Flamanville: "Anomalien" beim Reaktordruckbehälter

AKW in Flamanville; Bild: schoella - panoramio; CC BY 3.0

Das EPR-AKW im Bau wird von der französischen Atomsicherheitsbehörde wegen ernsthafter Materialmängel kritisiert

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Für Areva war das keine gute Nachricht und die Geschäftspartner in China dürften auch genau hinhören. Gestern äußerte der Chef der französischen Atomsicherheitsbehörde ASN gravierende Bedenken über das Material des Reaktordruckbehälters in Flamanville. Im chinesischen Taishan werden ebenfalls EPR-Reaktoren von Areva gebaut.

Franck Chevet stellte gestern Abgeordneten den aktuellen Bericht seiner Behörde vor und ging dabei nochmals auf vorgefundene "Anomalitäten" beim Reaktordruckbehälter ein, die die staatlichen Aufseher über die nukleare Sicherheit schon vor gut einer Woche veröffentlichten.

Reklamiert wurde der Stahl mit dem der Reaktordruckbehälter umkleidet ist. Die Widerstandskraft gegen mögliche Risse falle geringer aus als erwartet, berichtete die ASN. Chevet bekräftigte den Mängelvorwurf - "eine Anomalie, die ich als schwerwiegend, sehr schwerwiegend einstufe" - setzte hinzu, dass man dem "alle Aufmerksamkeit widme", dass eine positive Einschätzung nicht genüge, dass man vielmehr eine "starke Überzeugung, eine Quasi-Sicherheit" bei dieses Sache brauche, es müsse "völlig ausgeschlossen sein, dass der Reaktordruckbehälter irgendwie brechen kann; er muss so gebaut sein, dass Risse ausgeschlossen sind".

Man werde dies in den nächsten Wochen genau mithilfe von Spezialisten des Instituts für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN) prüfen. Im Fall des Falles müsse der Reaktordruckbehälter ausgetauscht und neu gebaut werden. Für Areva könnte dies einen neuen Aufschub der Fertigstellung bedeuten - erst im November hatte man, nach mehreren Verlängerungen, Ende 2017 als neuen Termin bekannt gegeben (Atomkraft: Teurer, später, riskanter) - und weitere Kosten. Derzeit schätzt man sie auf 8,5 Milliarden, anfänglich rechnete man mit 3,3 Milliarden Euro.

Die finanziellen Fragen mal ausgeklammert, wäre es theoretisch schon möglich, den Reaktordruckbehälter auszutauschen und einen neuen einzusetzen, wird Thierry Charles vom Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN) zitiert. Greenpeace glaubt nicht daran und von Areva gab es dazu keinen Pressekommentar.

Aus China wird indessen gemeldet, dass man die Qualität der Konstruktion des Reaktordruckbehälters "unter Kontrolle" habe.