Hamas und Iran festigen ihre Beziehungen

Nach Informationen der Hamas kündigt Teheran auch Waffenlieferungen ins Westjordanland an

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Die gegenwärtige Situation in Gaza unterscheide sich nicht groß von jener im August (Gaza: Die Waffen sprechen wieder) bzw. vor dem Kriegausbruch Anfang Juli, berichtet die israelische Zeitung Ha'aretz. Der Angriff der israelischen Luftwaffe auf ein Ausbildungslager der Hamas in der Nacht auf Samstag, als Reaktion auf einen Raketenangriff aus dem Gaza-Streifen begründet, führe vor Augen, wie schnell die Lage eskalieren könne.

Von versprochenen 7 Milliarden Dollar Hilfsleistungen seien bislang nur 100 Millionen angekommen, so der Autor Amos Harel. 100.000 Wohnungen seien im Krieg zerstört worden, 20.000 völlig, zehntausende Bewohner des Gazastreifens würden noch immer in Zelten leben, Hilfslieferungen kämen nur langsam an. Das Gefühl, eingesperrt zu sein und abhängig von der Hilfe von außen, erzeuge Druck "wie in einem Dampfkochtopf".

Von einer Öffnung, wie sie im Waffenstillstandsabkommen vereinbart wurde, zeige sich nur sehr wenig: "Very little has happened since then." Auch Ägypten halte die Grenzen dicht. Dass der Grenzübergang Rafah heute und Montag geöffnet werden soll, bleibt wahrscheinlich eine kurzzeitige Ventil-Maßnahme.

In diese Situation hinein treffen aktuell Nachrichten, die von einer Wiederannäherung und Konsolidierung der Beziehung zwischen der Hamas und Iran berichten. So meldet der iranische Fernsehsender Press TV, dass Hamas-Führer in Teheran zu Besuch waren und die Beziehungen zur "palästinensischen Widerstandsbewegung" gefestigt wurden. Iran habe niemals damit aufgehört, den Widerstand militärisch und finanziell zu unterstützen. Nun habe Teheran die Unterstützung für palästinensische Widerstandsgruppen, besonders für die Hamas und den islamischen Dschihad, erweitert.

Dass Iran seine Unterstützung niemals ausgesetzt hatte, ist eine Anspielung auf eine Art Eiszeit, die zwischen der Führung in Iran und der Hamas-Führung angebrochen war, als sich Hamas-Führer Meshal von Baschar al-Assad, dem Protegé Teherans, distanzierte und 2012 sein Exil in Damaskus verließ und nach Katar umsiedelte. Von der syrischen Regierung wurde dies als Verrat aufgefasst.

Bereits Anfang dieses Jahres gab es Anzeichen einer Wiederannäherung zwischen der iranischen und der Hamas-Führung. Mit dem Besuch einer Delegation des Hamas-Politbüros in Teheran Anfang Dezember sei "ein neues Kapitel" augeschlagen worden, wird ein Hamas-Vertreter von einer israelischen Zeitung zitiert.

In Israel stößt dies auf einige Nervosität. Zu erkennen ist das unter anderem auch am Bericht der Gaza-Korrespondentin Amira Hass, die sich mit regierungskritischen Berichten einen Namen gemacht hat. Laut ihrem heute veröffentlichten Artikel hat der iranische Politiker Nasser al-Sudani, der als Vorsitzender des iranischen Parlamentskomitees für Palästina fungieren soll, in einem Interview mit der Hamas-Webseite, al-Resalah.net angekündigt, dass Iran neben der Hamas auch Palästinenser im Westjordanland mit Waffenlieferungen unterstützen will.

Laut al-Sudani begreife Iran Hamas als erste Front im Kampf gegen Israel, für die "Zerstörung Israels" müsse man aber auch andere Palästinenser bewaffnen, einschließlich des Westjordanlandes. Da Ajatollah Chamenei im November bereits in das gleiche Horn geblasen hatte (Ajatollah Chamenei fordert die Bewaffnung des Westjordanlands), kann man davon ausgehen, dass dies auch von einem starken politischen Block in Teheran vertreten wird. Ob diese Auffassung, die kongruent ist zum (Feind-) Bild, das Premierminister Netanjahu seit Jahren unermüdlich propagiert, von der Mehrheit der politischen Kräfte geteilt wird, steht nicht fest. Auch in Teheran gibt es bekanntlich Entspannungspolitiker.