Syrien: Stresstests für moderate US-Verbündete

Das amerikanische Militär hat neue Bewertungsrichtlinien zur Unterstützung von Rebellenmilizen ausgearbeitet

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Die neuen Bewertungsrichtlinen des US-Militärs zur Unterstützung verbündeter Kampftruppen in Syrien lassen künftig gesetzliche Hürden, wie zum Beispiel "gravierende Menschenrechtsverletzungen", auch offiziell außer Acht. Trotzdem steht es weiter schlecht um die Chancen, relevante Unterstützung durch Milizen auf syrischem Boden zu bekommen.

In der Türkei, in Gaziantep haben sich mehr als 70 syrische Rebellenmilizen unter einem neuen Dachverband zusammengetan. Er heißt Revolutionary Command Council (RCC), jede dieser Gruppen soll mindestens 100 Kämpfer stellen. Es sind bekannte und große Rebellengruppen dabei, wie Ahrar al-Sham (Die Antwort heißt "syrischer Salafismus"?) und andere wichtige Mitglieder der Islamischen Front, etwa Liwa al-Haq und Jaish al-Islam. Sie haben gemeinsam, dass sie ausgesprochene Salafisten sind und die Gruppen, welche die USA unterstützen, nicht schätzen. Und sich ganz klar davon abgrenzen.

Auschnitt aus einem Propagandavideo der Ahrar al-Sham

Zwar sind sind auch Mitglieder der Freien Syrischen mit von der Partie, aber deren Einfluss ist, wie McClatchy meldet, ziemlich begrenzt. Im Bericht kommt ein Vertreter "moderater Gruppen" zu Wort, der sich darüber beklagt, dass die Islamisten mehr Posten abbekommen haben, als ihnen zustünden. Laut McClatchy sind es sechs von 17 Führungspositionen. Genauer ist das bei Charles Lister, Kenner der syrischen Rebellen-Szene nachzulesen.

Lister gibt auch zu bedenken, dass solche Zusammenschlüsse sich häufig als nicht besonders solide erwiesen haben. Bemerkenswert ist, dass der Dachverband vor allem im Norden agiert, im Raum Aleppo und an der türkischen Grenze; Ahrar al-Sham wird nachgesagt, dass es die Unterstützung von Saudi-Arabien und der Türkei hat.

Die al-Nusra-Front als Stresstest für US-Militärs?

Ausgeschlossen vom Dachverband RCC ist die kampfstärkste Rebellengruppe im Nordwesten Syriens (nach den IS-Milizen): die al-Nusra-Front, die zuletzt in einigen Gefechte gegen Gruppen siegte, die von den USA unterstützt werden (die Ansar Brigaden in Idlib die Haqq Front in Hama). Der al-Qaida-Ableger kontrolliere derzeit die wichtigsten Verbindungsrouten zur Türkei, heißt es bei MacClatchy.

Der Norden dürfte also schwieriges Terrain für die USA zur Rekrutierung moderater Gruppen bleiben, auch wenn man sich eine neues Überprüfungsschema ausgedacht hat, um die Moderaten von den Radikalen zu sondern, mit psychsischen Tests, Stress-Tests und Biometrie.

Und im Süden, wo sich die CIA seit längerem schon am Stützpunkt Amman um die Förderung der bewaffneten Opposition in Syrien kümmert, wo die Rebellen-Verbund "südliche Front", die letzte Hoffnung der westlichen Unterstützer, agiert?

Von der "Southern Front" gibt es aktuell tatsächlich Erfolgsmeldungen im Kampf gegen Assads Regierungstruppen. AmWochenende ist ein strategischer Ort in der Provinz Dara erobert worden, wird gemeldet.

Allerdings steckt auch in der Erfolgsmeldung Irritierendes: Der militärische Sieg kam nämlich mit Unterstützung der al-Nusra-Front zustande. Womit ein nicht untypisches Element des syrischen Stress-Tests für US-Militärs beschrieben wird, es sei denn die partielle Zusammenarbeit mit der al-Qaida-Miliz ist erwünscht und nach den neuen flexibleren Check-Regeln auch in Ordnung.

Al-Nusras Teilnahme illustriert aufs Neue, dass vom Westen unterstützte Rebellenmilizen häufig mit dem al-Qaida-Ableger kooperieren, auch wenn beide Seiten versuchen, das Ausmaß der Zusammenarbeit herunterzuspielen.

Kürzliche Gefechte zwischen al-Nusra und Rebellenmilizen, die von den USA unterstützt werden, im Nordwesten Syriens haben die Allianz zwischen der Al-Qaida-Miliz und Kämpfern, die vom Westen unterstützt werden, im Süden de facto nicht gebrochen.