IS weiter auf dem Vormarsch

Assad kritisiert US-Luftangriffe als "wirkungslos"

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Am Mittwoch hatte eine 60 Staaten umfassende westlich-arabische Koalition unter Führung der USA verlautbart, die seit zwei Monaten auch auf syrischem Territorium durchgeführten Luftschläge gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS)hätten deren Vormarsch gestoppt. Das war womöglich etwas voreilig - denn nun gaben die Neokharidschiten bekannt, dass sie gestern einen Teil des strategisch wichtigen und bislang von der syrischen Armee gehaltenen Militärflughafens Deir ez-Zor eroberten.

Dem in saudischen Besitz befindlichen Nachrichtensender Al-Arabija zufolge begann die Eroberung am Samstagmorgen mit einem Selbstmordattentäter, der mit einem sprengstoffgefüllten Fahrzeug 19 Soldaten in die Luft sprengte. Danach konnten die Kalifatstruppen, die selbst nur geringe Verluste erlitten, zwei Panzer und mehrere Kanonen erbeuten.

Berichte, nach denen die syrische Armee zu ihrer Verteidigung Chlorgas einsetzte, weil einige der Terroristen über Atemprobleme klagten, bestätigten sich bislang ebenso wenig wie ähnliche Meldungen über einen angeblichen IS-Gaseinsatz in Kobanê.

Karte: NordNordWest. Lizenz: CC BY-SA 3.0/de.

Der Flughafen Deir ez-Zor liegt in der gleichnamigen Ölprovinz im Westen Syriens, die seit dem letzten Jahr größtenteils von der al-Bagdadi-Bande und anderen Dschihadisten kontrolliert wird. Von hier konnten in den letzten Wochen Flugzeuge starten, die die Terroristen in ihrer Hauptstadt ar-Raqqa angriffen. Dort bombardiert die syrische Luftwaffe tagsüber, während die Amerikaner und ihre Verbündeten nachts angreifen. Außerdem wurden von Deir ez-Zor aus syrische Bodentruppen versorgt.

Der IS begann seine Angriffe gegen den Luftwaffenstützpunkt bereits im September. Im November versuchte die syrische Armee zusammen mit einer Lokalmiliz eine Gegenoffensive, bei der sie in der 300.000-Einwohner-Provinzhauptstadt Gelände zurückgewinnen und nach eigenen Angaben den örtlichen "Stab" der Terrormiliz vernichten konnte. Sollte das zutreffend gewesen sein, konnten die Salafisten diesen Stab offenbar bemerkenswert schnell ersetzen.

Der syrische Staatspräsident Baschar al-Assad hatte der Erfolgsmeldung der Koalition letzte Woche bereits in einem Interview mit der französischen Zeitschrift Paris Match widersprochen: Wären die Luftschläge "ernsthaft und wirksam gewesen", dann hätten sie seinen Worten nach auch die Situation der syrischen Armee verbessert. Seiner Ansicht nach reichen Luftangriffe für eine effektive Bekämpfung des IS nicht aus. "Dafür", so Assad, seien "Landstreitkräfte notwendig, die die Gegend kennen und operativ reagieren können".

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