OECD: Deutschland hat nach den USA stärksten Zuwanderungzufluss

Drei Viertel der Zuwanderer kommen aus anderen europäischen Ländern

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Unter den OECD-Mitgliedsländern verzeichnet Deutschland 2012 nach den USA die stärkste Zuwanderung, notiert ein aktueller Bericht der Organisation.

Im vierten Jahr in Folge würde die Zuwanderung in Deutschland steigen, während sie in "großen Einwanderungsländern" sinke - als Beispiele dafür werden genannt: die USA, Italien, Portugal und Spanien, die wegen der Auswirkungen der Wirtschaftskrise weniger attraktiv für Zuwanderer waren.

In absoluten Zahlen übertrifft die Zahl der dauerhaften Einwanderer in die USA jedoch die Zuwanderungszahlen in andere Länder beträchltlich. Mit knapp einer Million im vergangenen Jahr stehen die USA an erster Stelle der Zielländer. An zweiter Stelle folgt aber schon Deutschland. Für 2013 wird die Zahl der Zuwanderer, die langfristig dort leben wollen, auf 465.000 geschätzt. Beachtlich ist der Zuwachs von 20 Prozent in Deutschland. Zum Vergleich: In Frankreich zählt man knapp 260.000 Einwanderer für 2012 (in Deutschland waren es zu diesem Zeitpunkt doppelt so viele) und einen leichten Anstieg von 0,4 Prozent.

Herausgestellt wird, dass drei Viertel der Zuwanderer in Deutschland aus anderen europäischen Ländern kommen, jeder dritte EU-Migrant wollte nach Deutschland; vor sieben Jahren war das noch jeder Zehnte. Der OECD-Bericht stellt das in Zusammenhang mit den Freizügigkeitsregelungen der EU und der Wirtschaftskrise in anderen EU-Ländern:

Deutschland war das wichtigste Zielland - es nahm nahezu ein Drittel alller freizügkeitsberechtigten Zuwanderer auf.

Laut Bericht sinkt die Arbeitsmigration in den OECD-Ländern seit Ausbruch der Wirtschaftskrise ständig, besonders im europäischen Wirtschaftsraum. Dort sei die Arbeitsmigration 2012 um 12 Prozent gefallen; zwischen 2007 und 2012 um 40 Prozent. Der größte Teil des Migrationsgeschehens in den OECD-Ländern entfalle, trotz Abwärtstrend seit 2008, auf den Familiennachzug.

Da in Deutschland die Beschäftigungsquote der Migranten seit 2007 steigt - um 5 Prozent -, obwohl sich die Zahl der jährlichen Zuwanderer im Vergleich von 2007 und 2012 verdoppelt hat, lobt die OECD die Integrationsbemühungen hierzulande. "Deutschland konnte in den vergangenen Jahren viele Lehren aus der Arbeitsmarktintegration von Migranten ziehen", wird OECD-Generalsekretär Angel Gurria zitiert.

Allerdings lässt eine Beobachtung der OECD an Einwände denken, die oft zu hören sind: dass Einwanderer für Unternehmen nicht nur wegen das Mangels an Fachkräften attraktiv sind, sondern auch weil sie mit billigeren Löhnen abgespeist werden können - und damit den Standortvorteil "Niedriglohnland Deutschland" erhalten.

So heißt es, dass der Anteil der Erwerbstätigen unter den geringqualifizierten Zuwanderern mit 54,1 Prozent höher ist als unter den im Inland geborenen. Deren Beschäftigungsquote liegt bei 52,6 Prozent. Dazu heißt es bei der Frankfurter Rundschau ergänzend: "Gut ausgebildete Zuwanderer arbeiten allerdings sehr viel häufiger in Jobs, die nicht ihrem Qualifikationsniveau entsprechen."