USA haben Waffen an Kurden in Kobane abgeworfen

Angeblich wurde der türkische Präsident, der gestern noch Waffenlieferungen abgelehnt hatte, zuvor von Obama informiert

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Die IS-Kämpfer sollen über das Wochenende wieder schwere Verluste erlitten haben. Trotz der amerikanischen Luftangriffe sind sie aber höchstens geschwächt, die kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer der YPG konnten sie offenbar weiter zurückdrängen. Das Pentagon hat nun mitgeteilt, erstmals auch Waffen für die Kurden in Kobane abgeworfen zu haben. Am Freitag erklärte US-General Lloyd J. Austin III, die Strategie gegen IS sei erfolgreich, aber es sei weiterhin "strategische Geduld" erforderlich. Nachdem in der letzten Woche der IS seine Kämpfer mit weiteren schweren Waffen verstärkt hatte, hätten die Luftangriffe auch mehr Ziele gefunden, so das Pentagon.

Drei US-Transportmaschinen haben nach Angaben des Pentagon am Sonntag in einer symbolischen Aktion, die möglicherweise den Nato-Partner Türkei verärgern könnte, Hilfsgüter für die YPG-Kämpfer in Kobane abgeworfen. Die Türkei hatte die Grenze blockiert, um die für sie wegen ihrer Nähe zur PKK als Terrororganisation geltenden YPG von materieller und personeller Unterstützung abzuschneiden.

Die Lieferung der Hilfsgüter sei dringend notwendig gewesen, so ein Sprecher des Pentagon. Die Maschinen seien ohne Begleitung von Kampfflugzeugen geflogen und nicht unter Beschuss geraten. Geliefert worden seien neben medizinischem Material auch Munition und Waffen. Ziel sei es gewesen, den Kurden zu helfen, den Kampf länger durchzustehen. Die Sicherheitslage sei weiterhin instabil, betont wird auch, dass es keineswegs sicher sei, dass der Angriff des IS von den Kurden zurückgewiesen werden kann.

Am Sonntag soll US-Präsident Obama mit dem türkischen Präsidenten Erdogan telefoniert und ihn über die geplanten Hilfsflüge informiert haben. Zuvor hatte Erdogan es noch abgelehnt, dass Waffen nach Kobane geliefert werden, weil die YPG ebenso wie die PKK eine Terrororganisation sei. Es sei unmöglich zu erwarten, dass die Türkei offen den USA gestatten würde, Waffen an Kobane zu liefern. In der Mitteilung des Weißen Hauses ist auch nur davon die Rede, dass Obama und Erdogan über Kobane gesprochen haben, die Waffenlieferung wird nicht erwähnt.

Während des "Twitter-Interviews" letzten Donnerstag hatte Außenminister Steinmeier auf eine Frage von Volker Beck, ob die Einstufung der PKK als Terrororganisation noch aufrechterhalten werden solle, nachdem Kauder bereits erwogen habe, Waffen an die Kurden in Kobane zu liefern, geantwortet: "@Volker_Beck Die Frage stellt sich nicht, solange PKK der #Türkei mit neuer Gewalt droht. #FragSteinmeier".

Ein US-Regierungsmitarbeiter habe gegenüber Medien erklärt, dass die US-Regierung die Sorge der türkischen Regierung über kurdische Gruppen teile, aber dass die USA und die Türkei mit dem IS einen gemeinsamen Feind hätten und dringend handeln müssten. Die Waffen sollen aus Beständen der Kurden im Nordirak stammen, die von den USA, aber auch von Deutschland mit Waffenlieferungen unterstützt werden. Ob auch deutsche Waffen abgeworfen wurden, ist noch nicht klar.

Wenn es stimmt, was die kurdische Rudaw berichtet, scheint sich eine radikale Umorientierung der türkischen Regierung ereignet zu haben. Angeblich habe sie die Anfrage des kurdischen Präsidenten Barsani positiv beantwortet, Peschmerga-Verbände aus dem Nordirak über türkisches Territorium zur Unterstützung der YPG-Kämpfer in Kobane fahren zu lassen. Ausgehandelt hätten den Plan Barsani und der Peschmerga-Minister Qader mit Salih Muslim, dem Chef der PYD und YPG-Kommandeuren.

Update: Mittlerweile hat der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlubestätigt, den Peschmerga helfen zu wollen, nach Kobane zu gelangen.