Gesunde Lebensmittel sind dreimal so teuer pro Kalorie wie Junkfood

Nach einer Untersuchung britischer Wissenschaftler werden gesündere Lebensmittel immer teurer

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Wissenschaftler von der University of Cambridge haben für 94 Lebensmittel und Getränke die Preise aus dem Verbraucherpreisindex und die Nährwerte nach Angaben des Gesundheitsministeriums für die Jahre 2002-2012 ermittelt. Nach einem Modell der Food Standards Agency wurden die Produkte nach ihrem Nährwert als "gesünder" oder "weniger gesund" eingestuft. Durchschnittlich musste im Jahr 2012 für 1000 kcal bei gesünderen Lebensmitteln 7,49 Pfund ausgegeben werden, bei weniger gesunden kam man mit 2,5 Pfund aus.

Bild: F.R.

Der Hintergrund der Studie ist, dass nach den Wissenschaftlern der Zusammenhang der Ernährung mit der Gesundheit gut belegt ist. So wird von der WHO eine Ernährung mit energiereichen, aber nährstoffarmen Produkten, die viel Fett, Zucker und Salz enthalten, als hohes Risiko für chronische Krankheiten betrachtet. Das Gesundheitsministerium empfiehlt, eher Früchte und Gemüse, Vollkorn, fettarme Milch- und magere Proteinprodukte zu sich zu nehmen. Aber viele Menschen halten sich nicht daran und konsumiert exzessiv zu viele fetthaltige und gezuckerte Lebensmittel. Das Gesundheitssystem werde aufgrund der Fehlernährung mit jährlich 5,8 Milliarden Pfund belastet, was diese schlimmer macht als Rauchen, körperliche Inaktivität oder Alkoholkonsum.

Zudem spiele der Preis vor allem für die ärmeren Schichten eine entscheidende Rolle, welche Lebensmittel gekauft werden. Das geht aus Umfragen hervor, bei denen auch festgestellt wurde, dass die Orientierung auf Gesundheit nur für eine kleine Minderheit primär ist. Wer wenig Geld hat, wird billige Lebensmittel, also ungesunde Lebensmittel einkaufen und damit auch dafür sorgen, weniger lange gesund zu leben und früher zu sterben. Die Wissenschaftler wollten mit ihrer Studie deswegen auch eine Methode entwickeln, wie sich der Preis von Lebensmitteln im Hinblick auf ihren Nährwert ermitteln lässt. Problematisch dabei ist, was eben als gesünder oder weniger gesund eingestuft wird.

Die Preisentwicklung selbst dürfte unumstritten sein. In Großbritannien wurden Lebensmittel pro 1000 kcal in der Zeitspanne von 2002 bis 2012 um 35 Prozent teurer. Am teuersten sind Früchte und Gemüse, gefolgt von Milchprodukten und proteinhaltigen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Eier, Bohnen etc.). Reis, Brot, Kartoffeln, Nudeln sind am billigsten, ein wenig teurer sind Lebensmittel und Getränke, die viel Fett und/oder Zucker enthalten.

Die Wissenschaftler fordern, nicht nur das Augenmerk auf diejenigen zu richten, die zu wenig Geld haben, um sich zu ernähren, sondern auch auf diejenigen, die zu wenig haben, um sich gesund zu ernähren. "Die Zunahme der Preisdifferenz zwischen mehr oder weniger gesunden Lebensmitteln ist ein Faktor, der zu einer wachsenden Lebensmittelunsicherheit beitragen, die Unterschiede in der gesundheitlichen Verfassung erhöhen und eine Verschlechterung der Gesundheit der Bevölkerung bewirken kann." Vorgeschlagen wird, die Herstellung gesünderer Lebensmittel zu subventionieren, um Menschen aus ärmeren Schichten zu helfen. Allerdings könnte der Preis nicht ausschließlich für die Kaufentscheidung verantwortlich sein. Fett, Salz und Zucker könnten schlicht auch begehrter sein, zumindest in den Schichten, in denen die Sorge um sich selbst nicht auf ein langes Leben, sondern auf schnellen Genuss ausgerichtet ist.