Wenn Unvorstellbares Realität wird

Die Schweiz verliert Vertrauen in den Euro

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Der 15. Januar 2015 wird in die Geschichte eingehen. Bis dahin verteidigte die Schweizer Notenbank (SNB) drei Jahre krampfhaft den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro. Mit dem festgesetzten Mindestkurs beabsichtigte die SNB, die Preisstabilität sicherzustellen, musste aber auch jede Aktion von EZB-Chef Draghi mittragen.

Um diesen Mindestkurs durchzusetzen, hat die SNB die freie Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt und wiederholt am Devisenmarkt interveniert. Das Ausmaß der Interventionen macht die Bilanzsumme der SNB deutlich. Die Devisenbestände der SNB sind auf 525,3 Milliarden Franken angeschwollen. Somit ist die Bilanzsumme mehr als drei Mal so groß wie 2008. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Hüter der Schweizer Währung im Verhältnis fast genauso viel "Geld gedruckt" haben wie die US-Notenbank FED.

In Relation zur Wirtschaftskraft sieht es in der Schweiz sogar noch wahnsinniger aus als in den USA. Die Schweizer haben ihre Bilanzsumme auf 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgebläht - die Amerikaner lediglich auf 27 Prozent. Folglich hat die SNB ungleich mehr Risiken in der Bilanz als die FED.

Jetzt hat die SNB vor den weiteren Maßnahmen der EZB, unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen und somit noch mehr Geld in das System zu pressen, sowie vor den Devisenmärkten endgültig kapituliert. Die Reaktion war knallhart - binnen kürzester Zeit gab es nur noch 0,86 Franken je Euro. In der Spitze stürzte der Euro zum Franken um knapp 30 Prozent ab, der größte Verlust seit Freigabe der Wechselkurse im Jahr 1971.

Um die Attraktivität des Frankens zu mindern hat die SNB parallel die Negativzinsen um 0,5 Punkte auf 0,75 Prozent gesenkt. Wer Franken hortet, wird mehr denn je zur Kasse gebeten. Ferner verschiebt die SNB das Zielband für ihren Referenzzins Dreimonats-Libor weiter in den negativen Bereich auf minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent. Dem Irrsinn sind Tor und Tür geöffnet. Verheerende Konsequenzen hatte die Entscheidung auf den Schweizer Leitindex SMI - dieser verlor in der Spitze 14 Prozent.

Parallel flüchteten die Investoren in Schweizer Anleihen. Die Nachfrage ist mittlerweile so hoch, dass selbst neunjährige Schweizer Staatspapiere eine negative Rendite aufweisen. Dies bedeutet nichts anderes, als dass die Schweiz sogar dann noch Geld von den Anlegern bekommt, wenn sie sich von ihnen für neun Jahre Geld ausleiht. Wer kann dies noch ernst nehmen?

Besitzer von Fremdwährungskrediten stehen jetzt vor gewaltigen Problemen. Bis zum 15. Januar 2015 hat man für einen Euro ca. 1,2 Franken bekommen. Erhält man zukünftig lediglich einen Franken für einen Euro, muss man für einen 100.000-Franken-Kredit ohne Zinsen statt 83.000 Euro nun 100.000 Euro zurückbezahlen.

Heute kann noch niemand endgültig die Folgen der Notenbank-Entscheidung abschätzen. Die Auswirkungen für die Schweizer Exportwirtschaft werden voraussichtlich immens sein. Ein weiteres Mal ist Unmögliches möglich geworden und das Kartenhaus Finanzsystem hat einen weiteren Schlag bekommen. Es ist mehr denn je an der Zeit umzudenken. Noch ist Zeit und nichts ist alternativlos. Ein spannendes Jahr steht uns bevor.

Die beiden Finanzexperten, Querdenker und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 zusammen den Bestseller Der größte Raubzug der Geschichte - warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden.

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