Boko-Haram-Geiseln: Vier angeblich geflohen, 27 angeblich freigekauft

Berichte über Maulwürfe in der nigerianischen Armee

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Einem Bericht der Londoner Times zufolge konnten drei der über 200 Schulmädchen fliehen, die seit fast sechs Monaten von der salafistischen Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram gefangen gehalten werden. Mit ihnen entkam angeblich auch ein Junge, der bei einem anderen Überfall als Geisel genommen worden war.

Die drei Mädchen gaben an, dass sie in einem Lager in Kamerun gefangen gehalten und täglich vergewaltigt worden seien. Nach ihrer Flucht aus diesem Lager wollen sie drei Wochen lang nach Westen marschiert sein, bevor sie in eine nigerianische Ortschaft kamen, die nicht von Boko Haram kontrolliert wird. Andere Schulmädchen flohen ihren Aussagen zufolge nur deshalb nicht, weil die Salafisten drohten, in diesem Fall ihre Familien zu töten.

Ob die Angaben der vier Jugendlichen tatsächlich zutreffen, steht bislang noch nicht fest. Dass Meldungen aus dem gescheiterten Staat Nigeria nicht immer für bare Münze genommen werden dürfen, zeigte sich im letzten Monat unter anderem an mehreren offenbar unzutreffenden Berichten zum Tod des Salafistenführers Abubakar Shekau, der in einer Videobotschaft vom 2. Oktober recht lebendig wirkt.

Gesicherter ist, dass zehn Chinesen und 17 Kameruner, die im Mai und im Juli entführt wurden, seit Freitag wieder frei sind. Die Chinesen hatten auf einer Baustelle in Waza, im Norden Kameruns gearbeitet. Unter den in der Ortschaft Kolofata entführten Kamerunern befand sich dem nigerianischen Nachrichtenportal Sahara Reporters zufolge Francoise Agnes Moukouri, die Ehefrau eines der stellvertretenden kamerunischen Ministerpräsidenten Amadou Ali.

Idriss Déby, der Staatschef des Tschad. Foto: Rama. Lizenz: CC BY-SA 2.0.

Dazu, wie es zur Freilassung kam, schweigen die kamerunischen Behörden bislang. Medien, die sich auf Sicherheitskräfte berufen, schreiben von einem auf Vermittlung des tschadischen Staatschefs Idriss Déby zustande gekommenen Handel, der die Freilassung von vier inhaftierten Boko-Haram-Terroristen, Waffen- und Munitionslieferungen sowie ein Lösegeld in Höhe von 400.000 US-Dollar beinhaltet - das 304-fache des Pro-Kopf-Jahreseinkommens in Kamerun.

Der kamerunische Regierungssprecher Issa Tchiroma Bakary meinte auf Fragen dazu lediglich, wenn es um das Leben von Menschen gehe, verbiete es sich, über Geld zu reden. Auch der kamerunische Staatspräsident Paul Biya kommentierte die Meldungen bislang nicht und verlautbarte stattdessen, er werde Boko Haram "auslöschen". Dazu soll Kamerun stärker mit Nigeria, dem Tschad und Niger zusammenarbeiten.

Ob die Entsendung von 700 zusätzlichen Soldaten in das Krisengebiet, die die vier Länder am 7. Oktober beschlossen, dafür ausreicht, ist fraglich: Meldungen über Selbstverstümmelungen nigerianischer Soldaten, die dem Einsatz entgehen wollen, deuten darauf hin, dass die Kampfmoral der Vielvölkerstaatsarmeen derjenigen der religiösen Fanatiker deutlich unterlegen sein könnte.

Außerdem gibt es der Zeitung Vanguard zufolge unter den nigerianischen Soldaten zahlreiche Maulwürfe, die geheime Informationen über geplante Operationen an Boko Haram weiterleiten. Das soll in der Vergangenheiten nicht nur zu verlustreichen Hinterhalten, sondern auch zum Abschuss eines Militärflugzeugs geführt haben.

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