IS erobert über 20 kurdische Ortschaften [Update]

Kantonsverwaltung wirft Türkei Unterstützung der Salafisten vor

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Anfang der Woche meldete die syrische Kurdenmiliz YPG noch die Rückeroberung zweier Dörfer von der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) - nun hat sich das Blatt gewendet: Die Kurdenmiliz musste über 20 Ortschaften in Nordsyrien räumen und fürchtet jetzt, die von ihr "Kobanê" genannte 55.000-Einwohner-Stadt Ain al-Arab an die Salafisten zu verlieren, die die vorwiegend kurdischen Einwohner wahrscheinlich töten oder vertreiben würden.

Wie viele Tote es bislang gab, ist nicht bekannt. Die YPG spricht von einer "Evakuierung" der Ortschaften. Es gibt jedoch auch Berichte über Dörfler, die vom IS verschleppt wurden.

In der Blitzoffensive an fünf verschiedenen Fronten rund um Ain al-Arab kamen auf Seiten der Kalifatstruppen angeblich auch Waffen zum Einsatz, die der kurdischen Kantonsverwaltung zufolge nicht von der irakischen oder der syrischen Armee erbeutet, sondern am 17. September in Frachtzügen aus der Türkei geliefert wurden. Außerdem sollen sich türkische Grenzer weigern, 3.000 kurdische Flüchtlinge ins Land zu lassen, obwohl der IS bereits die Wasser- und Energieversorgung des überfüllten Ain al-Arab gekappt hat. Von türkischen Behörden gibt es zu diesen Vorwürfen bislang keine Stellungnahme.

[Update: Nachdem es zu tumultartigen Zuständen kam, die CNN Türk live übertrug, durften die kurdischen Flüchtlinge mittlerweile die türkische Grenze passieren. Eine Frau wurde dabei durch eine versehentlich ausgelöste Mine verletzt.]

Der syrische Kurdenpolitiker Salih Muslim hofft nun auf Hilfe durch die USA, deren Senat gestern eine 500 Millionen Dollar schwere Waffenhilfe für "moderate Rebellen" in Syrien genehmigte. Ob die YPG darunter fällt, ist nicht klar: Einerseits steht sie der türkischen Kurdenmiliz PKK nahe, die von der NATO als Terrororganisationen eingestuft wird - andererseits hat sie sich am 10. September mit Überresten der "Freien Syrischen Armee" (FSA) zum Bündnis "Burkan El Firat" zusammengeschlossen.

Dieses Bündnis soll sowohl gegen die Kalifatsterroristen als auch gegen die syrische Regierung gerichtet sein. Ob dies militärisch gesehen eine gute Idee war, wird die Zukunft zeigen: In jedem Fall gibt es der syrischen Regierung wenig Anreiz, zugunsten der YPG in den Kampf um Ain al-Arab einzugreifen. Stattdessen bombardiert die syrische Luftwaffe die vom IS beherrschte Stadt Bab in der Provinz Aleppo.

Im Irak bombardierte die US-Luftwaffe währenddessen ein mit 40 Mann besetztes Ausbildungslager des IS, wobei Gebäude und Fahrzeuge zerstört wurden. Es war der erste Angriff auf ein Ziel, der nicht der direkten Unterstützung von kurdischen Peschmerga-Kämpfern oder der irakischen Armee diente. Bei einem zweiten Luftschlag südöstlich von Bagdad wurde lediglich ein IS-Munitionsdepot beschädigt.

[Update: Seit 9 Uhr 40 Uhr fliegen auch französische Rafale-Jets Kampfeinsätze im Irak: Einer Pressemitteilung des Elysée-Palasts vom frühen Nachmittag zufolge zerstörten sie dabei einen Versorgungsposten der Terrorgruppe IS.]

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