Action-Gamer lernen leichter

Psychologen erklären, wie und warum Actionspiele den Lernerfolg verbessern

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Dass fordernde Spiele die Fähigkeiten der Gamer auch im Alltag verbessern, ist schon in mehreren Studien gezeigt worden. So profitiert zum Beispiel die Hand-Auge-Koordination. Chirurgen, die vor einer Operation am Computer gespielt hatten, schnitten danach auch im Wortsinn besser ab. Woher diese Verbesserungen im Detail resultieren, ist für die Wissenschaft noch nicht völlig klar. Eine interessante Studie in den Veröffentlichungen der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS) bringt nun etwas Licht ins Dunkel.

Ein amerikanisches Forscherteam verglich darin zunächst die Leistungen von an Actionspiele gewöhnten und von nicht-spielenden Probanden bei der Erkennung von bestimmten, von Hintergrundrauschen unterschiedlicher Stärke überlagerten Mustern. Hierbei schnitten die Gamer deutlich besser ab - sie waren insbesondere besser in der Lage, Muster und Rauschen voneinander zu unterscheiden. Zur Herstellung eines kausalen Zusammenhangs genügte dieses Experiment aber noch nicht.

Dazu diente vielmehr Versuch Nummer 2: Hier musste sich ein Teil der bisher nicht spielenden Probanden einem insgesamt 50 Stunden dauernden Actionspiel-Training unterziehen, während die Kontrollgruppe in dieser Zeit handlungsarme Spiele zocken musste. Das Ergebnis: Die nun trainierten Spieler verbesserten ihre Leistungen bei der Mustererkennung deutlich. Es zeigte sich, dass die Probanden nun besser in der Lage waren, externe und interne Störquellen auszuschalten. Ein gängiges neurales Modell führt dies auf die Existenz verinnerlichter Schablonen zurück.

Bei den trainierten Probanden sind diese Schablonen aber nicht etwa besser oder genauer als bei den untrainierten - vielmehr ist es so, dass die Actionspieler im Laufe des Erkennungsprozesses ihre Schablonen schneller an die vor ihnen liegende Aufgabe anpassen können. Das zeigte den Forschern allerdings erst Experiment Nummer 3: Hier mussten spielende und nicht-spielende Probanden ähnliche Aufgaben in mehreren Sessions lösen. Dabei verbesserten die Spieler ihre Performance von Runde zu Runde stärker als die Nichtspieler. Action-Games führen offenbar dazu, so die Forscher, dass sich nicht etwa einzelne Faktoren wie die Muster-Erkennungsrate verbessern, sondern die Fähigkeit des Lernens selbst wächst.

Eltern dauerspielender Teens, die nun auf die neue Studie verweisen, können übrigens ganz beruhigt sein: Die Ergebnisse sprechen überhaupt nicht dagegen, für die Schule zu lernen. Ganz im Gegenteil: Nur, wenn der Spieler auch im Prozess des Lernens Gelegenheit hat, seine durch das Spielen verbesserten Lernfähigkeiten einzusetzen, entsteht daraus für ihn ein Vorteil. Wer nicht lernt, bleibt dumm - egal ob Spieler oder Nicht-Spieler.