DLR und Landeskriminalamt Hessen entwickeln neues Spähsystem aus der Luft

Anwendung wurde bei einem Champions League Spiel in der Münchner Allianz Arena demonstriert. Bild: DLR

Mit hochauflösender Kameratechnik könnten "terroristische Aktivitäten" und große Menschenmengen überwacht werden. Die Systeme werden an verschiedenen Fluggeräten getestet

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Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat erstmals ein System zur diskreten Verfolgung von Fahrzeugen aus der Luft erprobt. Unter dem Namen "Echtzeitfähige verdeckte Fahrzeugverfolgung zur polizeilichen Observation" (CHICAGO) arbeitet das DLR hierzu mit dem Hessischen Landeskriminalamt (HLKA) zusammen. Ziel ist, das konventionelle Ausspähen mittels Hubschraubern zu ergänzen. Laut einer Mitteilung des DLR seien diese zu laut und auffällig bei der Täterverfolgung.

Im Projekt CHICAGO (Echtzeitfähige verdeckte Fahrzeugverfolgung zur polizeilichen Observation) wurde der DLR-Motorsegler Antares für Testflüge verwendet. Bild: DLR

Ein Motorsegler des DLR wurde im Rahmen des Projekts mit "spezieller Kameratechnik und einer eigens entwickelten Bildverarbeitungs-Software ausgestattet", erklärt der Projektleiter vom DLR-Institut für Methodik der Fernerkundung. Um welche Technik es sich konkret handelt, bleibt offen. Vermutlich wurde eine Software zum automatischen Tracking bewegter Objekte genutzt, wie sie die Bundeswehr beispielsweise in ihre LUNA-Drohnen verbaut. Die Übertragung der Luftbilder erfolgt laut dem DLR in Echtzeit per Mikrowellen-Datenlink.

Für den Versuchsflug fuhr ein Testfahrzeug mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf einer Autobahn und legte ungeplante Stopps ein. Der Motorsegler sei dabei stets in der Lage gewesen, dem Fahrzeug zu folgen. Das System könne nun für die Verbrechensbekämpfung genutzt werden. Als Szenarien nennt das DLR Entführungsfälle, Drogenhandel oder eine "Beobachtung von Vorbereitungen terroristischer Aktivitäten".

Die Einsatzmöglichkeiten gingen laut dem DLR aber über die Verwendung zur Fahrzeugverfolgung hinaus. So könne das System auch zur Überwachung großer Menschenmengen bei Großveranstaltungen oder als Relaisstation für die Funkübertragung genutzt werden. Dies hatte das DLR bereits in im Forschungsprojekt VABENE++ mit einer hochauflösenden Kamera ausprobiert. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes "3K Kamerasystem", das aus mehreren handelsüblichen High-End-Kameras besteht. Hochauflösende Bilder und Videos werden noch in der Luft verarbeitet und dann mit einer Übertragungsrate von elf Megabit pro Sekunde an eine Bodenstation übermittelt.

Die Technik wird vor allem zur Nutzung in Verkehrsleitzentralen beworben: So könnten der Verkehrsfluss aus der Luft überwacht werden, um bei höherer Dichte von Fahrzeugen Staus frühzeitig zu erkennen. Das 3K-System kann aber auch bei Großereignissen oder Katastrophen genutzt werden: Als Projektziel gilt die Unterstützung von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Zunächst hatte das DLR die Technik an Motorflugzeugen und einem Hubschrauber montiert. Im Herbst fanden dann erste Probeflüge auch mit einer Drohne statt.