Auto-Spracherkennungssysteme haben Schwierigkeiten beim Verstehen von Dialektsprechern

ADAC diagnostiziert Weiterentwicklungsbedarf

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Heute ist der Tag der Deutschen Einheit. Allerdings kann Deutschland auch ziemlich uneinheitlich sein - zum Beispiel sprachlich. Deshalb funktionieren Sprachsteuerungen hierzulande nicht immer perfekt. Der ADAC hat das in einem aktuellen Sprachsteuerungs-Test berücksichtigt und die getesteten sieben Automobile nicht nur mit Tondateien von Hochdeutschsprechern, sondern auch mit Audio-Aufnahmen von Bayern, Schwaben und Sachsen konfrontiert.

Die Sprachbefehle spielte man in den Tests aus einer lebensgroßen Puppe mit einem "künstlichen Mund" ab, der für akustische Messungen von Telefonendeinrichtungen entwickelt wurde. Dabei kam heraus, dass die Spracherkennungssysteme der Navis "klare und deutliche Ansagen auf Hochdeutsch gut bis sehr gut verstehen" und mit etwas Einarbeitung auch Adressangaben richtig interpretieren. Bei "natürlichen Aussprachen" kommen sie jedoch "schnell an ihre Grenzen" und es gibt zahlreiche "Missverständnisse". Hier sieht der Automobilclub "Weiterentwicklungsbedarf".

Den gibt es dem ADAC zufolge auch in Sachen Benutzerfreundlichkeit, weshalb Autofahrern empfohlen wird, sich nicht erst während einer Fahrt, sondern bereits "im Stand eingehend mit dem Funktionsumfang und der Systemlogik vertraut zu machen". Allgemein diagnostiziert der Club jedoch zufrieden, "dass alle Sprachsteuerungssysteme im Test dazu beitragen, dass Autofahrer weniger abgelenkt werden als durch die händische Bedienung der Zusatzfunktionen". Diese Ablenkung könnte dem ADAC zufolge weiter reduziert werden, wenn "wesentlich intelligentere und vielseitigere" Systeme in Zukunft eine "nahezu natürliche Konversation zwischen Fahrzeug und Anwender" erlauben.

Testfahrzeug mit Dialektsprecherpuppe. Foto: ADAC.

Konkret getestet wurden der Audi A4, der 3er BMW, ein Wagen der Mercedes C-Klasse, der Volvo S60, der Opel Insignia, der Skoda Octavia, und der VW Passat. Bei allen Modellen bis auf den Opel Insignia war die Sprachsteuerung nicht in der Serienausstattung enthalten, sondern in einem Zusatzpaket, das zwischen 1 650 und 3 510 Euro Aufpreis kostete.

Sieger wurde der Audi A 4. Der Wagen, der im bayerischen Ingolstadt und im baden-württembergischen Neckarsulm vom Band läuft, überzeugte die ADAC-Tester nicht nur in Sachen Spracherkennungsleistung, sondern auch mit dem Funktionsumfang des Sprachsteuerung, der Befehlsübersicht und der Hilfe-Funktion. Bemängelt wurde lediglich eine "manchmal träge Verarbeitungsdauer".

Betrachtet man ausschließlich die Erkennungsleistung, schnitt der 3er BMW mit der Note 1,9 am besten ab. Auch die gemittelte Erkennungsrate aller Probanden (sächsisch, schwäbisch und bayrisch) fiel bei diesem Fahrzeug am höchsten aus. Diese Aussage beruht auf dem Abspielen von 696 "dialektbehafteten" Audiodateien je Fahrzeug. Eine Generalisierung der Dialekterkennung kann jedoch nach Ansicht der Testleitung aus statistischen Gründen nicht daraus abgeleitet werden.

Letzter im Test war der im sächsischen Zwickau und im ostfriesischen Emden gefertigte VW-Passat, dessen Sprachsteuerung bereits vier Jahre alt ist und "deutliche Defizite im Telefon und im Navigationsbereich" zeigt. Außerdem lenkt sie den Fahrer stärker ab als aktuellere Systeme, weil "fast durchgehend jeder Befehl bestätigt werden muss". Dafür lässt sie bei der Musikbeschallung "kaum Wünsche offen".

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