mehrheitlich mit "No". Gleiches gilt für die Shetland-Inseln und die Orkneys.

Die Wahlbeteiligung lag mit weit über 80 Prozent deutlich höher als bei Parlamentswahlen. Registrieren lassen hatten sich allerdings 97 Prozent der Stimmberechtigten.

Ein wesentlicher Grund dafür, dass sich die Schotten nicht für eine Unabhängigkeit entschieden, waren wahrscheinlich Drohungen, dass sie den Euro bekämen, wenn sie sich für eine Unabhängigkeit entscheiden. Sowohl Tory- als auch Labour-Politiker hatten immer wieder betont, sie würden sich in Unabhängigkeitsverhandlungen keinesfalls zu einer Pfund-Währungsunion überreden lassen.

Nicht zu vernachlässigen ist wahrscheinlich auch die Zahl der Schotten, die Brüssel für einen schlimmeren Moloch halten als London und nur deshalb mit "No" stimmten, weil sie sich die Chance auf eine für 2017 versprochene britische Volksabstimmung über einen EU-Austritt erhalten wollten.

Hinzu kam, dass ihnen die Vorsitzenden der drei etablierten britischen Parteien nach einer Umfrage, die einen Sieg des Yes-Lagers vorhersagte, die Übertragung finanzieller und anderer Zuständigkeiten auf die Regionalebene zusagten. Auch über die Zukunft das staatlichen Gesundheitssystems NHS, dessen Privatisierung befürchtet wird, sollen die Schotten diesen Versprechungen nach selbst entscheiden dürfen.

Die vier Regionen des Vereinigten Königreichs: England, Schottland, Wales und Nordirland. Karte: TUBS. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Salmond muss sich deshalb nicht zu hundert Prozent als Verlierer fühlen: Ohne eine realistische Abspaltungsdrohung hätte Westminster die Zugeständnisse mit Sicherheit nicht gemacht. Nun könnte es einen Konvent geben, nach dem auch Wales, Nordirland und möglicherweise auch Cornwall auf mehr regionale Kompetenzen hoffen dürfen.

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