Startschuss US-Wahlkampf 2016

Die ersten Kandidaten sind bekannt, Telepolis stellt vor, wer noch in den Ring steigen könnte

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Der Anfang ist gemacht: Ted Cruz hat seine Ambitionen für das Präsidentenamt 2016 bekannt gegeben (Ted Cruz tritt bei US-Präsidentschaftsvorwahlen an). Er ist der erste Republikaner, der damit offiziell in den Ring um die Kandidatenkür für den Wahlkampf 2016 steigt. Welche Republikaner werden Cruz in den kommenden Tagen und Wochen folgen, welche Wählerbasen werden besetzt, welche Themen zählen? Und wer von den Demokraten wagt es, sich Hillary Clinton in den Weg zu stellen?

Wer hat Chancen, 2016 ins Weiße Haus zu ziehen? Bild: Wknight94/CC-BY-SA-3.0

Um die letzte Frage vorweg zu nehmen: Noch hat sich kein Demokrat hervorgewagt, um es mit der Hillary Clinton-Kampagnenmaschinerie aufzunehmen, die wohl bis Mitte April offiziell in den Kampf-Modus geschalten haben wird.

Niemand außer Jim Webb. Der ehemalige Senator aus Virginia ließ zumindest schon mal ein Exploratory Committee formen, um auszuloten, ob eine Kandidatur aussichtsreich sei. Webbs Fokus liegt auf der republikanischen Wählerbasis: Arbeiter, männlich und weiß aus der Mitte der USA. Der 69-Jährige vertritt eine konservative Sicht auf das Recht, Waffen zu tragen, er kritisierte den Irak-Krieg und die Wirtschaft, die zu sehr auf das Wohl der Banken abziele, arbeitete in der Reagan-Administration als Marineminister und ist ein mehrfach ausgezeichneter Vietnam-Veteran. Seine Chancen: Er gilt er als Outsider innerhalb der eigenen Partei. Ihm fehlt bisher ein konkurrenzfähiges Spender-Netzwerk. Lassen sich ausreichend Geldgeber davon überzeugen, dass er eine Alternative zu Hillary Clinton ist, würde Webb auch gegen einen Republikanischen Kandidaten eine gute Figur machen.

Außer Webb könnte Elizabeth Warren gefährlich für Clinton werden. Doch die Senatorin für Massachusetts, die sich für eine Regulierung der Banken einsetzt und für die Sorgen der Mittelschicht streitet, hat stets betont, sie strebe keine Kandidatur an. Der Liebling der Progressiven scheint zu ahnen, dass sie weniger die Basis vereinen, als polarisieren würde. Und so glaubwürdig Warren in ihrer politischen Überzeugung ist, so chancenlos ist auch sie gegen das Über-Netzwerk Clintons.

Die ehemalige First Lady, Senatorin und Außenministerin Hillary Rodham Clinton greift auf Verbündete und Geldgebern aus den höchsten politischen und wirtschaftlichen Kreisen zurück. Für die nötige Grassroot-Begeisterung kurvt seit zwei Jahren das Super PAC Ready for Hillary mit einem Bus quer durchs Land. Es sammelt Geld (im ersten Jahr über 4 Millionen US-Dollar) sowie College- und Joe-Six-Pack Unterstützer. Die Liste ist laut eigenen Angaben auf Facebook von Anfang April knapp 4 Millionen Unterschriften lang. Clinton kann sich auf Milliardär George Soros ebenso verlassen wie auf politische Arbeitstiere, die für gute Voraussetzungen in umkämpften Vorwahlstaaten sorgen, darunter der Kongressabgeordnete Tim Ryan aus Ohio.

Hillary Clinton ist derjenige Kandidat, den es zu schlagen gilt, sowohl für Demokraten als auch für die Republikaner. Zur Belastung könnte werden, dass sie ein Washington-Insider ist und die, für einen Kandidaten ihres Kalibers, zwangsläufige Nähe zur Finanzwirtschaft. Auch Benghazi-Gate und der Sicherheitsskandal um das Nutzung eines privaten Email-Kontos für den offiziellen Schriftverkehr als Außenministerin werden Clinton im Wahlkampf erneut in Rechnung gestellt werden. Für sie zählt es, frühzeitig den narrativen Spagat erfolgreich zu verkaufen zwischen erfahrener Exekutive auf der einen Seite und mütterlicher Kämpferin aus Little Rock Arkansas gegen Ungleichheit auf der anderen Seite. Mit Ehemann Bill in Top-Form an ihrer Seite ginge die Überzeugungsarbeit leichter von der Hand.

Laut Daten (RCP) der Umfragen-Aggregator-Seite Real Clear Politics liegt Clinton unter den potentiellen Kandidaten der Demokraten mit fast 60 Prozent einsam und allein in Führung. An Position zwei liegt Joe Biden mit 13 Prozentpunkten, von dem als Vizepräsident unweigerlich erwartet wird, dass er antritt, gleichwohl er ähnliche Schwerpunkte abdeckt wie Clinton. Noch hinter Warren mit 11.8 Prozent liegt Webb mit krümeligen 1.2 Punkten.