Kritik an Wärmedämmung

Gefahren durch luftdichte Gebäudehülle oder Schimmelpilzen, mangelnde Einsparung, graue Energie: Was ist dran?

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Seit Jahren stößt man immer wieder auf vehemente Kritiker der Wärmedämmung von Gebäuden und der entsprechenden Bauvorschriften. Obwohl diese die große Mehrheit der Fachleute keineswegs überzeugen können, finden sie über diverse Medien reichlich Gehör. Manche Journalisten scheinen sich keinerlei Mühe zu machen, Außenseiter-Meinungen durch Befragung anderer Fachleute zu überprüfen. Leider wird dadurch in der Öffentlichkeit viel Verwirrung gestiftet, indem teils recht schräge, teils aber auch gänzlich falsche Darstellungen verbreitet werden. Oft werden diese dann durch nicht minder unplausible Verschwörungstheorien gegen Sachargumente verteidigt. Im Folgenden soll versucht werden, die gängigsten Streitpunkte fachlich fundiert und aus neutraler und wirtschaftlich unabhängiger Warte verständlich aufzuklären.

Schimmelgefahren in neuen und alten Häusern

Schimmelpilze in Wohnräumen verfolgen die Menschheit seit Urzeiten. Sie führen, wie wir inzwischen genauer wissen, zu erheblichen Gesundheitsgefahren, insbesondere durch das Auslösen von Allergien. Falsch und irreführend ist aber der immer wieder erzeugte Eindruck, dies sei ein Problem vor allem neuer, gut wärmegedämmter und luftdichter Gebäude. Vielmehr treten Schimmelprobleme regelmäßig in alten, unsanierten Häusern auf, was auch kaum verwunderlich ist: Dort werden die Außenwände im Winter wegen großer Wärmeverluste auch auf der Innenseite relativ kalt, und an solchen Stellen kann Luftfeuchtigkeit kondensieren. Besonders gefährdet sind Räume, die (oft aus eigentlich guten Gründen) weniger beheizt werden als andere: z. B. Schlafzimmer oder zeitweise unbenutzte Zimmer.

Ein weiterer Risikofaktor ist die unzureichende Belüftung; wenn die Bewohner die Fenster nicht häufig genug öffnen, kann die Luftfeuchtigkeit zu stark ansteigen. Die klar wirksamste Maßnahme gegen solche Probleme ist die Anbringung eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS), welches die Wände von außen warm hält und damit die Kondenswasserbildung selbst bei höherer Luftfeuchtigkeit verhindert. Eine verstärkte Belüftung würde oft auch helfen, jedoch ist ein konsequentes Lüftungsverhalten der Bewohner oft schwer zu erreichen, und der nachträgliche Einbau einer Lüftungsanlage, die unabhängig von den Bewohnern einen genügenden Luftaustausch garantiert, scheitert oft z. B. an den Kosten.

Temperaturverlauf bei einer Außenwand aus Hohlziegeln ohne zusätzliche Wärmedämmung. Die Wärmeverluste sind erheblich, und die Temperatur der Wandoberfläche liegt um ca. 3,3 Grad unterhalb der Raumtemperatur, was eine gewisse Gefahr der Schimmelbildung bedeutet. Viele Wände ungedämmter Altbauten sind diesbezüglich sogar noch deutlich schlechter.
Temperaturverlauf bei einer 16 cm dicken Betonwand mit einer 20 cm dicken Polystyrol-Dämmung. Die Wärmeverluste sind trotz gleicher Gesamtdicke wie im vorigen Fall fast fünfmal niedriger als dort. Die Innenseite der Wand erreicht fast die Zimmertemperatur, weswegen Schimmelbildung erst bei wesentlich höherer Luftfeuchtigkeit möglich ist.

Gefahren durch eine luftdichte Gebäudehülle?

Heutige Baunormen fordern eine luftdichte Gebäudehülle, die oft fälschlich als Ursache von Schimmelproblemen dargestellt wird. Richtig ist, dass für jedes bewohnte Gebäude ein ausreichender Luftaustausch unabdingbar ist. Irrig ist jedoch die Vorstellung, man könne diesen durch Undichtigkeiten gewährleisten. Undichtigkeiten führen nämlich zu einem völlig unkontrollierten (z. B. vom Wetter abhängigen) und meist auch zu schwachen Luftaustausch.

Wäre eine Wohnung so undicht, dass man nennenswert weniger lüften müsste, würde der Komfort durch Zugluft stark leiden, und die Energieverluste wären enorm. Außerdem entstehen Bauschäden oft gerade als Folge von Undichtigkeiten. Beispielsweise werden Schimmelprobleme oft an undichten Rollladenkästen beobachtet. Kritisch wird es immer, wenn mit Feuchtigkeit beladene Raumluft durch Undichtigkeiten an kältere Stellen gelangt, wo dann Feuchtigkeit kondensieren kann.

Kontrollierte Belüftung

Der nötige Luftaustausch muss also durch gezieltes Lüften erreicht werden. Dies gilt für neue, gut wärmegedämmte Gebäude, aber mehr noch für nicht wärmegedämmte Häuser - eben weil dort die Außenwände im Winter kalt sind und deswegen die Luftfeuchtigkeit niedriger gehalten werden muss. Im Prinzip genügt dafür die konsequente Fensterlüftung (in Form von Stoßlüftung); nur wird diese aus den verschiedensten Gründen (z. B. frierende oder abwesende Bewohner) häufig nicht praktiziert. Idealerweise sorgt deswegen eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung dafür, dass alle Räume stets ausreichend mit vorgewärmter Luft versorgt werden. Zumindest im Neubau lässt sich dies mit moderatem Aufwand einrichten. Bei Verwendung solider und gut geplant eingesetzter Technik erhält man eine stets hohe Luftqualität, einschließlich einer angemessenen Luftfeuchtigkeit, und dies mit geringem Aufwand an elektrischer Energie und gleichzeitig erheblicher Einsparung von Heizwärme.

Die kontrollierte Zufuhr von Frischluft in Wohnräumen, kombiniert mit der Abfuhr verbrauchter Luft in Küchen und Badezimmern, verhindert auch weitgehend unerwünschte Wanderungen von Gerüchen, weil stets ein sanfter, kaum wahrnehmbarer Luftstrom z. B. von Wohnzimmern zu Badezimmern (und nie umgekehrt) hergestellt wird.

Selbst ohne Wärmerückgewinnung ist eine kontrollierte Belüftung energetisch günstiger als der Luftaustausch durch Undichtigkeiten, weil ein geringerer Luftaustausch nötig wird, um die Luftqualität hoch zu halten. Die Luftzufuhr wird nämlich besser dosiert, und man vermeidet, dass ein Teil der Frischluft den Raum kurz nach seiner Aufwärmung schon wieder verlässt.

Schimmel als Folge von Wärmedämmung

Nun gibt es tatsächlich aber auch gewisse Fälle, in denen Schimmel durch Wärmedämmung gefördert wird. Am häufigsten dürfte dies passieren, wenn eine Wärmedämmung auf der Innenseite unsachgemäß angebracht wird. Die innere Wärmedämmung hat nämlich grundsätzlich das Problem, dass die Wände dann sogar kühler werden. Dies kann zur Kondensation führen, wenn mit Wasserdampf beladene Luft irgendwie hinter die Dämmung gelangt. Es gibt technische Lösungen, beispielsweise die Verwendung stark alkalischer und kapillaraktiver Materialien wie Calciumsilikat, welches Kondenswasser wieder abführen kann und das Wachstum von Schimmelpilzen unterdrückt. Arbeiten Unkundiger können jedoch durchaus Probleme verursachen.

In manchen Fällen kann auch eine äußere Wärmedämmung feuchtigkeitstechnisch problematisch werden, beispielsweise wenn Mauern mit vom Erdboden her aufsteigender Feuchtigkeit dann nur noch nach innen, aber nicht mehr nach außen abtrocknen können. Freilich sollte aufsteigende Feuchtigkeit ohnehin durch entsprechende Abdichtungen vermieden werden, da sie die Bausubstanz schädigt. Ein anderer Aspekt ist die Austrocknung eines Neubaus in den ersten Monaten. Wenn eine diffusionshemmende Außendämmung die Trocknung nach außen verhindert, müssen die Räume für diese Zeit entsprechend stärker belüftet werden.

Ungeachtet solcher Fälle muss festgehalten werden, dass die von heutigen Baunormen geforderte Wärmedämmung und die Luftdichtheit der Gebäudehülle im Normalfall nicht nur zu erheblichen Energieeinsparungen führen, sondern auch die früher sehr häufigen Schimmelprobleme und teils auch Bauschäden stark vermindern. Es ist nämlich durchaus nicht so, wie manche "Dämmkritiker" zu glauben scheinen, dass die Baunormen von mehrheitlich inkompetenten Leuten festgelegt worden wären. Vielmehr basieren sie auf einem soliden theoretischen Wissen, kombiniert mit einer Vielzahl praktischer Erfahrungen. Wo es trotzdem zu Problemen kommt, ist dies oft gerade eine Folge der Nichteinhaltung einschlägiger Baunormen.

Grundfalsch ist übrigens auch die Meinung, eine Wärmedämmung müsse unbedingt diffusionsoffen (also durchlässig für Wasserdampf) ausgeführt werden, weil sie sonst mit der Zeit durchfeuchtet würde. Insbesondere können Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) dieses Problem mit Sicherheit vermeiden, egal ob sie diffusionsoffen (z. B. mit Steinwolle) oder diffusionshemmend (etwa mit EPS) ausgeführt sind. Auf die Luftfeuchtigkeit im Inneren des Gebäudes hat dieses Detail ohnehin keine Auswirkung, da der Transport von Wasserdampf durch Wände dafür viel zu schwach ist.

Kaum Einsparungen durch Wärmedämmung?

Gelegentlich wird die Wirksamkeit von Wärmedämmung infrage gestellt, und dies oft auf extrem unsolider Basis. Beispielsweise hat der prominente Dämmkritiker Konrad Fischer behauptet, eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Stuttgart habe seine Behauptung bestätigt, dass die Wärmedämmung einer Außenfassade die Heizkosten sogar steigen lassen könne. Dass das Institut dies keineswegs behauptet und seine Schlüsse aus den Messdaten empört zurückweist, hielt ihn davon nicht ab; er erwähnte dies nicht einmal. Ohnehin fehlt solchen Behauptungen jede physikalische Plausibilität. Es würde auch niemand glauben, auf einer Winterwanderung würde man mit einem Mantel eher frieren als ohne.

Gewisse Kritiker behaupten, Wärmedämmung schade, indem sie das Eindringen von Sonnenwärme behindere und die Nutzung der Speicherkapazität von Wänden unmöglich mache. Dies ist aber eine grundfalsche Vorstellung. Solare Wärmegewinne erzielt man im Wesentlichen nur mit Fenstern, weswegen Passivhäuser auf der Südseite meist großzügig bemessene Fensterflächen (natürlich mit sehr gutem Dämmwert) aufweisen. An Tagen, die wesentliche solare Gewinne sogar durch Wände bringen könnten, sollte es ohnehin kaum einen wesentlichen Heizwärmebedarf geben, sondern eher noch die Gefahr der Überhitzung. Kritisch sind dagegen kalte und trübe Tage sowie vor allem auch Nächte, in denen ungedämmte Wände sehr viel Wärme verlieren.

Die Auswirkungen wärmespeichernder Massen werden ebenfalls oft völlig falsch verstanden. Insbesondere wird oft übersehen, dass ein Wärmespeicher im Mittel nur so viel Wärme abgeben kann, wie er zu anderen Zeiten aufgenommen hat. Deswegen ist es auch korrekt, den mittleren Wärmeverlust einer Fassade in 24 Stunden ohne Berücksichtigung der Wärmekapazität der Wand zu berechnen, auch wenn man für den momentanen Zustand während des Abkühlens am Abend oder des Aufheizen am Morgen so nicht korrekt beschreiben würde. Richtig ist freilich, dass ausreichend große Speichermassen nützlich sind, um die Raumtemperatur zu stabilisieren; dies funktioniert bestens bei von außen gedämmten Steinwänden, weniger dagegen mit einer Innendämmung.

Richtig ist, dass der Wärmebedarf eines Hauses in der Praxis nicht unbedingt so hoch ist wie der rechnerisch ermittelte Wert. Natürlich kann man beispielsweise die Raumtemperatur in Abwesenheitszeiten konsequent absenken und kaum benutzte Räume unbeheizt lassen (freilich mit Verlust von Komfort und einer Erhöhung des Schimmelrisikos). Dann fallen auch mögliche Einsparungen durch Wärmedämmung entsprechend geringer aus. Daraus zu folgern, die einschlägigen Berechnungsmethoden seien unsinnig, ist freilich weit hergeholt.

Selbstverständlich sollte bei der Wärmedämmung nicht nur an die Fassade gedacht werden. Die Wärmedämmung von Kellerdecken und Dachböden ist oft die sinnvollste Maßnahme überhaupt, weil sie relativ kostengünstig ist. Freilich kann die Sinnhaftigkeit der Wärmedämmung einer Fassade kaum davon abhängen, ob zusätzlich noch anderswo (etwa am Dach) Wärmeverluste auftreten. Grundsätzlich sollte aber ein ausreichender Überblick über die Gesamtsituation geschaffen werden, bevor Geld an einer Stelle investiert wird. Beispielsweise wird man oft finden, dass die Umstellung von einer Ölheizung auf eine Wärmepumpenheizung viel kostengünstiger wird, wenn man zuerst den Wärmebedarf und die nötige Vorlauftemperatur durch Wärmedämmung stark reduziert. Ebenfalls kann es sehr vorteilhaft sein, den Ersatz alter Fenster zusammen mit der Installation eines Wärmedämmverbundsystems durchzuführen. Leider werden oft Chancen für Verbesserungen und Kosteneinsparungen verpasst, weil ohne Überblick an einzelnen Stellen gewerkelt wird.

Die Rentabilität von Wärmedämmung wird oft aufgrund unsinniger Annahmen infrage gestellt. Beispielsweise wird gelegentlich angenommen, die Brennstoffpreise würden in den nächsten Jahrzehnten nicht weiter oder nur ganz moderat ansteigen. Vor allem aber wird oft unterstellt, Sanierungsmaßnahmen würden allein für die energetische Verbesserung vorgenommen; in diesem Fall ist die Amortisation tatsächlich oft schwierig. Jedoch erfolgt eine energetische Sanierung natürlich sinnvollerweise dann, wenn ohnehin z. B. ein Putz erneuert werden muss. Dann sind natürlich nur die für die Wärmedämmung zusätzlich entstehenden Kosten für die Berechnung von deren Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen, und die Resultate fallen entsprechend viel positiver aus.

Kritik an Polystyrol

Das sehr viel verwendete Dämmmaterial Polystyrol wird vielfach heftig kritisiert, aber wiederum häufig auf sehr unfundierte oder unausgewogene Weise. Ein Aspekt ist die angeblich inakzeptable Brandgefahr. Zutreffend ist, dass sich Polystyrol-Dämmplatten trotz ihrer Einstufung als schwer entflammbares Material bei starker Flammenbelastung mit der Zeit durchaus entzünden können. Jedoch muss verwundern, wie heftig Polystyrol als eines von vielen unter gewissen Umständen brennbaren Materialien kritisiert wird. Bekanntlich sind auch Holzwerkstoffe nicht unbrennbar und trotzdem im Bau weit verbreitet; ihre brandtechnisch nicht optimalen Eigenschaften werden angesichts vieler Vorteile oft toleriert.

Generell ist kaum ein Baustoff in jeder Hinsicht optimal; es muss eine für die jeweilige Anwendung sachgemäße Abwägung erfolgen. Übrigens sind auch die Schadstoffemissionen beim Brand von Holzwerkstoffen sehr viel problematischer als die bei den seltenen Polystyrol-Bränden, die jedoch seltsamerweise weitaus heftiger kritisiert werden.

Graue Energie berücksichtigen - aber richtig!

Die sogenannte "graue Energie" zu berücksichtigen, also den Energieaufwand für die Herstellung, ist durchaus angebracht. Auch hier ist Polystyrol nicht optimal; für seine Herstellung wird einiges an Erdöl verbraucht. Jedoch kann dies toleriert werden, wenn durch seine Anwendung ein Mehrfaches an Erdöl eingespart wird - was in der Regel der Fall ist.

Absurd ist es auf jeden Fall, durch Verzicht auf Polystyrol graue Energie einzusparen und dafür dickere Schichten von gebrannten Ziegeln oder Porenbeton zu verwenden, die mit mehr grauer Energie belastet sind. Auch die Verwendung von Steinwolle muss energetisch keineswegs günstiger sein.

Ein Sondermüllproblem durch Polystyrol?

Besonders absurd ist die oft zirkulierende Behauptung, die Wärmedämmung mit Polystyrol werde nach Ablauf ihrer Lebensdauer zu Sondermüll. Richtig ist zwar, dass es bisher kein etabliertes Recyclingverfahren für verschmutzte Polystyrolplatten gibt. Dies liegt aber schlicht daran, dass aufgrund der hohen Lebensdauer von Wärmedämmungen bisher noch kaum entsprechende Abfälle entstehen. Solange dies so ist, können Polystyrol-Abfälle völlig gefahrlos in jeder Müllverbrennungsanlage entsorgt werden; lediglich verliert man hierdurch die Gelegenheit, das Material ressourcenschonend weiter zu verwenden.

Generell sollte ein Dämmmaterial (genauso wie alles andere beim Hausbau) nicht aufgrund eines einzigen Aspekts ausgewählt werden, sondern auf der Basis einer Abwägung aller relevanten Aspekte im konkreten Fall. Dabei wird man feststellen, dass natürliche Dämmstoffe trotz gewisser Vorteile synthetischen Materialien in der Gesamtbetrachtung nicht unbedingt überlegen sind. Dies gilt auch für ökologische und gesundheitliche Aspekte; man denke nur an den Naturstoff Asbest oder den unerwünschten biologischen Abbau natürlicher Materialien (auch durch Schimmelpilze), der teils durch Zugabe von Bioziden unterdrückt werden muss.

Wo ist die bessere Lösung?

Bei allem sollte nicht vergessen werden, dass eine starke Verminderung des Energieverbrauchs von Gebäuden absolut nötig ist. Ein großer Teil des Energieeinsatzes z. B. in Deutschland entfällt auf die Erzeugung von Heizwärme. Aus mehreren Gründen - vor allem wegen der unhaltbaren Klimaeffekte unseres heutigen Energieverbrauchs, aber auch wegen der begrenzten Verfügbarkeit fossiler Energieträger - ist ein Heizwärmeverbrauch auf dem heutigen Niveau auf Dauer nicht möglich. Leider gibt es nun aber auch keine alternative Quelle, die große Mengen von Heizwärme ökonomisch und ökologisch verträglich liefern könnte. Selbst wenn beispielsweise Photovoltaik-Strom allmählich pro Kilowattstunde günstiger wird als Heizöl, entsteht er meist nicht gerade dann, wenn man heizen muss, und seine Zwischenspeicherung wäre zu teuer.

Somit bleibt der Ansatz der Wärmedämmung als der bei weitem wichtigste Beitrag zur Lösung des Energieproblems im Gebäudebereich. Jedenfalls ist nicht bekannt, dass Dämmkritiker, "Ziegelphysiker" oder andere Außenseiter in der Lage wären, echte Lösungen anzubieten. Passivhäuser, die kaum mehr Heizwärme brauchen, oder gar nur durch Sonnenenergie beheizbare Häuser können sie mit ihren Methoden jedenfalls nicht bauen. (Vielleicht auch deswegen leugnen sie zum Teil den Klimawandel und die begrenzte Verfügbarkeit fossiler Energieträger.) Von daher kann die Frage nicht sein, ob Wärmedämmung notwendig und sinnvoll ist, sondern lediglich, welche Art ihrer Realisierung die jeweils sinnvollste ist.

Dr. Rüdiger Paschotta ist Physiker und Autor des RP-Energie-Lexikons, welches unter anderem die Haustechnik ausführlich behandelt. Siehe auch den dortigen Artikel über Einwände gegen Wärmedämmung.